Mittwoch 28.11.07, 08:00 Uhr
Freie Uni Bochum kämpft für Erhalt der Universitäten an der Ruhr:

„Hände weg von der Hochschullandschaft!“


uamr-logo.PNGDie Freie Uni Bochum (FUB) kritisiert die derzeitigen Bestrebungen der Universitäten Duisburg-Essen, Dortmund und Bochum zur sogenannten „Universitätsallianz Metropole Ruhr“ (UAMR) aufs schärfste. Unter dem Titel „UAMR – eine Allianz, die das Ruhrgebiet nicht braucht“ beteiligt sich die FUB daher mit einem kritischen Beitrag am derzeit ausgeschriebenen Wettbewerb zur Findung eines gemeinsamen Logos für die drei Uni-Standorte im Ruhrgebiet.
Die Studierenden befürchten, dass aus der Allianz bald eine Fusion werden könnte, durch die die Hochschullandschaft an der Ruhr langfristig substantiell gefährdet sei. Ulrich Schröder, einer der Aktiven der FUB, bringt die Kritik an der „Universitätsallianz“ wie folgt auf den Punkt: „Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen ist sicherlich sehr wünschenswert, aber wir befürchten, dass sich das Angebot der einzelnen Unis verschlechtern und es nicht bei der sogenannten Allianz bleiben wird.“ Erste Anzeichen hierfür lassen sich laut der kritischen Stimmen schon heute erkennen. So benannte sich die Universität Dortmund zum 1. November 2007 in „Technische Universität Dortmund“ um und vernachlässigt somit den großen Anteil geisteswissenschaftlicher Fächer.
In ihren Rektor haben die Studierenden der Ruhr-Uni in dieser Sache keinerlei Vertrauen: „Nachdem die Hochschulleitung der Ruhr-Uni Bochum (RUB) mit ihrem Konzept der Elite-Universität zuletzt beim ‚Exzellenz-Wettbewerb’ großartig gescheitert ist, sollen nun mit einer angeblichen Allianz der Unis im Ruhrgebiet offensichtlich noch größenwahnsinnigere Wege beschritten werden“, so Schröder weiter. Bereits vor seinem offiziellen Amtsantritt hatte RUB-Rektor Elmar Weiler in einem umfassenden Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung eine Zusammenlegung der Hochschulstandorte im Ruhrgebiet gefordert (siehe WAZ vom 20./21.10.2006).
Um eine klare Sprache zu sprechen, ist das Motiv des Logo-Wettbewerbsbeitrags der FUB sehr nüchtern gehalten: Es besteht aus zwei roten Balken, welche die nebeneinander stehenden einzelnen Logos der beteiligten Universitäten überkreuzen. „Durch das gewählte Motiv soll auch der schon jetzt spürbare schrittweise Abbau des Bildungsangebots an den drei Ruhrgebietsunis, der mit dem Fusionsprozess einhergeht, demaskiert werden“, heißt es im Begleitschreiben der Freien Uni zu ihrem Wettbewerbsbeitrag. „Nur ein Logo, das den schleichenden Abwicklungsprozess eigenständiger Universitätsstandorte im Ruhrgebiet in aller Offenheit repräsentiert, kann den Kerngedanken der UAMR in den öffentlichen Diskurs über eine durchgreifende Transformation des Hochschulsystems nach rein marktökonomischem Kalkül angemessen abbilden.“ Die Aktiven der FUB erhoffen sich, durch ihren Wettbewerbsbeitrag einen Impuls zu geben, dass künftig eine ehrlichere Debatte über die Zukunft der Hochschullandschaft im Ruhrgebiet geführt wird.
Weitere Stimmen zur Allianz:
„Im Falle einer Fusion der Ruhrgebietsuniversitäten würden wie bereits bei der Vereinigung der Unis Duisburg und Essen zahlreiche Stellen gestrichen und voraussichtlich ganze Fachbereiche an einzelnen Standorten abgewickelt. Viele Beschäftigte würden auf die Straße gesetzt, und auch den Studierenden würde das Leben noch schwerer gemacht, indem zahlreiche Fächerkombinationen, die heute an einer Universität studierbar sind, nur noch an verschiedenen Orten zu belegen wären. Wir sehen keinerlei Sinn darin, künftig einen Großteil unserer Studiensemester, für die wir seit dem Sommersemester 1000 Euro jährlich zahlen müssen, in überfüllten und verspäteten öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen Dortmund, Bochum, Essen und Duisburg zu verbringen.“ (Anna Dolf, Studentin an der Uni Duisburg-Essen)
„Mit seinem Vorhaben, die drei verbliebenen Universitäten im Ruhrgebiet zusammenlegen zu wollen, hat RUB-Rektor Elmar Weiler gezeigt, dass er die Bedürfnisse eines Großteils der Studierenden am derzeit immer noch größten Hochschulstandort im Ruhrgebiet mit Füßen tritt: Elitenförderung soll künftig an die Stelle von Breitenbildung treten und die Forschung auf Kosten der Lehre subventioniert werden, während Kinder aus Arbeiterfamilien durch einen verstärkten Trend zu wissenschaftlicher Elitenbildung und Ökonomisierung hochschulischer Bildung ins Abseits gedrängt würden. Eine auf die Interessen der Wirtschaft zugeschnittene Mega-Uni im Ruhrgebiet wäre ein Schlag ins Gesicht der Interessen Studierender aus sozial schwachen Schichten!“ (Martin Ströhmeier, stellvertretender studentischer Senator)