Samstag 21.07.07, 16:19 Uhr

Nazi-Laden „Goaliat“ jetzt in Dortmund


In einer Presseerklärung berichten das „Antifaschistische Bündnis 28.03.“ und die „Antifa Union Dortmund“, dass der Nazi-Laden „Goaliat“ von Bochum nach Dortmund umgezogen ist: „Jüngst hat in der Hohen Straße 53 im Dortmunder Kreuzviertel das extrem rechte Bekleidungsgeschäft „Goaliat“ aus Bochum eröffnet. In Bochum hatte ein breites Bündnis aus aktiven AntifaschistInnen, Verbänden, Vereinen, der Gewerkschaften sowie der Lokalpolitik und lokaler Gewerbetreibender den Wegzug des Ladens bewirkt. Vertrieben wird vor allem die extrem rechte Streetwear-Marke „Thor Steinar“, die auch im „Donnerschlag“ vetrieben wird und deren Tragen im Stadion bereits von Bundesliga-Clubs wie Werder Bremen und Hertha BSC Berlin verboten wurde. Der Betreiber des neuen Geschäfts bewegt sich selbst in der rechten Szene und bezeichnet sich als „Althooligan“ der „Kategorie C“.
Antifa startet Kampagne.

In Dortmund hat sich das Geschäft jetzt im alten Ladenlokal des politisch unverdächtigen Fußball-Retro-Shop „Alte Liebe“ angesiedelt. Die Marke „Thor Steinar“ zielt insbesondere auf neonazistische Fans aus den Ultra- und Hooliganszenen. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf den ersten Blick nur für Eingeweihte als extrem rechte Szenebekleidung auszumachen ist. „Längst hat sich das Outfit der Neonazis verändert, es dominiert nicht mehr der klassische Skinhead-Look, sondern extrem rechte Streetwear-Marken wie eben „Thor Steinar“ bestimmen das Bild“, so Michael Laskowiak, Pressesprecher des „Antifaschistischen Bündnis 28.03.“. Im neuen Ladenlokal in Dortmund finden sich in den Auslagen Textilien der Marke „La Vida Loca“ im Gangsta-Stil, im hinteren Ladenbereich dominiert jedoch klar „Thor Steinar“ das Geschäft.

„Thor Steinar“ – eine „braune Masche“:
Gegründet von einem Protagonisten der Königs Wusterhausener Neonaziszene, versucht „Thor Steinar“ rechte Symbolik in Szenecodes versteckt zu transportieren. Man produziert schicke, angesagte Bekleidung, die in der breiten Bevölkerung niemand auffallen, die der rechten Szene und Hooligans jedoch als identitätsstiftendes Erkennungsmerkmal dienen. Stylische Klamotten, versehen mit allerlei an den Nationalsozialismus und dessen Germanenkult angelehnten Namen, Schriftzügen, Bildern und Runen, bieten rechten Jugendlichen die Möglichkeit, chice Kleidung zu tragen, die Eingeweihten ihre Gesinnung offenbart, mit der sie aber die Gefahr umgehen, ständig für ihren Rassismus, Antisemitismus und ihre Demokratiefeindlichkeit von Anderen zur Rede gestellt zu werden. Zusammengesetzt aus dem Namen des nordischen Gottes Thor und einer Abwandlung des Namen des SS-Generals Felix Steiner, findet sich rechte Symbolik in „Thor Steinar“-Produkten versteckt in Aufdrucken wie „Nordfront“ oder „SüdWestAfrika“, versehen mit dem abgewandelten Palmen-Logo des deutschen Afrika-Korps, Wikingern mit Schwertern und „Fight for your Right“ Unterschrift oder auch deutschen WK-II-Kampfflugzeugen nebst Schriftzug „Flugschule“.
Das erste Markenlogo der Firma „Thor Steinar“ wurde in Deutschland verboten, da es zusammengesetzt war aus einer Tyr-Rune und einer Wolfsangel- beides Embleme, die vielfältig im 3.Reich als Embleme von NS-Organisationen verwandt wurden. Die Produzenten der Marke haben dies Logo inzwischen vom Markt genommen und es durch eine unverdächtigere Rune ersetzt. Dem vorausgegangen war ein langes juristisches Tauziehen, mit Verboten, Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen. Das alte Logo ist auch im Nachbarland Tschechien verboten und die norwegische Regierung hat bei der deutschen Botschaft in Oslo Klage gegen die Verwendung der Staatsflagge in rechter Szenebekleidung eingereicht. Der Berliner Fußballverein Hertha BSC verwehrt seit dem 4. November diesen Jahres allen Fans den Zugang zum Berliner Olympiastadion, die – ob verschlüsselt in Symbolen oder offen – Bekleidung tragen die eindeutig dem rechten Spektrum zuzuordnen sind. Namentlich wird auf der Homepage von Hertha BSC „Thor Steinar“ benannt.

Der Besitzer
Der Inhaber des neuen Ladens heißt Torsten Kellerhoff und stammt aus Wetter an der Ruhr. In der Hooliganszene beheimatet, hegt er eine Vorliebe für Rechtsrock und trägt den „Linientreu“, Name einer bekannten RechtsRock-Band, in Frakturschrift auf seinem Unterarm zur Schau. Als im Oktober 2002 in der von seiner Freundin gepachteten Wittener „Waldgaststätte Vogel“ ein Rechtsrockkonzert stattfinden sollte, mimte er die „Unschuld vom Lande“ und wollte auf keinen Fall „in die rechte Ecke gestellt werden“. Die Polizei unterband an diesem Abend das Konzert der beiden bundesweit bekannten Nazis Christian Worch und Thorsten Heise („taz“ Bremen 8.10.2002).
Als im Oktober 2005 in Bochum sein Laden „Goaliat!“ eröffnete, gaben sich im und vor dem Lokal stadtbekannte Nazis und Hooligans ein kameradschaftliches Stelldichein. Im „Goaliat!“ wurde ebenfalls vor allem „Thor Steinar“ verkauft, Käufer waren neben Neonazis insbesondere rechte Hooligans.
Das Kellerhoff mit seinem Geschäft aus Bochum nach Dortmund geflüchtet ist, ist einem breiten Bündnis zu verdanken, das von außerparlamentarischer Linker über das Schauspielhaus, Künstler, Gewerkschaften wie Gewerbetreibenden bis hin zu lokalen Bundestagsabgeordneten der SPD reichte.

Kampagne
„Als Dortmunder AntifaschistInnen stellen wir klar, dass Kellerhoff mit seinem Unternehmen auch in Dortmund kein Bein auf den Boden bekommen wird. Wir fordern alle antirassistischen Dortmunder Bürger und Bürgerinnen auf, sich an Aktivitäten gegen das Ladenlokal zu beteiligen und fordern insbesondere den Verein Borussia Dortmund auf, das Tragen von „Thor Steinar“-Bekleidung im Stadion zu untersagen, so wie es beispielsweise Hertha BSC Berlin bereits 2006 verfügt hat. Wir werden in den nächsten Wochen eine Kampagne gegen den Laden initiieren und rufen alle BürgerInnen und Gewerbetreibenden des Kreuzviertels auf, sich gegen das rechte Ladenlokal zu engagieren.“, so Kerstin Wiedemann, Pressesprecherin der „Antifa Union Dortmund“. Alle, die sich gegen den „Donnerschlag“ engagieren, sollten dies auch im Falle des neuen Ladens tun- dient der Dorstfelder Laden der etablierten Neonaziszene als Treffpunkt, so ist die Gefahr im Kreuzviertel mindestens ebenso groß: es droht weiterer Zuwachs für die Szene.