Montag 07.11.11, 11:38 Uhr
9. November: 73. Jahrestag der Reichspogromnacht

Gedenkveranstaltung am Dr. Ruer-Platz 1


Die zentrale Gedenkveranstaltung zum 73. Jahrestag der Reichspogromnacht findet in Bochum um 17.00 Uhr am Dr. Ruer-Platz statt: Der Bochumer Kinder- und Jugendring beschreibt Hintergrund und Ablauf der Kundgebung: »Am 09. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen und Gebetshäuser angezündet, wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, gab es zahlreiche Verhaftungen Unschuldiger und es wurden Menschen ermordet. Die Nazis ließen ihrem Hass auf Juden – auch in Bochum – für alle sichtbar freien Lauf und zerstörten die alte Synagoge. Diese Nacht war das Signal zum größten und schlimmsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit. Die Reichspogromnacht am 09. November 1938 führte der Weltöffentlichkeit drastisch vor Augen, dass Juden in Deutschland brutal verfolgt wurden.

In Bochum und in vielen anderen Städten in Deutschland wird mit den alljährlichen Gedenkveranstaltungen dafür Sorge getragen, dass die traurigen Ereignisse im National-sozialismus nicht in Vergessenheit geraten und für die Zukunft mahnen. Die zentrale Gedenkveranstaltung beginnt um 17.00 Uhr an den Stelen (Harmoniestraße / Ecke Dr. –Ruer-Platz).

Die Bochumer Juden waren keine homogene Gruppe. Was sie einte, war ihr Selbstverständnis als Deutsche jüdischen Glaubens. Ansonsten fühlten sie sich der gesellschaftlichen Schicht zuge-hörig, die ihrem Beruf und ihrem Bildungsstand entsprach.
In diesem Jahr soll das Gedenken an die jüdischen Bewohner der Goethestraße in den Mittel-punkt der Gedenkveranstaltung gerückt werden. Hier wohnten vor allem Menschen, die der Bochumer Oberschicht (Kaufleute und Akademiker) zuzuordnen sind.
Zu dieser Oberschicht zählte auch die Familie Kaminski. Mathilde Kaminski und ihr Sohn Walter führten eine renommierte Maßschneiderei in der Viktoriastraße. In der Nacht des 9. November 1938 plünderten und verwüsteten Nationalsozialisten das Geschäft und die Wohnung von Walter Kaminski, welche sich in der Goethestraße 14 befand. Walter Kaminski floh noch in derselben Nacht aus Bochum und entging dadurch der Verhaftung und der Deportation ins Konzentrationslager Sachsenhausen. 1939 emigrierte er mit seiner Familie in die USA. Seine Mutter musste das Geschäft an die Stadt Bochum verkaufen. Ein ehemaliger Angestellter, Mitglied der NSDAP, übernahm daraufhin den Laden. Mathilde Kaminski musste ihre Wohnung in der Viktoriastraße räumen und zog vorübergehend zu den Schwiegereltern ihres Sohnes und später in das Judenhaus in der Goethestraße 9. Obwohl inzwischen fast mittellos, gelang ihr im Januar 1941 mit Hilfe ihrer inzwischen in den USA lebenden Kinder noch die Ausreise.
Schüler der Geschichts-AG der Goethe-Schule erinnern an das jüdische Leben in der Goethe-straße.
Grußworte sprechen die Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Grigory Rabinovich.
Die Gedenkveranstaltung wird vom Evangelischen Jugendposaunenchor Bochum-Linden musikalisch begleitet.
Zum Abschluss der Veranstaltung legen die Oberbürgermeisterin und Vertreter von Parteien, von der VVN-BdA und vom Kinder- und Jugendring Kränze zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nieder.
Die Gedenkveranstaltung zum 09. November wird in Kooperation vom Arbeitskreis „09. November“ und vom Kinder- und Jugendring Bochum durchgeführt.
Am 09. November 2011 finden in Bochum weitere Veranstaltungen statt, um den 73. Jahrestag der Reichspogromnacht angemessen zu begehen.
Unter der Leitung von Dr. Hubert Schneider (Verein Erinnern für die Zukunft) wird um 15.00 Uhr ein Rundgang zu den Stolpersteinen durchgeführt, die in den vergangenen Jahren verlegt worden sind. Der Treffpunkt für den Stolpersteinrundgang ist an den Stelen (Harmoniestraße / Dr- Ruer-Platz).
Der geplante Rundgang mit Klaus Kunold (VVN-BdA) muss aufgrund einer Erkrankung leider ausfallen.
Nach dem Ende der zentralen Gedenkveranstaltung besteht um 18.30 Uhr die Möglichkeit, die neue Synagoge zu besichtigen. Die Führung wird von Dr. Hubert Schneider durchgeführt.«


Ein Gedanke zu “Gedenkveranstaltung am Dr. Ruer-Platz

  • Falk Moldenhauer

    Am 9. Nov. jährt sich der Tag, an dem die Nazis die „Reichsprogromnacht“ durchführten. Mit Plünderungen und Brandstiftung begann 1938 die Verfolgung der aus der „Volksgemeinschaft“ Ausgegrenzten. Am Ende stand die fabrikähnliche Vernichtung von Millionen Menschen und Angriffskrieg. Ich bin für ein Deutschland ohne Faschismus und Krieg und das Aufkommen brutalster Ideologie und Verbrechen. Die NPD und alle alle anderen faschistischen Gruppen gehören verboten! Denn der Faschismus ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“ (Bert Brecht)

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