Liebe Anwesenden: „So was hätt einmal fast die Welt regiert! Die Völker wurden seiner Herr, jedoch Dass keiner uns zu früh da triumphiert – Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“ So lauten die Schlussworte des Theaterstücks »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« von Bertolt Brecht, in dem parabelhaft und verfremdet das Emporkommen der Faschisten in Deutschland geschildert wird.
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa durch die vollständige bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Wir feiern heute 79 Jahre der Befreiung des Deutschlands vom Nazismus, das Ende des größten Blutvergießens der Weltgeschichte, die Rettung der europäischen Juden vor der vollständigen Vernichtung. Im Zweitem Weltkrieg haben 60 Millionen Menschen ihr Leben verloren, fast die Hälfte davon waren Zivilisten. Jeder Zehnte war Jude. Am meisten betroffen waren die Sowjetunion und die Rote Armee.Das sowjetische Volk zahlte einen hohen Preis für den Sieg. 27 Millionen Menschen starben, 12 Millionen davon waren Soldaten und Offiziere.
Für den 11. Mai haben das bundesweite Netzwerk Zusammen Gegen Rechts sowie die Kampagne Menschenwürde verteidigen – AfD-Verbot Jetzt! deutschlandweit zu Protesten aufgerufen. Ziel der Proteste ist, dass Bundestag, Bundesrat und die neue Bundesregierung unverzüglich das Verbotsverfahren gegen die AfD vor dem Bundesverfassungsgericht einleiten. In Bochum startet die Kundgebung am Sonntag um 14:00 Uhr am Hauptbahnhof.
Die bundesweite Kampagne „AfD-Verbot jetzt“ hat dazu aufgerufen, am kommenden Sonntag in möglichst vielen Städten Demonstrationen für ein AfD-Verbot zu organisieren. In Bochum haben sich heute Abend mehr als 20 Vertreter:innen von Parteien, Gewerkschaften und Initiativen getroffen, um diese Kampagne zu unterstützen. Geplant ist eine Demonstration, die am Sonntag um 14 Uhr am Hauptbahnhof beginnt, über Unistraße, Schauspielhaus Ehrenbergplatz, Bermuda-Dreieck zum Hauptbahnhof zurückgeführt.
(Update: siehe unten Redebeitrag der Oval Office Bar) Am Abend vor dem 1. Mai gingen in Bochum ca. 2500 Menschen bei der 10. Revolutionären Vorabenddemo „Gegen den Faschismus und seine Finanziers“ auf die Straße. Der Eröffnungsredebeitrag hatte das Thema „Reiche, Rechte und rechte Reiche“. Das Redescript:
Unsere Ostermärsche sind Märsche für den Frieden und gegen Militarismus und Faschismus. Im ersten Ostermarschaufruf von vor 65 Jahren hieß es daher: »Schon einmal hat man dem deutschen Volk den Vorwurf gemacht, geschwiegen zu haben, wo mutige Worte und Taten notwendig waren. In den Konzentrationslagern – wie Bergen-Belsen – kamen Millionen Menschen ums Leben. Bei Fortsetzung der atomaren Aufrüstung aber drohen der gesamten Menschheit Vernichtung.«
Am 29. April wird die Hamburger Journalistin Ruth Hoffmann in der Bochumer Fritz Bauer Bibliothek ihr im April 2024 erschienenes Buch „Das deutsche Alibi. Mythos ‚Stauffenberg-Attentat‘“ vorstellen. Dazu schreibt uns das Fritz Bauer Forum: »Zu den Ereignissen des 20. Juli 1944 scheint auf den ersten Blick alles gesagt.
Der Stadtpark Wattenscheid wird wiedereröffnet u.a. sind auch der der AKU, BoKlima (mit Photovoltaik-Vorstellung) und die VerbraucherZentrale mit dabei. Die Stadt schreibt: »Am Samstag, 29. März, wird ab 13 Uhr die Wiedereröffnung des Wattenscheider Stadtgartens gefeiert. Er ist mit neuem Spielplatz, Boule- und Schachbereich, einem neuen Parkplatz sowie vielen unterschiedlichen Bepflanzungen komplett erneuert. Ein besonderes Highlight: der Storcherlebnispark.
Das Bündnis gegen Rechts hatte auf seiner Sitzung im Februar beschlossen am 26. März zu einem Treffen einzuladen, um zu besprechen, welche Aktivitäten zur Kommunalwahl im September gestartet werden sollen. Wenige Tage später gab es ein ebenfalls recht großes Treffen von Menschen, die sich an den Aktivitäten der Kampagne „Widersetzen“ gegen die AfD-Parteitage in Essen und Riesa beteiligt hatten. Hier entwickelte sich die Idee, das Treffen am 26. März zu einer Tagung zu machen, bei der gemeinsam über die weitere Antifa-Arbeit in Bochum beraten werden soll. Es wurde eine gemeinsame Vorbereitungsgruppe gebildet, die jetzt für den 26. März alle interessierten Gruppen und alle nicht organisierten Interessent:innen zu einer Beratung in der Ko-Fabrik einlädt: »Was tun: Aufstehen und Widersetzen
Am Freitag, den 11. April findet auf Einladung der Föderation Demokratischer Arbeitervereine (DIDF) und dem Institut für Soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum von 12-17 Uhr eine Migrationskonferenz mit Vorträgen, Podiumsdiskussion und Kulturbeiträgen im Kunstmuseum Bochum statt. Die Konferenz soll Initiativen, Wissenschaftler:innen, Kulturschaffende und Interessierte zusammenbringen, die sich mit dem Thema Migration beschäftigen und das Zusammenleben stärken wollen. Die Anmeldung ist bis zum 4. April 2025 möglich.
Ein weiterer Redebeitrag bei der Vorabenddemo zum Frauenkampftag hat die Redaktion erreicht:
»Wir vom Fachschaftsrat Gender Studies Ruhr-Universität Bochum haben mit Freude gesehen, dass ihr einen Artikel zur Vorabenddemo geschrieben habt und dabei die Redebeiträge auf der Demo dokumentiert. Im Anhang findet ihr unseren Redebeitrag. Die Aufteilung auf zwei Redner*innen haben wir mit Buchstaben markiert und zum besseren Verständnis im Text belassen.«
Die feministische Gruppe furore schreibt auf ihrer Internetseite: »am 7.3.2025 gingen in Bochum ca. 3000 Menschen bei der Vorabenddemo zum feministischen Kampftag auf die Straße, um für ein gutes Leben für alle zu demonstrieren. Die Demo war laut und kämpferisch und Bochum wie immer stabil.« Reden und Eindrücke
Nieder mit der Afd und ihren geistigen Verbündeten
Unter diesem Motto sind wir vor drei Wochen mit gut 25.000 Menschen in Bochum auf die Straße gegangen.
Eine Woche später war die Bundestagswahl und die Ernüchterung war groß.
Über 50% der Wähler*innen haben rechte Parteien gewählt, die CDU ist stärkste Kraft geworden, die AfD die zweitstärkste, nur die FDP wurde für ihre neoliberale und sozialdarwinistische Politik abgestraft und ist aus dem Bundestag geflogen.
Die Zukunftsaussichten sind düster. Die CDU hat mit einem regelrechten Hagel aus Anfragen den ersten Angriff auf die Zivilgesellschaft gestartet. Wie erfolgreich Angriffe wie diese sein werden wird sich zeigen. Fest steht allerdings jetzt schon, wen die kommende Regierung als ihren Feind markiert hat: emanzipatorische Kräfte, die den bestehenden Verhältnissen widersprechen und das gute Leben für alle fordern. Also auch uns, die heute Abend hier auf der Straße sind.
Mysogonie und binäre Geschlechtsvorstellungen waren schon immer Triebfedern von konservativen und nationalistischen Parteien und Gruppen. Feminismus, LGBTQIA* Rechte und Selbstbestimmung, sind ihnen ein Dorn im Auge. Antifeministische Akteure und Parteien, wie die AfD und Union, bedrohen unsere pluralistische Gesellschaft und kämpfen gegen alles, wofür wir heute auf die Straße gehen.
Antifeminismus und Misogynie sind zentraler Bestandteil konservativer bis extrem rechter Ideologien und drücken sich in verschiedenen Themen und Positionen aus. Ihre Familienpolitik, Positionen zu Schwangerschaftsabbrüchen oder LGBTQIA-Feindlichkeit sind die Grundlage für rassistische Ressentiments. Die Rechtsterroristen von Hanau, Halle oder Christchurch verbindet ein zutiefst antifeministisches, rassistisches und antisemitisches Weltbild. Und dies sind nur ein paar der Beispiele, in denen das verzweifelte Festhalten an einer männlichen weißen Überlegenheit für viele Menschen tödlich endete.
Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft?
Das Familienbild der AfD baut auf dem Ideal der weißen, heterosexuellen Mehrkind-Familie auf in der der Ehemann das Geld nach Hause bringt und die Ehefrau die Reproduktionsarbeit übernimmt. Alle Menschen, die nicht in diese binäre Geschlechtervorstellung passen, sind für die AfD nicht existent. Die AfD transportiert damit klare Rollenbilder, sie preist den Mann als Vater, Beschützer und Ernährer der Familie, die Frau hingegen drängt sie die Rolle der liebenden Mutter, die zuhause ist, sich um die Kinder kümmert und dafür sorgt, dass das Essen pünktlich auf dem Tisch steht. In ihrer Ideologie spielen der „starke“ Mann und die „liebende“ Mutter eine zentrale Rolle. In ihrem Wahlprogramm propagiert die AfD das Leitbild der 3-Kind-Familie. Frauen erfüllen für Sie den Zweck Kinder zu gebären und somit das Fortbestehen der „biodeutschen“ Bevölkerung zu sichern. Die Familie ist das vermeintliche Bollwerk gegen den demographischen Wandel und maßgeblich für den Erhalt deutscher Kultur verantwortlich. Denn wo genug Kinder geboren werden, benötigt es keine Migration um die Wirtschaft am Laufen zu halten.
Unter dem Deckmantel des Schutzes von Frauen bedient sich die AfD rassistischer Klischees und schürt Angst vor vermeintlich Fremden, denn migrantische Männer seien es laut der AfD, die Frauen gefährlich werden. Doch was sie dabei bewusst auslässt sind die über 100 Femizide jährlich und dass Gewalt gegen Frauen oft im eigenen häuslichen Umfeld stattfindet. Einem Umfeld, dem Frauen in der Dystopie der AfD nur schwer entkommen können, denn wie sollen sie sich ein eigenes Leben nach einer Trennung aufbauen, mit Kindern, ohne Berufserfahrung, ohne Altersvorsorge?
Der Kampf gegen die Selbstbestimmung von Frauen ist das verbindende Element von AfD und sogenannten „christlichen“ Rechten. Sie beanspruchen das Recht über den weiblichen Körper zu entscheiden. Sie sind es, die Frauen in veraltete Rollenbilder zwängen. Die AfD und ihre ideologischen Verbündeten sind es, die die Wünsche und das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen mit Füßen treten. Sie sehen im weiblichen Körper nur den Nutzen der Reproduktion und damit einhergehend den Erhalt der „biodeutschen“ Bevölkerung. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die AfD eine „Willkommenskultur für Un- und Neugeborene“ fordert und sich dagegen wendet „Abtreibungen zu bagatellisieren“. Sie zeichnet das Bild, dass Schwangere willkürlich und undurchdacht ihre Schwangerschaft abbrächen und lässt die realen Gründe außen vor. Durch eine Meldepflicht für Schwangerschaftsabbrüche möchte sie Frauen vor zusätzliche Hürden stellen und einen Schwangerschaftsabbruch erschweren. Sie fordern den Zugriff auf den Körper der Frau.
Ihre Dystopien werden wir nicht kampflos hinnehmen! Wir sind heute auf der Straße um das gute Leben für Alle zu erstreiten! Wir sind laut und setzen ihnen unsere Utopien entgegen! Tage wie heute zeigen, dass wir unglaublich viele sind und uns nicht unterkriegen lassen Wir stehen solidarisch Seite an Seite und setzen uns gegen die Angriffe von Rechten und Konservativen zu Wehr!
Zu guter Letzt möchten wir die Möglichkeit nutzen und auf den Fall Maja aufmerksam zu machen. Maja ist eine non binäre Person und im sogenannten Bundapestkomplex angeklagt. Gemeinsam mit anderen Antifaschist:innen soll Maja sich in Budapest an Angriffen auf Neonazis beteiligt haben, die dort jedes Jahr der Waffen-SS gedenken. Anfang dieses Jahres hat in Ungarn der Prozess gegen Maja begonnen und Maja drohen bis zu 24 Jahre Haft. Maja wurde in einer Nacht und Nebelaktion in das queerfeindliche Ungarn verschleppt, ohne das Majas Anwalt und Familie darüber informiert wurden. Kurz danach wurde diese Auslieferung durch das Bundesverfassungsgericht für rechtswidrig erklärt. Doch zu spät, seit über einem halben Jahr sitzt Maja nun unter menschenunwürdigen Bedingungen in Ungarn in Haft. Wir senden solidarische Grüße an Maja und alle anderen inhaftierte und untergetauchten Antifas. Ihr seid nicht allein!
Die AfD will am 8. März mit Beatrix von Storch nach Essen kommen – am Internationalen Frauenkampftag – deshalb gibt es mehrere Aufrufe, sich dem entgegenzustellen. So schreibt widersetzen Essen: »Eine Partei, die Frauen zurück an den Herd drängen will, die gegen Gleichberechtigung hetzt und für eine Politik steht, die uns unsere hart erkämpften Rechte nehmen will. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller, die für Feminismus, Selbstbestimmung und eine gerechte Gesellschaft kämpfen!
Furore Bochum lädt am Sonntag, den 9. März um 13:00 Uhr in der KoFabrik zu einem Workshop ein: »Wer war eigentlich Rosa Parks und warum reden Feminist*innen heute über Britney Spears? Wer ist Andrew Tate und warum müssen wir ihn verstehen, um heute feministisch zu arbeiten? Wir werden uns gemeinsam die Geschichte der feministischen Bewegung anschauen, um zu verstehen, was wir alles schon erreicht haben und versuchen, Ideen für die Zukunft zu entwickeln. Dabei werden wir auch den Bogen zu aktuellen Phänomenen wie einem Erstarken der AfD und den Tradwifes von Instagram schlagen. Der Workshop richtet sich explizit an alle jungen Menschen ab 14 Jahren, Vorerfahrung ist nicht notwendig.«