Mittwoch 27.08.25, 16:14 Uhr
Stellungnahme des Mieterverein zur Wohnungskrise

Wohnungskrise in Bochum spitzt sich zu


Das Bündnis „Wir wollen wohnen“ Bochum. schreibt in einer Pressemitteilung : >>- Das Bochumer Bündnis „Wir wollen wohnen!“ fordert eine soziale Wohnungspolitik in den Kommunen –
Bezahlbares Wohnen ist eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit, auch in Bochum. Doch die Mieten steigen, Sozialwohnungen verschwinden, und Menschen mit geringem Einkommen werden verdrängt. Seit 2021 sind die Angebotsmieten in Bochum um 20 Prozent gestiegen, wie Zahlen der Empirica Preisdatenbank zeigen. Dass sich die Lage ohne entschlossenes politisches Handeln weiter verschärfen wird, zeigt eine Studie der NRW.Bank: Hiernach fallen bis 2030 fast 25 Prozent der Sozialwohnungen in Bochum aus der Preisbindung und können dann zu Marktpreisen vermietet werden.  


„Das Thema Wohnen gehört ganz oben auf die kommunalpolitische Agenda“, betont Martin Krämer vom Mieterverein Bochum. „Wer zur Kommunalwahl antritt, muss sagen, wie er oder sie bezahlbares Wohnen sichern will und kann nicht nur auf Bund und Land verweisen. Alle politischen Ebenen können und müssen ihren Beitrag für bezahlbares Wohnen leisten.“
Zwar sind Bund und Länder für das Mietrecht und die Finanzierung der sozialen Wohnraumförderung verantwortlich, doch auch die Kommune verfügt über Instrumente eine soziale Wohnungspolitik zu stärken. „Eine wichtige Stellschraube für eine soziale kommunale Wohnungspolitik ist VBW. Der öffentliche Wohnungsbau muss ausgeweitet werden und soll allein der Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum dienen. Zudem kann die Kommune bei Neubauprojekten Vorgaben zum Anteil von Sozialwohnungen machen. Eine Quote von 50 Prozent ist notwendig, da in den kommenden Jahren viele Sozialwohnungen aus der Preisbindung fallen“, so Gabriele Henter von der IG Bau Westfalen.
„ Ziel kommunaler Wohnungspolitik muss auch die Unterstützung einer aktiven Quartiersentwicklung sein, die Begegnungsorte schafft, den sozialen Zusammenhalt fördert und im Sinne einer Barrierearmut alle Bevölkerungsteile berücksichtigt. Zudem müssen konkrete Maßnahmen gegen Obdachlosigkeit, wie z.B. Housing-First Projekte auch in Bochum umgesetzt werden“, fordert Oliver Becker vom Paritätischen Bochum.
 „Zu uns kommen immer mehr Menschen, die mit ihren Wohnkosten überfordert sind. Wir brauchen die Stärkung der Fachberatung zur Vermeidung und zum Abbau von Wohnungslosigkeit. Der Verlust der Wohnung ist für die Betroffenen eine Katastrophe. Präventiv Wohnungsverluste zu vermeiden, ist daher erstes Mittel der Wahl. Falls das nicht möglich ist, schnell eine neue Wohnung zu beschaffen braucht es ein strukturiertes Angebot bei uns in Bochum. Die Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ bietet beides erfolgreich. Wir sehen den nächsten Stadtrat in der Pflicht, das Angebot nachhaltig im kommunalen Haushalt zu verankern. Falls das nicht gelingt, fällt dieses Angebot ersatzlos weg. Eine Lücke die von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen direkt trifft“, erläutert Kalle Meier vom AWO Kreisverband Bochum.
„Durch die hohen Wohnkosten haben Beschäftigte Probleme eine bezahlbare Wohnung in der Nähe ihrer Arbeitsstelle zu finden. Das führt zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und Unternehmen haben Schwierigkeiten, Fachkräfte anzuwerben. Eine soziale Wohnungspolitik entlastet die Verkehrsinfrastruktur und ist Teil kommunaler Wirtschaftsförderung. Diese Zusammenhänge müssen bei kommunalen Investitionsentscheidungen mitgedacht werden,“ betont Stefan Marx vom DGB Ruhr-Mark. 
Um die Dringlichkeit einer sozialen kommunalen Wohnungspolitik zu betonen, werden wir das Thema auf die Straße bringen und laden am Freitag, 29.8. von 16-18 Uhr auf den Platz des Europäischen Versprechens zur Kundgebung ein.

Hintergrund:
Die Mietsteigerungen beziehen sich auf die Angebotsmieten. Sie sind ein Indikator für die Preisdynamik des Mietwohnungsmarktes und spiegeln die aktuelle Marktlage wider. Stark steigende Angebotsmieten erschweren Umzüge und Mobilität; sie führen dazu, dass Menschen weite Pendelwege zur Arbeit zurücklegen und / oder in Wohnungen bleiben, die nicht zu ihrer Lebenssituation passen.
Die Angaben zum Sozialwohnungsbestand beziehen sich auf den Zeitraum von 2024 bis 2030. In vielen Fällen werden weniger Sozialwohnungen gebaut als aus der Bindung fallen, weswegen der Bestand weiter abnimmt.
Das NRW-Aktionsbündnis „Wir wollen wohnen!“ ist ein Zusammenschluss bestehend aus Deutscher Mieterbund NRW e.V., Deutscher Gewerkschaftsbund NRW, Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW e.V., Landesarbeitsgemeinschaft der Arbeiterwohlfahrt NRW, Caritas in NRW, Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V., Sozialverband Deutschland NRW e.V., Sozialverband VdK NRW e.V. Wir setzen uns ein für den Erhalt und den Ausbau des Mieterschutzes in NRW und für die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum.