Sonntag 08.06.25, 17:11 Uhr
Verlegung der Stolperschwelle vor der JVA Bochum am 5. Juni 2025

Grußworte von Karin Lammell, Leiterin der JVA Bochum


Sehr geehrter Herr Demnig, sehr geehrter Herr Borchers,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlichen Dank, dass Sie mir als Leiterin der JVA Bochum die Gelegenheit geben, bei der Verlegung der Stolperschwelle einige Grußworte zu sprechen.
Wir befinden uns hier vor der JVA Bochum, welche ehemals als Preußisches Centragefängnis gebaut und 1897 in Betrieb genommen wurde.
Zur Zeit des Nationalsozialismus waren zwischen 1933 und 1945 in der Krümmede –wie die JVA in Bochum genannt wird- auch viele politische Gefangene aus Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich inhaftiert.
Heute haben wir uns an diesem Ort versammelt, um gemeinsam eine Stolperschwelle zu verlegen und damit an die Menschen zu erinnern, die einst verfolgt wurden, die zeitweise bis zu ihrer Entlassung hier lebten und litten.

Dies ist ein Moment des Gedenkens, des Nachdenkens und des Respekts.
Die Stolperschwelle soll sowohl das Bewusstsein wecken für das, was in der Vergangenheit geschehen ist, als auch für die Verpflichtung, derartiges Geschehen niemals zu vergessen oder zu wiederholen.
Insoweit freut es mich besonders, dass sich viele junge Menschen, nämlich Schülerinnen und Schüler der Hildegardis-Schule und Heinrich-Böll-Gesamtschule, die diese Zeit eher nur aus den Geschichtsbüchern oder vielleicht noch aus Erzählungen von Großeltern und Urgroßeltern kennen, dafür interessieren und sich auf den Weg hierhin begeben haben, um gemeinsam ein Zeichen der Erinnerung und Anteilnahme zu setzen.
An dieser Stelle freue ich mich auch auf Herrn Zimmer, der sich als ehemaliger Seelsorger der Krümmede mit der Zeit des Nationalsozialismus und der Einbindung des Gefängnisses als Schicksalsort befasst hat und gleich beispielhaft über Schicksale zu uns sprechen wird.
Als Leiterin dieser Einrichtung ist es mir ein besonderes Anliegen, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind, dass es unser Auftrag ist, eine Gesellschaft zu fördern, in der Respekt, Toleranz und Menschlichkeit im Mittelpunkt stehen. Das Gedenken an die Opfer ist nicht nur eine Verpflichtung gegenüber der Vergangenheit, es ist zugleich auch eine Verpflichtung für die Zukunft.
Das Bochumer Bündnis gegen Rechts hat die Patenschaft für die von der Demnig-Stiftung zur Verfügung gestellte Stolperschwelle übernommen und die heutige Verlegung organisiert.
Damit erhält die JVA Bochum einen Ort des Gedenkens, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist und zugleich den Blick auf das Gefängnis zulässt.
Aus einem Gespräch, das ich im Frühjahr 2024 mit einem Angehörigen geführt habe, der über das Schicksal seines ehemals hier inhaftierten Onkels recherchiert hatte, weiß ich, dass gerade der Blick auf das Gefängnis bei der Aufarbeitung und Bewältigung der Vergangenheit und Erlebnisse von großer Bedeutung ist.
Die Inschrift der Stolperschwelle erinnert uns somit an die politisch verfolgten Menschen, an Angehörige des Widerstandes aus Frankreich, Belgien und anderen besetzten Ländern, mithin an die Opfer des Nationalsozialismus. Sie mahnt uns, wachsam zu sein gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit.
Möge diese Stolperschwelle uns stets daran erinnern, wachsam zu sein und für eine gerechte und respektvolle Gesellschaft einzutreten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.