In einem offenen Brief des Trägervereins Freie Kulturszene Bochum e.V. und des Kulturstammtisches der freien Szene Bochum an die Verantwortlichen der Stadt wird Kritik und Unverständnis zum Vorschlag des Kulturbüros für die Rolle einer Bochumer Kultur-Kommission formuliert: »Hier einmal kurz die Entwicklung des Zustandekommens der Bochumer Kultur-Kommission aus unserer Sicht: Im Zwischenbericht des Kulturentwicklungsprozesses aus dem Jahr 2022 wird als Handlungsempfehlung 2 genannt: „Ein ständiges Beratungsgremium der Kulturschaffenden gründen! ( …) Es nimmt also gegenüber dem Kulturausschuss, dem Kulturdezernenten und dem Kulturbüro der Stadt eine verbindende und partizipative Funktion wahr.“ Im Mai 2022 hat der Rat der Stadt Bochum die Verwaltung beauftragt, dazu Umsetzungsvorschläge zu entwickeln.
Danach wurden vom Kulturstammtisch der freien Szene konkrete Vorschläge zur Umsetzung der Handlungsempfehlung für einen Kulturbeirat (Arbeitstitel) entwickelt. Das Gremium soll sich aus stimmberechtigten Mitgliedern und beratenden Mitgliedern aus den Bereichen der Kunst und Kultur zusammen, und zwar Vertreter:innen von freien Künstler:innen, freien Gruppen, Ensembles, Kunstvereinen ohne Ort, von freien Institutionen mit Ort, von Festivals und Veranstaltungsreihen, aus städtischen Institutionen und aus Einrichtungen des Landes und Stiftungen zusammensetzen.
Dabei war dem Kulturstammtisch immer wichtig, dass das Gremium u.a. den Kulturausschuss beraten und dafür auch ein Rederecht im Kulturausschuss erhalten sollte. „Sachkundige Mitglieder [gemeint sind Einwohner] des Kulturausschusses werden nicht mehr von Parteien, sondern von Kulturbeirat bestimmt“, heißt es in dem Vorschlag.
Bei den Veranstaltungen KEP-Konkret am 7.2.2024 und am 11.11.2024 wurden dazu vom Kulturbüro Vorschläge für einen Kulturbeirat (Arbeitstitel) vorgestellt und diskutiert, die der dem Rat vorgelegten Handlungsempfehlung ungefähr entsprach.
Aktuell wurde am 13.02. dieses Jahres, offensichtlich nach einer Intervention durch die Politik, kurz vor der Wahl der Mitglieder ein neues Konzept für die Bochumer Kultur-Kommission verschickt, das eine unmittelbar beratende Funktion gegenüber dem Kulturausschuss nicht mehr vorsieht. Auch ein Rederecht im Kulturausschuss ist nicht vorgesehen.
Beim letzten Kulturstammtisch stießen diese abrupten wie massiven Änderungen, die einem mehrjährigen kollektiven Prozess kurzfristig entgegenarbeiten, bei den fast 30 anwesenden Teilnehmer:innen der freien Kultur auf Unverständnis und große Empörung. Viele hatten den Eindruck, dass die Expertise und Beteiligung der Kulturszene von der Politik nicht gewollt sei. In diesem Zusammenhang sprachen sich die anwesenden Kandidat:innen darüber aus, dass sie nur dann bereit sind, sich langfristig mit ihrer Zeit und Expertise sowie auch ihrem Netzwerk als Multiplikator:innen innerhalb der Kultur-Kommission einzubringen, wenn diese denn auch wirklich sinnvoll, gewünscht und nachhaltig ist. Die anwesenden Kandidat:innen machten deutlich, dass sie sich nicht dauerhaft an einer Kultur-Kommission beteiligen wollen, wenn die nur eine Scheinpartizipation vorsieht und keine Beteiligungsrechte gegenüber dem Kulturausschuss besitzt.
Wir fordern sie als für Bochum zuständige Kommunalpolitiker:innen auf, Beteiligung und Partizipation gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Situation ernst zu nehmen und möglichst schnell, spätestens aber nach der Kommunalwahl ein entsprechendes Beteiligungs- und Rederecht für die Bochumer Kultur-Kommission im Kulturausschuss zu verankern und so auch einen Schritt zu besserer Zusammenarbeit von Kunst und Kultur, Kulturpolitik und –verwaltung zu gehen.«