Bei der Reihe zur Bochumer Stadtgeschichte präsentiert das Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, den Vortrag „Der vergessene Anführer: Philipp Anschel und weitere jüdische Sportler in den Vorgängervereinen des VfL Bochum“. Am Mittwoch, 29. Januar, um 19 Uhr referieren Dr. Henry Wahlig und Dr. Jonna-Margarethe Mäder zu diesem Thema. Der Eintritt ist frei.
Der VfL Bochum 1848 gehört zu den ältesten Profi-Sportvereinen Deutschlands. Am Beginn seiner 176-jährigen Geschichte steht dabei eine Persönlichkeit, die bislang selbst größten Kennern der Vereinsgeschichte kein Begriff ist: Philipp Anschel war nicht nur Gründungsmitglied und einer der ersten Vorstände des Turnvereins von 1848, sondern zugleich Lehrer an der jüdischen Schule Bochum und eine wichtige Persönlichkeit in der Synagogengemeinde. Ein Forscherteam hat nun auf Basis umfangreicher Quellenstudien die ungewöhnliche Biografie dieses vergessenen Bochumer Sportpioniers aufgearbeitet: Die Lebensgeschichte Anschels gibt das Bild eines für seine Zeit ausgesprochen pluralistischen und weltoffenen Vereins wieder und kontrastiert damit die weitere Geschichte des VfL Bochum, der in seiner heutigen Form erst in der NS-Zeit als Fusion des Turnvereins und zweier Sportvereine entstand. Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus werden bei dieser Veranstaltung neben der Lebensgeschichte Anschels auch die Biografien von zwei jüdischen Fußballern aus den Vorgängervereinen des VfL aufgearbeitet: Erich Gottschalk (ehemals TuS Bochum) wurde 1938 mit Schild Bochum letzter Meister der separierten deutsch-jüdischen Meisterschaft und verlor seine gesamte Familie im Holocaust. Willy Kissinger (ehemals Germania Bochum) überlebte den Holocaust in Luxemburg.