Samstag 21.09.24, 14:01 Uhr
Redebeitrag von Ende Gelände beim Klimastreik am 19.9.24 in Bochun

Warum sollten wir uns gerade mit BP beschäftigen?


Weil BP große Mengen von CO2 verursacht? Der Konzern hat 1,5 % der weltweiten Treibhausgase zwischen 1988-2022 emmitiert. Aber andere Ölkonzerne werden bei einer vergleichbaren Menge an Öl eine vergleichbare Menge CO2 in die Atmospäre ausstoßen.Weil BP die Umwelt auch unabhängig vom Klimawandel zerstört? Z.B. durch wissentlich gefährliches Vorgehen  im Golf von Mexiko, daran schuld ist, dass über knapp 90 Tage inzgesamt 800 Millionen Tonnen Öl ausgetreten sind? Dadurch wurde ein Ökozit im Golf von Mexiko herbeigeführt, von dem sich die Umwelt auch nach über zehn Jahren nicht erholt hat. Oder durch Pipelines wie in Alaska, die mehrmals im Jahr wegen unzureichender Wartung Lecks haben und dadurch Öl in das sensible Ökosystem gelangt? Doch auch andere Konzerne zerstören die Umwelt, wie Shell im Niger Delta.

Weil sie Gewerkschaften erst ignorieren und wenn die Gewerkschaften ungemütlich werden sie mithilfe von Paramilitär zusammenschlagen wie in Kolumbien? Weil es immer wieder Betriebsunfälle gibt, bei denen viele Menschen ums leben kommen? Weil sie Farmer*innen, durch deren Land sie ihre Pipelines bauen drängen Verträge zu unterschreiben, die sie nicht verstehen? Weil sie Paramilitär bezahlen um ihre Pipelines gegen Aktivist*innen zu verteidigen?

Solange wir in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem leben, wird sich das nicht grundlegend ändern. Um gegen andere Marktteilnehmende zu konkurrieren werden immer weiter Menschen und Umwelt ausgebäutet, um Preise zu senken und die Produktion zu erhöhen?

Aber warum denn dann genau BP, wenn viele andere Unternehmen ähnlich schlimm sind?

Weil BP aktiv darum bemüht ist, die ganze Verantwortung von sich zu weisen. Sei es durch ein Logo, dass immer grüner und blumenartiger wird, je mehr negative Schlagzeilen zum Vorschein kommen. Oder sei es durch eine Kampagne zum Umstieg auf erneuerbare Energien, die Fallen gelassen wird, sobald der Fokus der Öffentlichkeit zu einem anderen Thema gewandert ist.

Doch das effektifste Mittel, das BP genutzt hat, um die Verantwortung von sich zu lenken war der Ökologische Fußabdruck. Mit dem CO2 Fußabdruck-Rechner lässt sich ausrechnen, wie viel C02 durch den eigenen Lebensstiel verursacht wird. Oft kombiniert mit Ideen, wie er verbessert werden kann. Ursprünglich gepuscht durch BP, dann übernommen durch NGOs.

Es ensteht die Illusion, dass wenn alle ihren Lebensstil ein wenig anpassen wir das Klima schon retten können. Dass wir aber die Herstellung unserer Produkte nicht stark beeinflussen können, dass wir kaum Einfluss auf unsere Infrastruktur und den Energiemix, aus dem sie hergestellt wird, haben, wird verschwiegen. Dass wir in diesem System nicht nachhaltig leben können, wird verschwiegen. Welche Umweltkatastropen dadurch riskiert werden und wie viele Menschen rund um die Abbaugebiete ihre Heimat verlieren, können wir durch unseren Konsum nicht wirklich beeinflussen. Dass Umweltaktivist*innen, v.a. im globalen Süden, die gegen die Zerstörung aufstehen, tyrannisiert und jährlich zu hunderten getötet werden, können wir durch eine simple Kaufentscheidung nicht ändern.

Um was zu ändern, müssen wir ein neues System aufbauen, wie wir uns versorgen können. Ohne Ausbeutung. Und wir müssen einen Weg finden die großen Konzerne zu zerstören, denn sie werden uns aufhalten wollen. Und BP ist hier, also warum nicht mit BP anfangen?
Eine Demo ist ein guter Anfang, um auf ein Thema aufmerksam zu machen, aber um dem Konzern und dem System, das solche Praktiken unterstützt wehzutun, müssen wir andere Mittel ergreifen.

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