Der dritte Teil der Iran-Filmreihe von Amnesty International Bochum widmet sich der inhaftierten iranischen Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi, die letztes Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Im Endstation Kino wird am 26. Juni ihr Dokumentarfilm “Weiße Folter” gezeigt, den sie während einer Haftpause gedreht hat. Im Anschluss findet ein Filmgespräch mit Bianca Schmolze von der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum und der in Bochum lebenden iranischen Filmemacherin Solmaz Gholami statt.
In der Pressemitteilung von Amnesty International heißt es dazu: »Auf 35 Jahre summieren sich die Haftstrafen mittlerweile, zu denen Narges Mohammadi aufgrund ihres Einsatzes für Menschenrechte verurteilt wurde. In den letzten zwei Jahrzehnten verbrachte Mohammadi mehr Zeit im Gefängnis als außerhalb, sie wurde gefoltert und in Isolationshaft gehalten, musste sich das Recht auf medizinische Behandlung durch Hungerstreiks erzwingen, hat ihren Ehemann und ihre Kinder seit Jahren nicht mehr sprechen dürfen.
Und trotzdem kämpft sie unerschrocken weiter: im Gefängnis führte sie heimlich Interviews mit anderen Inhaftierten und verarbeitete ihre Berichte während einer Haftpause in dem eindrucksvollen Dokumentarfilm “Weiße Folter”. So bezeichnet man eine Art von Folter, die keine äußerlichen Spuren hinterlässt, sondern einen Menschen durch psychische Folter zu brechen versucht: vier enge weiße Wände, kein natürliches Licht, kein Ton, kein Buch, kein Stift, kein menschlicher Kontakt, nur endlose Einsamkeit in Isolationshaft.
Die weiße Folter hat schwere Folgen. Manche legen erzwungene Geständnisse ab und werden hingerichtet. Wer überlebt, erleidet oftmals dauerhafte psychische Schäden – Panikattacken, Schlaflosigkeit, Depressionen – oder begeht Selbstmord. Anderen bricht sie den Mut, weiter zu kämpfen aus Angst vor einer neuen Verhaftung. Die Folter vernichtet Menschen und bringt sie zum Verstummen.
Bei Narges Mohammadi ist dies dem iranischen Regime offensichtlich nicht gelungen. Selbst im Gefängnis lässt sie sich nicht von ihrem Einsatz für Menschenrechte und insbesondere Frauenrechte abhalten. Mohammadi stellte sich offen an die Seite der Befreiungsbewegung “Frau, Leben, Freiheit” und prangert weiter den “großangelegten Krieg gegen Frauen” der Islamischen Republik Iran an. Ihre aus dem Gefängnis geschmuggelten Artikel und Audiobotschaften erscheinen in internationalen Medien. “Je mehr sie mich bestrafen, je mehr sie mir wegnehmen, desto mehr werde ich kämpfen, bis wir Demokratie und Freiheit erreicht haben”, sagte sie in einem nicht autorisierten Telefoninterview mit der New York Times.
Amnesty International fordert Mohammadis sofortige bedingungslose Freilassung und betrachtet sie als gewaltlose politische Gefangene. Ihre Verurteilungen wegen “Propaganda gegen den Staat” erfolgten offensichtlich ausschließlich aufgrund ihrer friedlichen Menschenrechtsarbeit.
Am 26. Juni (Internationaler Tag zur Unterstützung von Folteropfern) zeigen wir um 18 Uhr im Endstation Kino in Langendreer Mohammadis Film “Weiße Folter”. Im Anschluss findet ein Filmgespräch mit Bianca Schmolze von der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum und der in Bochum lebenden iranischen Filmemacherin Solmaz Gholami statt. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Iran-Filmreihe “Jin, Jiyan, Azadî” statt, die anhand von ausgezeichneten Spielfilmen und Dokumentationen sowie in Filmgesprächen die Lebensrealitäten im Iran – insbesondere für Frauen – erkundet.
Es gilt der reguläre Eintrittspreis des Endstation Kinos (10 Euro bzw. ermäßigt 8,50 Euro). Auf Anfrage ermöglicht Amnesty Bochum im Einzelfall kostenfreien Eintritt, um niemanden aufgrund der finanziellen Situation von der Teilnahme auszuschließen.«