Sonntag 05.05.24, 14:04 Uhr
Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung:

Nachhaltigkeitsstrategie – eine Sache nur zwischen Rat und Verwaltung?


Das Schauspielhaus hat die Videoaufzeichnung des Klima- und Nachhaltigkeitsforums vom 14. April 2024 veröffentlicht.

„Wie wollen wir leben?“ Diese Frage stellt das Schauspielhaus Bochum mindestens einmal im Jahr, am 14.4. ging es um die Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Bochum. Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist nun online. Das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung kommentiert die hier noch einmal sehr deutlich gewordene Haltung der Stadtverwaltung und zeigt Perspektiven für eine dringend notwendige Bürgerbeteiligung auf:

»‚Jetzt sind wir alle gefragt!‘ Mit diesem Satz ruft die Stadt Bochum ihre Bürger*innen auf, die im Dezember 2023 beschlossene Nachhaltigkeitsstrategie mit Leben zu füllen. Wie kommen die 200 auf dem Papier festgehaltenen Maßnahmen in die konkrete Umsetzung? Was können die Bochumer*innen dazu beisteuern?“ So der verheißungsvolle Einladungstext.Bei der Diskussion zwischen Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke, Ronja Reyes, Ratsmitglied von den GRÜNEN, Dr. Gesa Maschkowski, Erfinderin und Projektleitung von Bonn4Future sowie Hannah Strobel, Soziologin und Transformationsforscherin wurde allerdings klar: dass die Bochumer*innen etwas beizusteuern hätten, ist weder berücksichtigt noch gewünscht. Ronja Reyes: „Der Rat hat die Strategie verabschiedet, die Verwaltung setzt sie um.“ Ratlosigkeit über die Frage, wie Politik und Verwaltung die Stadtgesellschaft für den zukunftsfähigen Umbau der Stadt aktiv einbeziehen und begeistern möchte.

Das läuft in Bonn völlig anders. Die beiden Wissenschaftlerinnen betonten: „Transformation braucht Kommunikation.“ Und: “Transformation braucht gute Narrative, die besten sind die, an denen die Menschen beteiligt waren.“

Was ist ihrer Erfahrung nach also nötig für einen gelungenen nachhaltigen Stadtumbau? Konstruktives Streiten, Realexperimente gegen die Angst vor Veränderung, Allianzen schmieden, um die Kraft der Gemeinsamkeit praktisch zu erleben. In Bonn ist die Beteiligung der Bürgerschaft seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. Sie ist vom Rat verabschiedet, wird in Gremien wie dem Beteiligungsbeirat kontinuierlich umgesetzt und mit den notwendigen Finanzen ausgestattet.

Die Beiträge aus dem Publikum machten deutlich: Politik und Verwaltung verzichten (aus Angst vor Machtverlust??) auf jede Menge tolle Ideen und Expertise aus der Stadtgesellschaft. Die in Bochum übliche systematische Unterschätzung der Zivilgesellschaft führt zu Frust und Verbitterung und ist demokratiepolitisch höchst problematisch. Die Antwort auf die Frage „Wie wollen wir leben?“ wird von der Stadtgesellschaft klar beantwortet: Durch die Entwicklung und Umsetzung einer gemeinsam entwickelten Vision. Eine Position, die bei der Stadt – noch – auf verschlossene Ohren stößt. Leider!«