Der Solikreis Kohlenstraße ruft auf zur Teilnahme an einer Demonstration am Samstag, den 06. April. Sie startet um 19 Uhr vom Kurt-Schumacher-Platz am Hauptbahnhof durch die Innenstadt.
»Anlass ist die für den 09. & 10. April geplante Zwangsräumung von Klaus Schmitt, dem letzten Mieter des (ehemaligen) Heusnerviertels. Mit seiner Räumung will die Stadt Bochum das Vorhaben umsetzen, die sich im städtischen Besitz befindlichen Häuser der Kohlenstraße 135-145 nach Jahren des bewussten Verfallenlassens abzureißen, um das Gelände für private Profite gewerblich umnutzen zu lassen.
Wir fordern mit dieser Demonstration, dass die Zwangsräumung von Klaus sofort gestoppt wird, und dass die Häuserreihe erhalten bleibt, um sie gemeinwohlorientiert, am besten als Wohnraum, zu nutzen. Dies wäre auch unter ökologischen Gesichtspunkten die beste Lösung. Darüber hinaus
wollen wir der Stadtöffentlichkeit und den Entscheidungsträger*innen auch ganz allgemein deutlich machen, dass Zwangsräumungen keine Lösung für die Wohnungskrise, sondern eine unmenschliche Praxis sind. Nur der Kampf für eine Vergesellschaftung von Wohnraum kann uns selbstbestimmt aus der Wohnungskrise führen. Wir fordern Zusammenhalt statt Zwangsräumung! Eine Stadt für Menschen und nicht für Büros und Betonklötze!
Klaus Schmitt wohnt seit 73 Jahren im Haus mit der Nummer 135 an der Kohlenstraße. Seit Jahrzehnten kümmert er sich darum, seine Wohnung und das Haus instand zu halten, das eigentlich der Stadt gehört, während diese die Häuserreihe dem Verfall überlässt. Klaus hat sein ganzes bisheriges Leben hier gewohnt. Er kennt die Nachbar*innen und die Umgebung. Die jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzung mit der Stadt und die damit verbundene Unsicherheit belasten ihn sehr und jetzt soll er auch noch zwangsgeräumt werden. Das werden wir nicht unkommentiert hinnehmen. Wir fordern für alle Menschen Wohnraum ein, der Sicherheit und Geborgenheit bietet.
Die Anzahl der mietpreisgebundenen Wohnungen sinkt in Bochum jährlich. Der Mietspiegel steigt. Trotz der teils schlimmen psychischen Folgen für die Betroffenen und dem Wissen um die häufig folgende Obdachlosigkeit, wird jeden zweiten Tag eine Wohnung in Bochum zwangsgeräumt. Umso absurder ist es, dass die Stadt Häuser jahrzehntelang leerstehend und verfallen lässt, um sie dann mit Verweis auf ihre Unwirtschaftlichkeit abreißen zu wollen, damit Platz für Bürogebäude entsteht. In den 25 Wohnungen hätten viele Menschen über Jahrzehnte ein zu Hause finden können. Statt die auch in Bochum herrschende Wohnungsnot zu bekämpfen, orientiert sich die Stadt also lieber am kurzfristigen wirtschaftlichen Gewinn, der durch den Verkauf des Grundstücks winkt.
Auch ökologisch betrachtet ist Abreißen und Neubauen (in Sachen Ressourcen, Transport etc.) sehr problematisch. Bestand hingegen kann im Vergleich wesentlich kostengünstiger, zeitsparender und ressourcenärmer wieder in Schuss gebracht werden. Die Häuser in der Kohlenstraße hätten ohne die kalkulierte Unterlassung von Renovierungen durch die Stadt jahrzehntelang lebenswerten Wohnraum geboten und können auch heute nachhaltig und gemeinwohlorientiert saniert werden.
Eine gewerbliche Umnutzung dient – entgegen den Umdeutungsversuchen der Stadt – nicht dem Gemeinwohl, sondern dem eigenen und zukünftigen Profit der Investor*innen. Profite sind privat und basieren auf der Ausbeutung derjenigen, die nicht über Eigentum an Produktionsmitteln verfügen. Eine Privatisierung staatlichen Wohneigentums stellt demnach eine Enteignung der Allgemeinheit zu ihrem Nachteil dar.
Das in Kauf nehmen der persönlichen Belastung von Klaus, einer Verschärfung der Wohnungskrise sowie ökologischer Belastungen, sind nach unserer Auffassung verschiedene Dimensionen des gleichen Problems. Dieses besteht darin, dass (auch) Wohnraum eine Ware in dieser Gesellschaft ist, bei der vor allem die wirtschaftliche Verwertbarkeit zählt. Steigende Mieten, Verdrängung, Zwangsräumungen und Wohnungslosigkeit zeigen, wie gegensätzlich sich dieser Warencharakter zu einem guten Leben für alle verhält.
Wir bekräftigen dagegen, dass Städte ein kollektives Gut zur Erfüllung unserer Grundbedürfnisse werden müssen! Für Klaus und für alle weiteren Menschen, die den Verlust ihrer Wohnung fürchten müssen, braucht es daher unseren Zusammenhalt statt städtischer Zwangsräumungen!
Wir wollen eine Stadt für Menschen und nicht für Büros und Betonklötze!
Solikreis Kohlenstraße«