Wer mit dem Fahrrad die Hans-Böckler-Straße Richtung Rathaus hinauf fährt, muss an der Stelle, an der die Straßenbahn in den U-Bahn-Tunnel fährt, die Gleise überqueren. Dabei können die Reifen in den Schienen stecken bleiben. In den letzten 16 Jahren hat es an dieser Stelle zahlreiche schwere Unfälle gegeben. Als die Stadt im letzten Frühjahr mitteilte, dass für mehr als 300.000 Euro Umbauten erfolgen sollen, um diesen Unfallschwerpunkt zu beseitigen, erinnerte Klaus Kuliga in einer Bürgeranregung an den Rat daran, was die offiziellen “Empfehlungen für Radverkehrsanlagen” (ERA 2010) als Lösung vorschlagen: eine Markierung für die Querung in einem sicheren Winkel.
Das Netzwerk Radwende hat jetzt mit einer Aktion deutlich gemacht, wie einfach und preisgünstig diese Empfehlung zu realisieren ist. Die ERA besagen: „Ab einem Winkel von 5O gon [das sind 45°] oder mehr ist die Überquerung von Rillenschienen problemlos möglich, wo Überquerungen der Gleise obligatorisch sind, können Überquerungsstelle und Überquerungswinkel durch Markierungen verdeutlicht werden.”
Ziemlich genau im Winkel von 45° wurde mit Kreide einer Radverkehrsfurt auf den Asphalt gemalt, die nun sicher über die Straßenbahngleise führt. Jetzt müsste nur noch das existierende Durchfahrtsverbot für KfZ durchgesetzt werden.
Hans-Böckler-Straße: Radwende baut sichere Radinfrastruktur in fünf Minuten
Die Radwende berichtet über die Aktion: »Nachdem erneut ein Radfahrer auf der Hans-Böckler-Straße beim Schienenüberqueren stürzte und sich schwer verletzte, zeigte die Radwende wie die unfallträchtigte Stelle schnell und preiswert entschärft werden könnte. Wegen dem engen Winkel, mit die Fahrspur dort den Schienenstrang kreuzt, stürzen hier immer wieder Radfahrende. Dies ist seit Jahren bekannt. Bisher diskutieren die Verantwortlichen der Stadt nur. Nachdem im April 2023 erneut eine Maßnahme beschlossen wurde, ist erneut nichts passiert.
Um Unfälle zu vermeiden sind lediglich Markierungsarbeiten auf rund sieben Metern notwendig, die den Kreuzungswinkel über die Schienen sicher machen. Bereits seit 2010 steht diese Lösung im Regelwerk Empfehlungen für Radverkehrsanlangen (ERA). Radwende zeigte im Rahmen des Klimastreiktages wie es geht. Nötig dafür war ein Winkelmesser, ein Bindfaden und Kreide. Nach fünf Minuten konnten begeistert Radfahrer:innen die Schienen ohne Gefahr überqueren. Eine dauerhafte Lösung durch die Stadt würde wenige Stunden Bauarbeiten dauern. Radwende hofft nun wird die Stadt endlich aktiv. Die Aktivist:innen erinnerten daran, dass die Vision Zero (möglichst keine schweren Unfälle im Verkehr) das zentrale Kriterium in der Straßenverkehrsordnung ist.
Zukünftig erwartet Radwende ein Umdenken in der Verwaltung. Bisher werden gefährliche Stellen erst identifiziert, wenn Menschen schwer verletzt wurden. Diese zynisch anmutende Logik muss ein Ende haben. Was gefährlich im Straßenverkehr ist, kann die Verkehrswissenschaft recht genau sagen; enge Radwege, fehlende Sicherheitsstreifen, chaotische wechselnde Verkehrsführung, unsichere Kreuzungen ohne Radinfrastruktur. Die Lösungen sind in der erwähnten ERA festgehalten. Bochum braucht daher ein Radverkehrskonzept, das einen Plan enthält, wie diese Missstände in den nächsten Jahren schrittweise minimiert werden können.
Um die hohen Unfallzahlen auf der Hans-Böckler-Straße – einer der meistgefahrenen Radstrecken der Stadt – zu senken, fordert Radwende eine weitere Aktivität der Stadt. OB Thomas Eiskirch hatte im Oktober 2022 richtigerweise die Sperrung als Durchgangsverkehr verkündet. Diese Vorgabe wird aber trotz eindeutiger Verkehrsschilder von Autofahrer:innen weitgehend ignoriert. Durch illegale Durchfahrten, falsch parkende oder wendende Autos herrscht hier täglich gefährliches Verkehrschaos. Bis auf sporadische Polizeikontrollen gab es bisher keinerlei Maßnahmen dagegen. Radwende fordert OB Eiskirch, die Fraktionen im Rat und die Verwaltung auf, zeitnah eine Lösung gegen diese Verkehrsvergehen zu finden.«