Montag 13.11.23, 10:01 Uhr

Derya Yildirim & Grup Simsek


Im Bahnhof Langendreer findet am kommenden Sonntag um 20 Uhr ein Konzert der türkischen Sängerin Derya Yildirim mit der Band Grup Simsek statt. In der Ankündigung dazu heißt es: »Derya Yildirim und Grup Simsek melden sich mit ihrem dritten Album Dost 2 zurück, dem zweiten Teil der Serie nach dem hochgelobten Dost 1 aus dem Jahr 2021. Auf der acht Tracks umfassenden Veröffentlichung setzen die türkische Sängerin, Baglama – Spielerin und Multiinstrumentalistin Derya Yildirim und ihre internationale Band die psychedelische Reise fort und mäandern mit ihren mitreißenden Grooves durch anatolische Volksmusik und Poesie, während sie sich mit ihrem eigenen Leben und ihren persönlichen Erfahrungen auseinandersetzen. Die 2014 gegründete Gruppe hat sich mit zwei Alben und einer EP einen hervorragenden Ruf mit ihrer berauschenden Mischung aus anatolischem Folk, türkischem Rock der 1970er Jahre, Psychedelia, Pop und Jazz erspielt.

Auf Dost 2 werden Neuinterpretationen türkischer Klassiker und Eigenkompositionen der Band durch einfallsreiche Arrangements und fesselnde Grooves nahtlos miteinander verbunden, wobei Vergangenheit und Gegenwart innerhalb eines Songs aufeinanderprallen. Die in der anatolischen Tradition verwurzelte Grup Simsek (eine Anspielung auf Deryas Nachnamen „Yildirim“, der auf Türkisch „Blitz“ bedeutet) schöpft aus einem grenzenlosen Klangkosmos und baut auf den Beiträgen jedes einzelnen Bandmitglieds auf. „Bei Dost 1 haben wir versucht, uns auf den Sound zu konzentrieren, den wir als Einheit wirklich mögen, und die Songs gemeinsam arrangiert und komponiert“, erklärt Derya Yildirim. „Dost 2 ist der zweite Teil dieses Abenteuers und es ist wirklich wichtig, uns als Individuen zu betrachten […] mit unterschiedlichen Einflüssen und Hintergründen.“ Yildirim wurde in einem multikulturellen Viertel in Hamburg geboren, wo sie von der Kultur und Musik der Nachbargemeinden sowie von der ihrer Familie beeinflusst wurde. Neben Klavier, Saxophon und Gitarre lernte sie auch die Baglama zu spielen. Obwohl sie mehrsprachig aufgewachsen ist, singt Yildirim ausschließlich auf Türkisch: „Das ist mir sehr wichtig, denn das ist die Sprache, in der ich mich wirklich ausdrücken kann, es ist meine emotionale Sprache“.

Graham Mushnik (Orgel, Synthesizer und Clavinet) und Antonin Voyant (Gitarre, Bass und Flöte) sind beide Mitglieder des in London/Frankreich ansässigen Kollektivs Catapulte Records und spielten im Orchestre du Montplaisant, einem Quartett, das für seine cineastischen Retro-Atmosphären bekannt ist – ein starker Einfluss auf die ausufernden, im Vintage-Stil gehaltenen Kompositionen von Grup Simsek. Die Band verbindet anatolische Einflüsse aus den 1960er und 70er Jahren mit einem zeitgemäßen Ansatz für Komposition und Rhythmus, was nicht zuletzt dem Beitrag der Schlagzeugerin, Perkussionistin, Komponistin und Marimbaphonspielerin Greta Eacott zu verdanken ist. Mit ihrem Hintergrund in experimenteller und zeitgenössischer Musik denkt Eacott „über essentielle Dinge wie Klang und Zeit in der Musik und im Raum nach und hat diese Denkweise in die Grup Simsek eingebracht“, sagt Yildirim. Simseks Originalkompositionen dominieren die Trackliste von Dost 2, wobei die Texte auf vier der Stücken aus der Feder von Derya Yildirim in Zusammenarbeit mit dem in Berlin lebenden Autor Duygu Asal stammen.

Gitarre und Orgel umkreisen sich im Opener „Gümüs“, der sich entfaltet und anschwillt, wenn Yildirims kraftvolle Stimme abhebt und sich über den gleichmäßigen instrumentalen Hintergrund erhebt, bevor sie einem beschwörenden Gitarrensolo Platz macht. „Merakli Gönül“ handelt von Erinnerung und Verlust, Gefühlen, die in Yildirims Gesang durchdringen, während sie auf einem sanften Bett aus zarter Percussion schweben; „Mola“ ist eine unauffällige, aber kraftvolle und emotional intensive Baglama-Komposition; Sekunden später wird die Spannung durch die funkige Bassline des unwiderstehlichen „Bal“ gebrochen. Der tiefe Respekt vor den musikalischen Legenden Anatoliens schimmert durch das Album, wie zum Beispiel im mitreißenden „Darildim Darildim“, im Original von dem türkischen Volksmusiker Asik Mahzuni Serif, der eine wichtige Inspirationsquelle für Simseks Musik ist. Mit seinen Wah-Wah-Gitarren, treibenden Synthesizern und funkigen Rhythmen ist das Stück tanzbar, ist aber eigentlich ein Protestsong, der geschrieben wurde, als Mahzuni Serif im Gefängnis saß: „Menschen die mit dieser Kultur aufgewachsen sind, können diesen schweren Inhalt mit dem Rhythmus und der Körperbewegung umarmen, so dass es nicht seltsam ist, dazu zu tanzen“, sagt Yildirim.«

19.11. 20 Uhr, Einlass 19 Uhr im Bahnhof Langendreer, Halle, Eintrittim VVK 23 EUR