Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Memoria Viva – Lateinamerika im Aufbruch“ laden das Fritz Bauer Forum und Amnesty International Bochum am 7.11. zu einem Infoabend zu Uruguay ein. Die Veranstaltung beginnt mit einem Workshop von Yannik Holsten zur Erinnerungskultur 50 Jahre nach dem Staatsstreich und der darauffolgenden Diktatur. Anschließend wird der Film “Die Zwölfjährige Nacht” gezeigt, der die ermutigende Geschichte von drei Gefährten erzählt, die jahrelange Isolationshaft überstehen.
Um Anmeldung für den Workshop bis zum 31. Oktober 2023 wird gebeten.
17:30 – 19:00: Workshop mit Yannik Holsten
»Am 27. Juni dieses Jahres jährte sich zum 50. Mal der Staatsstreich in Uruguay, der den Beginn einer zwölf Jahre andauernden zivilmilitärischen Diktatur markierte. Die im Namen des Staates verübten Verbrechen gegen Tausende Zivilist*innen haben sich tief in das Bewusstsein der uruguayischen Gesellschaft eingebrannt. Viele Opfer und deren Familien leben noch heute in dem schmerzvollen Bewusstsein, dass die Mehrheit der für die Verbrechen Verantwortlichen unbehelligt zwischen ihnen lebt und sich die Wahrscheinlichkeit, ungeklärte Schicksale „Verschollener“ zu ermitteln und die Täter einer rechtsstaatlichen Verfolgung zuzuführen, mit jedem Jahr verringert.
Gleichzeitig befleißigen sich Teile der aktuellen Regierung, jede Form der Erinnerungskultur zu diskreditieren und die Diktaturzeit gemeinhin als abgeschlossenes Kapitel der nationalen Geschichte ohne Auswirkungen auf die heutige Zeit zu bewerten. Doch im Austausch mit direkt und indirekt von den Verbrechen Betroffenen wird deutlich, dass dabei die Lebensrealität vieler Menschen im Land verkannt wird. In dem Workshop geht es um die verschiedenen Formen der Vergangenheitsbewältigung von Zeitzeug*innen und darum, wie die Debatte und das öffentliche Bewusstsein durch sie gewinnen können.
Yannik Holsten, geboren 1997 in Hamburg, verbrachte nach dem Abitur ein Jahr in Kolumbien als Freiwilliger des „weltwärts“ Programms der Bundesregierung. Zum Abschluss seines Studiums der Politik, Verwaltung und Organisation an der Universität Potsdam absolvierte er ein halbjähriges Praktikum im Bertolt Brecht Haus (Casa Bertolt Brecht) in Montevideo, Uruguay. Dort führte er im Auftrag der BUXUS STIFTUNG Interviews mit Zeitzeug*innen der zivil-militärischen Diktatur.«
Anmeldung für den Workshop bis zum 31. Oktober 2023 bei magdalena.koehler@buxus-stiftung.de
19.00–19.30 Uhr: Pause (mit Catering)
19.30–21.30 Uhr: Filmvorführung “Compañeros – La Noche de 12 Años / Die Zwölfjährige Nacht”
»Der Film erzählt die zutiefst bewegende Geschichte dreier Gefährten (Compañeros) in Uruguay, die trotz aller Schrecken und trotz Folter und jahrelangem Gefängnis letztendlich ermutigend ist. Es ist eine beinahe unglaubliche Geschichte von der Kraft menschlichen Geistes, basierend auf dem Roman Memorias del Calabozo des uruguayischen Schriftstellers Mauricio Rosencof und des späteren uruguayischen Verteidigungsministers Eleuterio Fernández Huidobro. Der dritte im Bunde ist José Pepe Mujica, später Staatspräsident Uruguays, der mit seinen beiden Gefährten zwölf Jahre in Isolationshaft eingesperrt wird. Es ist die Zeit der Militärdiktatur in Uruguay von 1973 bis 1985, die wie in anderen Ländern Lateinamerikas in dieser Zeit Tausende inhaftiert, foltert und ermordet, die sich für mehr soziale Gerechtigkeit und Freiheitsrechte einsetzen. Nach der Zerschlagung der Guerillabewegung Tupamaros werden in einer Militäroperation, die zwölf Jahre dauern wird, neun Tupamaros- Gefangene in verschiedenen Kasernen im Land einer Form der Folter ausgesetzt, die ihre psychische Widerstandskraft brechen und sie in den Wahnsinn treiben soll. Über ein Jahrzehnt werden sie in winzigen Zellen isoliert, wo sie die meiste Zeit mit Kapuze, gefesselt und schweigend verbringen müssen. Diese „Nacht der 12 Jahre“ bringt sie an ihre ultimativen Grenzen, doch der Film erzählt, wie sie es dennoch geschafft haben, sich nicht demütigen zu lassen und zu überleben.«
Der Film wird auf Spanisch mit deutschen Untertiteln gezeigt.
Ort: Fritz Bauer Forum, Feldmark 107, 44803 Bochum
Teilnahmekosten Lesung, Gespräch und Film: 15,– € (inkl. Essen und Trinken) | ermäßigt 10,– € | Soli-Preis 20,– €
Eintritt Film (ohne Workshop und Essen & Trinken): 10,– € / ermäßigt 5,– € / Soli-Preis 15,– €