Nach dem erneuten Angriff auf die Haldi47 findet heute, Samstag, 25.3.2023 um 14:00 eine Demonstration ab dem Kurt-Schumacher-Platz (Hauptbahnhof Bochum) statt.
Kommt zahlreich zur Demonstration durch die Bochumer Innenstadt und bringt eure Solidarität und eure Wut mit uns zusammen auf die Straße!
Bereits gestern Abend gab es (nach Dienstag) auf dem Gelände der Haldi47 eine 2. Solidaritätskundgebung. Während noch die Verhandlungen bei der Polizei liefen, ob es am Samstag zu einer Kundgebung oder Demonstration kommen wird traf sich auch diesmal erschien wieder eine große Zahl von Sympatisant*innen um ihren Unmut und ihr Entsetzen über die beiden Angriffe auf die Haldi47 zu äußern.
An Stelle einer Rede wurde ein Augenzeugenbericht vorgelesen, den jemand verfasst hat, der/die während des Angriffs im Haus war:
»Hallo, ich wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag durch Mitaktivisti mit den Worten „die Faschos sind wieder da“ geweckt. Von draußen hörte ich wildes Rumgeschreie. Obwohl ich erst eine Stunde geschlafen hatte und todmüde war kickte das Adrenalin sofort rein. Zuerst dachte ich, dass es wie in der Nacht von Montag auf Dienstag wieder nur 5-6 Steine seien und keine akute Gefahr für uns im Haus ausgeht. Ich hab mir trotzdem sofort meinen schwarzen Pulli angezogen, Handschuhe und Mumme gesucht und bin aus dem Bett gesprungen. Schnell wurde mir klar, dass es diesmal anders ist. Es waren nicht bloß Steine und Parolen, nein ich habe gehört wie die versucht haben in das Haus reinzukommen. Nach einigen Minuten wurde uns die Situation zu riskant und wir sind auf den Dachboden geflüchtet, haben uns verbarrikadiert, Freunde wachgeklingelt und die Bullen gerufen. Oben wurde mir erst das ganze Ausmaß der Situation klar. Mir wurde von wem erzählt, dass einer unserer Leute gepfeffert wurde beim Versuch die Haldi zu schützen und mit ner Knarre bedroht wurde. Währenddessen hörten wir weiter, wie die Faschos versuchten ins Haus reinzukommen. Ich hatte Angst, aber irgendwie auch nicht, alles ging so schnell, das Adrenalin überwiegte, ich habe nicht nachgedacht, ich habe einfach nur funktioniert.
An den Moment werde ich mich denke ich mein ganzes Leben erinnern. Noch nie war ich so erleichtert endlich Blaulicht zu sehen. Als wir dann raus gingen zu den Bullen war es mir egal, dass ich Personalien aufgeben musste, und gesagt bekommen habe, dass ich für eine Zeugenaussage mit auf die Wache kommen muss. Ich stand unter Strom.
Diesen Text verfasse ich gerade im Polizeipräsidium am Bergbaumuseum. Langsam lässt das Adrenalin nach und mir wird bewusst welches verdammte Glück wir hatten mit dem Schock, Sachschäden und ein bisschen Pfeffer davon gekommen zu sein. Angenommen, die wären ins Haus eingedrungen oder die Bullen hätten noch ein paar Minuten länger gebraucht, gäbe es jetzt vielleicht verletzte, Schwerverletzte oder sogar schlimmeres.
Dieser Angriff ist ein Exempel dafür, dass antifaschistische Arbeit notwendig ist, und wir auch im Westen nicht sicher vor rechter Gewalt sind. Faschos sind ein deutsches, ein internationales Problem und nicht nur eine Sachsen- und Thüringenproblematik. Das wurde mir heute Nacht glasklar vor Augen geführt. Jedoch dürfen wir uns nicht einschüchtern lassen. Ganz im Gegenteil; unsere Stimmen müssen lauter werden, wir müssen noch stärker zusammenhalten. Ich bitte dafür hier jede anwesende Person aufeinander aufzupassen, sich solidarisch zu zeigen, sich gegenseitig zu unterstützen, sich einzubringen, aufzustehen und rechten Stimmen keinen Raum zu bieten.
Es macht mich wütend, dass sowas 2023 noch notwendig ist, es macht mich wütend, dass Faschos sich in Deutschland so sicher fühlen solche Angriff zu verüben, es macht mich wütend, dass Medien Faschos Raum bieten, es macht mich wütend, dass wir als letzte Möglichkeit die Bullen rufen mussten. Falls also hier in der Masse Menschen aus dem rechten Milieu, oder sogar welche, die beim Angriff selbst beteiligt waren, präsent sind, sei euch gesagt; ihr hab mich, ihr habt uns nicht eingeschüchtert, ihr habt uns als Szene enger zusammengeschweißt. Deshalb eine Erinnerung an euch alle; auch wenn ihr euch manchmal alleingelassen fühlt, isoliert in kleingruppen, alles gerade einfach nur kacke ist, denkt dran, ihr seid nicht allein. Wir sind viele. Wir halten zusammen. Uns kriegt man nicht klein. Wir werden uns gegenseitig immer wieder aufbauen und zusammen gegen Nazis und faschistisches Gedankengut ankämpfen bis dieses eines Tages nicht mehr nötig ist.
Danke fürs zuhören.
Alerta«