Dienstag 21.02.23, 15:13 Uhr
Klaus Kuliga zu einer Pressemitteilung der Grünen im Rat mit dem Titel

DB erteilt RS1 durch die Innenstadt eine Absage


Die Grünen im Rat teilten am vergangenen Donnerstag in einer Pressemitteilung (siehe hier) mit, dass die Deutsche Bahn für den Bau des RS1 in der Innenstadt keine Flächen zu Verfügung stellen werde. Weiter hieß es in der Pressemitteilung „Der RS1 erhält damit einen erheblichen Dämpfer und muss über das Ehrenfeld zum Bochumer Hauptbahnhof geführt werden.“ Klaus Kuliga, bis 2019 Vorsitzender des ADFC Bochum und in der Radwende Bochum engagiert, nahm diese Mitteilung zum Anlass für einen Brief an die Grünen im Rat:

»Sehr geehrter Herr Loges, sehr geehrter Herr Dittert, sehr geehrte Grüne im Rat,

wenn die Deutsche Bahn jetzt endgültig bestätigt hat, keine Flächen für den RS1 zur Verfügung zu stellen, bedeutet das keineswegs einen „erheblichen Dämpfer“ für den RS1 in Bochum.

Der RS1 wird in Bochum durch Politik und Verwaltung der Stadt Bochum, das heißt auch durch die Grünen in Bochum, ausgebremst.

Der Vertreter des Tiefbauamts hat im Beirat Mobilität schon vor Jahren mit stolzgeschwellter Brust erklärt, er sei absolut in der Lage, alle Standards und Vorgaben zum RS1 zu unterlaufen, ohne dass im irgendjemand an den Karren fahren kann. Genau so verlaufen alle Planungen zum RS1 in Bochum. Die Karikatur eines Radschnellwegs, die Bochum zwischen Stahlhauser Straße und Bessemerstraße gebaut hat, zeigt genau das.

Die Führung über die Baarestraße als Fahrradstraße wäre die weitaus bessere Variante gewesen. Die Kreuzung an der Bessemerstraße hat schon eine Ampelanlage (die man mit modernster Technik erneuern müsste) und bietet Verknüpfungen in alle Richtungen an. Aber dann hätte man an der Baarestraße auf einige legale und illegale Kfz-Parkmöglichkeiten verzichten müssen. Das durfte in Bochum nicht sein

Ich habe die jetzt aktuelle Trassenführung zwischen A40 und Kortumpark schon vor zehn Jahren zur Diskussion gestellt, zur einer Zeit, als RVR und Stadt Bochum sich noch auf Trassen festgelegt hatten, die sich kurze Zeit später als unrealisierbar herausstellten. Die Bahnbrücken über Bessemerstraße und Königsallee waren als Alternative im Rahmen dieser Trasse willkommen, aber nicht notwendig. Die vorgeschlagenen Trasse lässt sich ohne unvertretbaren Aufwand unter Einhaltung aller Vorgaben für Radschnellwege realisieren. Damit hat Bochum die Möglichkeit tatsächlich ein Vorzeigeprojekt für ganz Deutschland auf die Beine zu stellen. Das sollte der RS1 von Anfang an sein.

Gegen dieses Leuchtturmprojekt spricht nur eins: Die Autostadt Bochum. Wer dieses überholte Konzept aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts heute noch verteidigen will, muss nur weitermachen wie bisher.

Längere Fahrzeiten für die Radfahrenden oder ein erhöhtes Konfliktpotential mit dem Autoverkehr sind leicht zu vermeiden. Nicht vermeidbar sind eventuell einige Eingriffe in den vermeintlichen Besitzstand des in Bochum seit über 60 Jahren privilegierten Autoverkehrs.

An der Königsallee und an der Universitätsstraße ist in der Tat eine völlig neue Ampelanlage erforderlich , die dem Verkehr auf dem RS1 verkehrsabhängig eine grüne Welle auf dem RS1 zur Verfügung stellt. Die Technik dazu ist seit Jahren vorhanden:
https://www.swarco.com/de/stories/gruene-welle-fuer-kopenhagen-daenemark.

Damit wird auch das wahnwitzige Brückenprojekt am Hauptbahnhof sinnfrei, das nur der weiteren Privilegierung des Autoverkehrs dient. Die direkte Führung von der Herrmannshöhe über die Universitätsstraße auf die Ferdinandstraße ist schneller, geradlinig und bietet zahlreiche Verknüpfungsmöglichkeiten Richtung Innenstadt und Ruhr-Universität. Die einzig notwendige Brücke ist die über die Wittener Straße. Das war von Anfang an klar.

Jetzt kommt es darauf an, den RS1 vom Kortumpark aus parallel zu den Bahngleisen zu führen, ohne auf Bahngelände zurückgreifen zu müssen. Versucht hat das anscheinend noch niemand. Es ist ja auch viel bequemer so zu tun, als sei das nicht möglich. Der RVR wollte an der nördlichen Bahntrasse am Nordring entlang eine höchst aufwendige aufgeständerte Trasse realisieren. An den Kosten kann es also nicht scheitern.

Die Grünen haben sich in den zehn Jahren von 2013 bis 2023 bezüglich des RS1 noch nie durch besonderen Ehrgeiz oder Kompetenz ausgezeichnet. Jetzt ist es an der Zeit.

1999 hat die SPD ihre absolute Mehrheit im Stadtrat verloren. Ich habe den Grünen als damaliger ADFC-Vorsitzender auf der Wahlparty ein T-Shirt überreicht. In gelb auf Grün stand auf der Vorderseite „Macht“. Und auf der Rückseite „Bochum fahrradfreundlich“.

„Macht Bochum fahrradfreundlich“. Es ist höchste Zeit für die Grünen.«

In ihrem Antwortschreiben verweisen die Grünen darauf, sie täten „alles in ihrer Macht stehende“, allerdings müsse diese „im Übrigen mit den Sozialdemokraten geteilt werden“