Samstag 14.01.23, 18:10 Uhr

Aktuelle Erinnerung an einen der bedeutendsten deutschen Juristen


Am Mittwoch dieser Woche stellte das Fritz Bauer Forum seine interaktive Ausstellung „Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland“ vor. Das Landgericht hatte zur Präsentation der Ausstellung über das Wirken von Fritz Bauer eingeladen und beachtliche Resonanz gefunden. Die Sitzplätze im großen Schwurgerichtssaal reichten nicht für alle Besucher:innen aus. NRW-Justizminister Limbach war zu einem Grußwort erschienen.

Er würdigte Fritz Bauers Rolle in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Bauer habe dafür gekämpft, dass die Entschuldigung/Ausrede, man habe lediglich das Recht angewandt, Befehle befolgt und ausgeführt, juristisch nicht gelten sollte. Er habe verlangt, dass die NS-Gesetze hätten gebrochen werden müssen. Limbach verlangt auch heute von Jurist:innen die Fähigkeit zur kritischen Reflexion, wann Recht zu Unrecht wird.
Diese Formulierung klang noch im Ohr, als die Geschäftsführerin des Fritz Bauer Forums Irmtrud Wojak, auf die weltweiten Missachtungen von Menschenrechten einging und auch innenpolitisch anmerkte, was es eigentlich über unsere Gesellschaft aussagt, wenn junge Menschen, die 100 Kilometer als Tempolimit und ein 9 Euro-Ticket fordern, mit „Klima-Krieger“ tituliert werden und in Vorbeugehaft genommen werden, weil sie eine Straße blockiert haben?

Sie erinnerte an eine eindringliche Rede von Fritz Bauer, in der er am Beispiel der ermordeten Anne Franks verdeutliche, was staatliches Unrecht ist. Er fragte, ob es wirklich so schwer war, nicht Mitläufer zu sein.

In einem dritten Redebeitrag erinnerte Christoph Köster, Leiter der Dokumentation- und Forschungsstelle Justiz und Nationalsozialismus der Justizakademie NRW, daran, wie Fritz Bauer vergeblich versucht hat, die vielen Mittäter der Naziverbrechen auch als Täter zu verurteilen. Ihre Verbrechen wurde in aller Regel nur als „Beihilfe“ eingestuft. Die Nazi-Richter blieben schließlich weitgehend nach 1945 im Amt. Aus ihrer Sicht, so Fritz Bauer, stand die Annahme bloßer Beihilfe für die nachträgliche Wunschvorstellung, im totalitären Staat der Nazizeit habe es nur wenige Verantwortliche gegeben, alle anderen seien Mitläufer gewesen.

Das Fritz Bauer Forum wird die Reden in Kürze als Broschüre veröffentlichen.