Mittwoch 05.10.22, 12:00 Uhr

Beratungsstelle Madonna wird 30 6


»Madonna, eine der jüngeren Initiativen der Deutschen Hurenbewegung, feiert das 30 jährige Jubiläum ihrer Beratungsstelle an der Alleestraße in der Nähe des Bochumer Bordells. Gegründet wurde das Projekt in harten Zeiten: Sexarbeit war zwar nicht verboten, aber alle, die Sexarbeitende unterstützten, komfortable Arbeitsplätze anboten oder Schutz organisierten, konnten wegen Förderung der Prostitution oder gar Zuhälterei strafrechtlich verfolgt werden. Selbst Partner*innen und Verwandte waren dieser Gefahr ausgesetzt. Sexarbeit fand somit im Dunkelfeld unter quasi verbotenen Umständen oder auf der Straße statt. Umso wichtiger war die Initiative der Hurenbewegung, ihre Kolleg*innen in allen Arbeits- und Lebensfragen zu unterstützen, zu informieren und mit ihnen gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen.  


Nicht zuletzt dadurch haben sich die Zeiten geändert: 2001 wurde Sexarbeit durch das Prostitutionsgesetz als Erwerbstätigkeit anerkannt. Ein Meilenstein war erreicht. Doch Gesetze allein verändern die Gesellschaft nicht. Immer noch fehlt es oft an Anerkennung, Wertschätzung und Unterstützung. Gerade die Zeiten der Pandemie haben gezeigt, dass Sexarbeitende leicht durch alle Netze fallen.

Spezialisierte Beratung für diesen Personenkreis bleibt also wichtig und richtig.   In diesem Sinne schaut Madonna nicht nur auf 30 Jahre intensive Beratungsarbeit, vielfältige Veranstaltungen und Diskussionen, Hurenkongresse und nicht zuletzt auf zwei Hurenbälle zurück. Auch in Zukunft wird es bei allen Aktionen um die Anerkennung und Wertschätzung der Sexarbeit und die Expertise der Menschen gehen, die sie ausführen.«


6 Gedanken zu “Beratungsstelle Madonna wird 30

  • Männliche Sexarbeit

    besonders männliche Sexarbeiter die männliche Klienten haben sind noch viel stärker von Stigmatisierung und Ausgrenzung betroffen. Sex mit Männern durch Sexarbeiter passt nicht in die Schablone des Denkens über Männer. Zusätzlich ist die Tätigkeit der Sexarbeit stigmatisiert.
    Anlaufstellen für männliche Sexarbeiter sind teilweise die Aidshilfen in der Bundesrepublik, da dort Beratung u. Prävention zu sexuell übetragbaren Krankeiten (STI) stattfindet. Männliche Sexarbeiter sind bei allen STIs überdurchschnittlich stark in der Statistik vertreten, Z.B. bei HIV 4 bis 6x gegenüber der „Durchschnitts“bevölkerung, Tripper 6 bis 8x, Chlameydin Xfach, Hepatitis 4 bis 5x, Syphilis auch mehrfach usw..
    Männliche Sexarbeit wird gesellschaftlich kaum thematisiert !
    Es gibt noch viel zu unternehmen ;-)

    • Krankenversicherung

      Nachtrag
      Ein nicht geringer Anteil der männlichen Sexarbeiter die in der Bundesrepublik arbeiten kommt aus Osteuropäischen Ländern, z.B. Slowakei, Tschechien, und Bulgarien, zuvor z.B. häufig aus der Russischen Förderation, oder z.B. aus Litauen.

      Sehr häufig haben diese Sexarbeiter keine Krankenversicherung in der BRD, müssen also theoretisch für jede reguläre ärztliche Leistung in ihr Ursprungsland fahren. Dort herrscht die Situation manchmal von Schwellenländern, die ärztliche Versorgung ohne Zuzahlung ist eine Art Basisversorgung.

      In keinem Land Osteuropas wird z.B. die sog. PREP praktiziert, dafür erhält Mann keine Medikamente. Dieses PREP-Programm gibt es nur in aktuell 10 Ländern auf der Erde, kein osteuropäisches Land ist dabei.
      PREP = Präexpositionsprophylaxe, 1x täglich eine 1 Tablette um vor der Ansteckung mit HIV zu 99% geschützt zu sein.

      Aus meiner Sicht eine wichtige Forderung zur „Regulierung“:
      In der BRD darf nur jemand als Sexarbeiter (m/w/d) tätig sein
      der auch eine Krankenversicherung hier hat.
      Die Krankenversicherungen in der BRD bezahlen die sog. PREP. Eine Monatspackung kostet ca. 1200 Euro, also ca. 14.400 Euro im Jahr.
      Das selbe Medikament wird auch bei einer bereits erfolgten Infektion mit HIV verabreicht, ist aber a u c h präventiv wirksam.
      Dadurch würden die Sexarbeiter nicht zum „Ansteckungsrisiko“ für ihre Klienten werden und wären selbst geschützt.
      In den letzten Jahren sind die Zahlen der HIV-Infizierten um etwa 10.000 auf insges. ca 90.000 gestiegen.
      Gäbe es eine Versorgung von Sexarbeitern aus Osteuropa mit der präventiven Einnahme eines Medikaments als 99% Schutz vor der Ansteckung mit HIV, dann wären die Infektionszahlen in den letzten Jahren gesunken. Dass war ein Ziel der Aidshilfen – Keine HIV-Neuinfektion bis 2020 – und ist n i c h t erreicht worden. Weil zu wenig Geld in die Prävention gesteckt wird. Große Teile der Aidshilfearbeit wird durch Spenden finanziert. Erst wenn jemand Klient*in geworden ist, gibt´s auch bescheidene Verrechnungssätze als finanzielle Unterstützung der Arbeit.

      Das Angebot einer gesetzlichen Krankenversicherung-Mitgliedschaft und die Übernahme der Kosten für eine PREP / HIV-Tabletten-Prävention wäre eine wirksame Maßnahme zur Reduzierung der Infektionen.

        • Statt Brot immer nur Kuchen - auch keine Lösung

          Negier nicht Rosa, nur weil´s etwas ausführlicher geworden ist (!)
          ;-)
          „Nur“ den Fokus auf Frauen auszurichten lenkt von den gesellschaftlichen Gesamtdimensionen, z.B. d. damit verb. Doppelmoral, ab. Meine Meinung:Umgang mit Sexualität ist ein allgemeines Problem.

        • Kostenloser Zugang zur Gesundheitsversorg f. alle Bewohnenden des Landes !

          „““ Das Angebot einer gesetzlichen Krankenversicherung-Mitgliedschaft und die Ãœbernahme der Kosten für eine PREP / HIV-Tabletten-Prävention wäre eine wirksame Maßnahme zur Reduzierung der Infektionen. „““
          Gilt sowohl für
          m / w / d
          Also Sexarbeitende jeden Geschlechts, da alle potentiell von HIV bedroht sind. Bzw. Frauen mit HIV immerhin mit ca 20% real in der BRD-Infektionsstatistik vertreten sind.
          Weltweit sind 53 % aller HIV-Infizierten weiblich und der überwiegende Teil hat keinen Zugang zu Medikamenten, wird also mit hoher Wahrscheinlichkeit an HIV / Aids als chronische Erkrankung sterben.
          Aus dieser Perspektive betrachtet betrifft HIV auch sehr viele Frauen.

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