Montag 03.10.22, 15:49 Uhr
Redebeitrag von "Armut im Pott" auf der Kundgebung "Gemeinsam bleibt’s warm" am 1.10. 2022

Wir fordern zu überleben. Gemeinsam.


Seit Jahren spitzen sich die globalen Krisen weiter zu.
Seit Jahren findet die deutsche Politik keine Antworten mehr.
Seit Jahren werden wir Menschen in Armut mit den Krisen allein gelassen.

Heute stehen wir hier um gemeinsam mit Solidarität durch die Energiekrise zu kommen. Die Preissteigerungen auf der Nebenkostenabrechnung aber auch im Supermarkt kann kaum noch jemand ignorieren. Besonders hart trifft das alles – wieder mal – uns Armutsbetroffene. Früher haben wir bei ALDI noch jeden Cent dreimal umgedreht. Heute haben wir diesen Cent nicht mehr. Wir können uns das einfach nicht mehr leisten.

Letzte Woche standen wir beim Klimastreik am Rathaus um gemeinsam mit Solidarität durch die schlimmste Dürre seit 500 Jahren zu kommen. Wer im billigen, unisolierten Dachgeschoss wohnt, hat diesen Winter bei den Gaspreisen ebenso ein Problem wie bei den 40°C im Sommer.

Und auch für uns Armutsbetroffene ist es das dritte Jahr Pandemie. Wir gefährden seit drei Jahren gezwungenermaßen unsere Gesundheit oder finden Wege und doch noch FFP2-Masken vom Mund abzusparen. Masken für die ich selbst noch nie Geld ausgeben musste, weil meine Freunde in besser bezahlten Berufen davon mehr geschenkt kriegen, als sie selbst verbrauchen können. Dass ich diese Masken kriege ist solidarisch. Dass meine gut verdienenden Freunde diese Masken geschenkt kriegen, ist zynisch.
Währenddessen arbeiten Armutsbetroffene in Fabriken, Callcentern oder bei Toennies und können das mit der Gesundheit vergessen.

In all diesen Krisen kommt Hilfe für uns, die wir dringend Hilfe benötigen wieder und wieder zu spät, zu wenig und oftmals nichtmal bei uns an.

Wir fordern daher eine dem 3. Jahrtausend angemessene Sozial- und Krisenpolitik!

Wir fordern den Zeiten angemessene Sozialleistungen, um überhaupt noch leben zu können!

Wir fordern eine sofortige Energiewende und schnellstmöglichen Ausbau Erneuerbarer Energien um weitere Preisschocks zu verhindern!

Wir fordern eine drastische CO2-Steuer mit Klimaprämie, mit der Menschen wie ich mehrere Hundert Euro mehr zur Verfügung hätten! So würden die Menschen und Konzerne, die die Klimaschöden verursachen, auch die zusätzlichen Kosten tragen, die bisher auf uns abgewälzt werden.

Wir fordern das 9€-Ticket – nicht einmal aus Klimagründen, sondern weil wir uns im Ruhrgebiet und VRR anders nicht bezahlbar fortbewegen können! Wir zahlen bis zu 40€ Fahrtkosten für eine 30 Minuten entfernte Demo.

Wir fordern kostenlose FFP2-Masken für alle, statt nur für Arbeitende im Homeoffice sowie grundlegende Infektionsschutzmaßnahmen!

Und wir fordern Katastrophenschutz! Denn egal ob Überschwemmungen wie im Ahrtal, Tornados wie in Paderborn oder Arbeitsunfähigkeit durch Covid19 – WIR haben keine Versicherung, die dafür aufkommt.

All das fordern wir hier in Deutschland, aber auch solidarisch für alle Menschen der Welt.
Denn was wir fordern ist nichts anderes als bezahlbare Lebensmittel, Wasser, Strom, Gesundheit und ein Dach überm Kopf.
Wir fordern zu überleben. Gemeinsam.