Freitag 30.09.22, 14:04 Uhr
Kundgebung zur Klimastreik Demo von Fridays for Future am 23.9.2022 in Bochum

Redebeitrag von Ende-Gelände


Shut shit down! Dass ist vermutlich der Demospruch, der am meisten mit Ende-Gelände assoziiert wird. Und wir müssen wirklich dringend alle fossilen Energien abschalten. Doch das ist nicht alles, was passieren muss.

In bürgerlichen Kreisen hält die Forderung nach bewusstem, nachhaltigem Konsum an Beliebtheit. Jede*r sei selbst verantwortlich. Das neoliberale Credo der Eigenverantwortung.
Doch mit Konsumkritik lassen sich die ökologische Krise und der Klimakollaps nicht abschwächen. Von Verhindern können wir uns verabschieden.

In einem kapitalistischen System orientiert sich die Produktion nicht an den Bedürfnissen der Menschen. Sie orientiert sich an den Profitinteressen der Kapitalist*innen.
Das können wir sehen, wenn wir in die ärmsten Länder der Welt schauen. Dort werden Palmöl für Biodiesel und Kaffee mit Ökosiegel produziert, während Millionen Hunger leiden.
Es reicht aber auch ein Blick in die deutschen Großstädte: obwohl dringend bezahlbare Wohnungen benötigt werden, werden Luxusapartments und Bürogebäude geschaffen. Dabei stehen bereits Millionen Quadratmeter Büroflächen leer.

Nicht Bedürfnisse, sondern Gewinnerwartungen bestimmen, was, wie und wie viel produziert wird.

Wir sitzen nicht alle im selben Boot.
Die Hauptverursachenden dieser Katastrophe sind diejenigen, die sich am besten vor einer Hitzekatastrophe in ein klimatisiertes Gebäude flüchten können. Es sind die, die sich vor einer Flutkatastrophe retten können und trotz Dürre die teuren Lebensmittelpreise bezahlen können.

Eine Umstellung auf 100% erneuerbare Energien wird nicht reichen. Auch eine Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien und Produktionsmitteln und eine Bedürfnis- statt profitorientierte Produktionsweise wird nicht reichen. Auch das wird weitere Treibhausgase verursachen.
Der Energie- und Ressourcenverbrauch muss drastisch sinken, zuallererst in den frühindustrialisierten Gebieten der Welt.

Das allerdings geht zwangsläufig mit einer Reduzierung des stofflichen Reichtums sowie von Mobilität einher.
Wir können uns den Kapitalismus nicht mehr leisten.

Wer hat am meisten die Klimakatastrophe angeheizt? Wer leidet am meisten unter ihr und kommt für die entstehenden Kosten auf?
Es muss gleichzeitig auch immer die Ungleichheit bekämpft werden. In unseren eigenen Kämpfen als Klimagerechtigkeitsbewegung, in Deutschland und der ganzen Welt. Eine Ungleichheit, die stark mit dem Kapitalismus verwoben ist.

Wie kommen wir zu einer Welt ohne fossile Rohstoffe, mit weniger Verbrauch weniger Ungleichheit?
Wir glauben, dass friedliche Demonstrationen wichtig sind, aber nicht ausreichen. Wir haben alle legalen Mittel ausgenutzt, aber damit bisher wenig erreicht. Wir müssen den Status quo stören.
Die Menschen, die jetzt die Macht haben, wollen am Status quo festhalten. Doch es reicht nicht, darauf zu warten, dass sie uns kleine Eingeständnisse machen. Wenn wir eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen schaffen wollen, braucht es radikale Veränderungen.