Freitag 15.07.22, 14:22 Uhr

Deutsche Bahn schmeißt „Bochum-Solidarisch“ aus dem Hauptbahnhof 3


Die Deutsche Bahn AG hat nach vier Monaten „Bochum Solidarisch“ verboten den Willkommensstand im Hbf für Menschen aus der Ukraine weiterzuführen und sich weiterhin im Bahnhof aufzuhalten. Offiziell wird dies mit der Versperrung von Fluchtwegen begründet.


Bochum-Solidarisch schreibt: »Dabei hat das Bahnhofsmanagement „Bochum Solidarisch“ und der Bahnhofsmission genau diesen Platz zugewiesen. Bis vor einem Monat standen dort zusätzlich auch noch die große Desinfektionsstation und eine mobile Hebebühne. Auf Nachfrage legte das Bahnhofsmanagement nach mit der Begründung, dass sie keine weitere Organisation neben der Bahnhofsmission im Bahnhof haben möchten. Die ist dann der Endpunkt der permanenten Auseinandersetzungen mit den beiden Führungskräften der Bahnhofsmission (NICHT mit den Ehrenamtlichen!), die immer wieder mit dem Rausschmiss durch das Bahnhofsmanagement gedroht hatten, wenn sich „Bochum Solidarisch“ nicht so verhält, wie sie (die Bahnhofsmission) es möchte.

Auch wenn die großen Zahlen von neu aus der Ukraine ankommenden Menschen in den letzten Wochen zurückgegangen ist, wurde am Stand von „Bochum Solidarisch“ bis letzte Woche noch ca. 50 Personen pro Tag mit Infos, Wasser, Obst, Süßigkeiten und kleinen Geschenken für die Kinder versorgt. Die Stadt Bochum hatte die Versorgung mit Wasserflaschen schon vor einigen Wochen, pünktlich zum Sommerbeginn, eingestellt.

„Bochum Solidarisch“ hat in den vier Monaten vor Ort im Hbf viel über das Verhalten der Stadt Bochum und der beiden von ihr mit finanziellen Mitteln für die Betreuung von Menschen aus der Ukraine ausgestatteten Ehrenamtsorganisationen, der von der Caritas und der Diakonie betriebenen Bahnhofsmission und der Bochumer Ehrenamtsagentur gelernt:

Die Stadt Bochum kann auch nach den Erfahrungen von 2015 nicht mit aktivistisch orientierten „Pop-up“-Bewegungen wie „Bochum Solidarisch“ oder mit den vorhandenen Strukturen der aus der Ukraine geflüchteten Menschen direkt und proaktiv kommunizieren. Stattdessen finanziert sie Organisationen, die keinerlei Kompetenzen im Umgang mit geflüchteten Menschen haben und sich selber für das Zentrum des Universums halten.

Über das unerträgliche Platzhirschgehabe der Hauptamtlichen der Bahnhofsmission und die Bochumer Ehrenamtsagentur mit ihrem internen Verbot Informationen über Hilfsangebote in Bochum an „Bochum Solidarisch“ weiterzuleiten, könnte man einen ganz eigenen Beitrag schreiben. Anscheinend greift die Stadt Bochum nur auf traditionelle Kontakte zurück, ohne sich um fehlende Qualifikationen und die Qualität der Arbeit (und um den Verbleib der 20.000 €, die die Bahnhofsmission u.a. für die Versorgung der ankommenden Menschen aus der Ukraine von der Stadt bekommen hat) zu kümmern.

Einen besonderer Schildbürgerstreich stellt der von der Stadt Bochum auf dem Bahnhofsvorplatz aufgestellte Container dar. Ursprünglich wohl als von der Bahnhofsmission und „Bochum Solidarisch“ zu betreibende Anlaufstelle für Menschen aus der Ukraine gedacht, steht der Container jetzt da…und steht…und steht…. Irgendwann gab es zwar am 24.06., also 8 Wochen nach Anlieferung des Containers, eine Schlüsselübergabe aber gleichzeitig auch ein Nutzungsverbot, da man erst noch auf einen Stromanschluss warten wollte, der aber anscheinend technisch unmöglich ist. Angeblich ist der Container für 6 Monate angemietet, steht da jetzt rum und frisst Gelder, die besser bei der Versorgung von geflüchteten Menschen aufgehoben wären. Nichts ist klar, niemand bei der Stadt zeigt sich verantwortlich oder hat irgendwelche Informationen. Immer wurde auf „Es gibt noch internen Abstimmungsbedarf“ verwiesen. „Interner Abstimmungsbedarf“ ist bei der Stadt Bochum anscheinend das Pendant zu „Verzögerungen im Betriebsablauf“ bei der Deutschen Bahn. Real gelebte Satire.

Der Stand im Hbf ist jetzt Geschichte und „Bochum Solidarisch“ bedankt sich für die fantastische persönliche und materielle Unterstützung von so vielen Privatpersonen und Geschäftsleuten.
Weitere Informationen zu „Bochum Solidarisch“ findet Ihr unter: https://sites.google.com/view/bochum-solidarisch«


3 Gedanken zu “Deutsche Bahn schmeißt „Bochum-Solidarisch“ aus dem Hauptbahnhof

  • Stefan Kobus

    Leider nichts neues. Die altbackenen und hierarchischen Strukturen dulden kein graswurzelbewegung neben sich. Dabei wäre es Aufgabe der Stadt die Flüchtenden in Empfang zu nehmen und sie individuell (!!!) zu beraten. Stadessen machen dies überzeugte Leute ehrenamtlich in ihrer Freizeit und kriegen dafür noch einen Arschtritt…

  • ilona Brix

    habe leider erst heute Kenntnis bekommen und muß mich einfach melden. Als ehemalige ehrenamtliche Helferin verstehe ich den Unmut der Leute.
    Als ich meine Arbeit verlor und noch etwas tun wollte, riet man mir zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit.
    Der Gedanke gefiel mir gut, denn ich bin in Rente und habe demzufolge Zeit. Also ran, aber bald bemerkte ich, die wollen mich gar nicht, denn es wurde gemobbt und unfähige Leute hoffiert . Bald ging ich, weil ich mich nicht noch im Alter so behandeln lassen wollte.
    Niemand hat mir geholfen und ich habe mich mit anderen Ehrenamtlern, die auch gegangen sind, unterhalten.
    Nun fand ich die Idee mit der Hilfe für für die Menschen aus der Ukraine so toll, aber es hielt ja leider nicht lange. Es ist ja schlimm, denn es wird von Hilfe gesprochen, aber es ist nur Kommerz. Da ich keiner Glaubensgemeinschaft angehöre kann ich es nicht verstehen so etwas von Gläubigen zu erfahren. Es ist einfach nur traurig und die Menschen tun mir so Leid. Werde mich auch wieder ehrenamtlich betätigen, aber nicht mehr in der BM.

    • Teile und herrsche !

      Es ist natürlich schon sehr bescheiden, ja fast schon schlicht, dass der Initiative „Bochum solidarisch“ diese lausigen 4qm Standfläche im Bhf nicht mehr zur Verfügung gestellt werden.
      Ansonsten, ehrenamtliche Tätigkeiten sind ja ein riesengroßer Markt, da gilt es für die BM etwaigen „Mitbewerbern“ zeitnah das Licht auszuknipsen. Altersphobie ist da nur eine willkommene Möglichkeit um den/die ein oder anderen/e rauszukicken.
      Die Sache mit der Altersphobie krassiert aber auch in der sog. „Linken Szene“, hat also mittlerweile einen hohen Verbreitungsgrad. Viele Ältere wollen gegen solch ein Klima jedoch nicht „anarbeiten“ und klinken sich lieber aus politischen Initiativen aus. Dadurch stehen viele Erfahrungen nicht zur Verfügung.
      Ich habe etwa !/2 Jahr in der Klimaschutzbewegung mitgemacht. Irgendwann war ich aber davon müde ständig gegen Vorurteile gegenüber älteren Menschen anzukämpfen. Statistisch betrachtet bin ich in 20 Jahren tot. Was interessiert mich also die sog. Klimakrise. Viele Ältere in der Ökologiebewegung denken so. Das Dumme ist natürlich, so wird´s sich nichts ändern, solange das Prinzip „Alle gegen Alle“ dominiert.

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