Dienstag 26.04.22, 20:55 Uhr
Redebeitrag von Migrantifa auf der VoNOvia-Demonstration am 23. April 2022 in Bochum

Auf dem Wohnungsmarkt rassistischer Willkür ausgeliefert


Wir sind hier als Migrantifa, weil Rassismus und die Wohnungsfrage unmittelbar miteinander zusammenhängen. Viele migrantische Menschen oder People of color kennen das Problem. Man bewirbt sich auf Wohnungen und weiß schon beim Anschreiben, dass man sowieso keine Rückmeldung bekommen wird. Der Name klingt nicht deutsch genug und selbst wenn man am Telefon eine Zusage für eine Besichtigung erhält, gibt es spätestens dann eine Absage, wenn man als Schwarze Person oder Frau mit Kopftuch zur Besichtigung erscheint. Auf dem Wohnungsmarkt sind migrantische Menschen nicht nur der kapitalistischen, sondern auch der rassistischen Willkür ausgeliefert!

Ich selbst suche seit Monaten nach einer Wohnung. Seitdem Vonovia auch noch die Deutsche Wohnen gekauft hat, sind fast alle Wohnungsanzeigen von Vonovia. Wie oft bin ich wohl zu Besichtigungsterminen eingeladen worden? Als Person mit ausländischem Namen auf Wohnungssuche zu sein, ist kein Spaß.

Rassismus bei der Wohnungssuche ist längst kein Einzelfall! Erst im Sommer letzten Jahres ist durch interne Dokumente bekannt geworden, dass das größte Bremer Wohnungsunternehmen Gebrauchsanweisungen für seine Angestellten zusammengestellt hatte. Kunden sollen nach Sprache, Herkunft und Aussehen sortiert werden. Sinti*zza und Rom*nja, muslimische Familien oder Schwarze Menschen werden von Anfang an aussortiert, wie Menschen zweiter Klasse behandelt!

Als wäre das nicht schon genug, steigen seit Jahren die Mietpreise, bei immer schlechter werdendem Service. Eine migrantische Genossin hat 10 Jahre in Vonovia Wohnungen gelebt. Ein Monat musste sie mit ihrer siebenköpfigen Familie ohne heißes Wasser wohnen. Auf Mängel wird nicht reagiert. Wer kein Beamt*innen-Deutsch beherrscht, wird ignoriert. Hauptsache die Miete ist pünktlich auf dem Konto. Dabei sind die Wohnungen zum Teil in miserablen Zuständen. Schimmel, Heizungsausfälle, Schäden – alle Mieter*innen kennen diese Probleme. Wenn du aber eine geflüchtete Person bist oder nicht im Mieter*innenverein bist, bist du aufgeschmissen.

Wir haben genug! Wohnen ist ein Grundrecht und die Vergesellschaftung von Wohnungskonzernen ein wichtiger Schritt für die Demokratie! Wir haben keine Lust mehr darauf, auf die Willkür von Miethaien angewiesen zu sein! Deswegen fordern wir die Enteignung von Vonovia & co.

Enteignen, damit nicht das gesamte Gehalt von Arbeiter*innen für die Miete drauf geht!
Enteignen, damit alle Menschen den gleichen Zugang zu Wohnraum haben!

Enteignen, damit die rassistische Willkür ein Ende hat!

Keine Profite mit der Miete!