Samstag 01.01.22, 18:29 Uhr
Zur Zukunft des Hallenfreibades Höntrop:

Es gibt noch viel zu besprechen


Die Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop schreiben zum Jahreswechsel: »Ein frühlingshafter 1. Januar lockt uns bei aufgelockerter Bewölkung und Temperaturen um 13°C nach draußen, auf den Balkon, in den Garten, oder vielleicht mal eben in den Südpark? Nein, Südpark lieber nicht, sagen sich da viele, denn der heutige Anblick des Höntroper Freibades tut uns im Herzen weh. Dann doch lieber an die Ruhr …

Seit dem Abriss des Hallenbades im Herbst 2020 ist auf dem Freibadgelände nichts passiert, außer dass Mutter Natur begonnen hat, sich das Gelände zurück zu erobern, ebenso wie Herrchen und Frauchen, die in Begleitung ihrer Vierbeiner diesem Lost Place die Ehre erweisen.

Aber ob die Bürger:innen der Stadt Bochum dieses wahrhaftige Parkbad als einzigartigen Ort der Erholung und Abkühlung wirklich verlieren werden, darüber soll nun im Februar im Aufsichtsrat der HVV* „final“ entschieden werden. So jedenfalls berichtete es die WAZ am gestrigen Silvestertag.

Grundlage der Entscheidungsfindung ist das sogenannte Bäderkonzept, ein Variantenvergleich von dreizehn verschiedenen Schließungs- und Sanierungsfahrplänen nach vermeintlich objektiven betriebswirtschaftlichen Kriterien. Wie im Einzelnen man dort auf die verschiedenen Ergebnisse gekommen ist, ist nicht bekannt und nicht öffentlich. Auch ist nicht bekannt, warum die Einzelheiten nicht öffentlich sind. Bekannt ist aber, dass die darin skizzierten Bedarfsprognosen bzgl. der Freibäder nicht fundiert sind. Insbesondere vernachlässigen sie die klimatischen Veränderungen, die auch vor unserer Stadt nicht halt machen werden. Und das Konzept übersieht den Bedarf an Ruhe- und Rückzugsorten, den die Menschen in unserer dicht besiedelten Region haben und der immer mehr zur Mangelware wird. Es geht dabei um nicht mehr und nicht weniger als die Bewohnbarkeit unserer Stadt und die Gesundheit ihrer Bewohner:innen.

Bevor hier also in Sachen Freibad eine Entscheidung getroffen wird, gäbe es noch viel zu besprechen. Ob es dazu kommen wird, muss man sehen. Wir bleiben wie immer optimistisch, denn übermorgen wird ein neuer Bäderchef seinen Dienst antreten und wir werden uns umgehend um einen offenen und konstruktiven Dialog bemühen.

Der scheidende Interimschef der WasserWelten hatte uns im Herbst zugesichert, im Zuge der demnächst anstehenden konkreten Planungen einzelner Standorte auf unsere konzeptionellen Vorschläge eingehen zu wollen. Das ist gut so, denn das Bäderkonzept kennt bisher nur zwei Freibadvarianten für Höntrop: entweder ein XXL-Freibad oder gar kein Freibad. Und genau darin liegt der Konstruktionsfehler des Variantenvergleichs der WasserWelten: denn ein vernünftiges Freibadangebot, wie es uns vorschwebt, wurde bisher gar nicht erst in die Betrachtungen einbezogen.«


*Anmerkung der Redaktion:

Die Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) ist ein Instrument zur Entdemokratisierung der Kommunalolitik. Wichtige politische Bereiche werden an städtische Firmen ausgegliedert und damit der politischen Diskussion und Entscheidung entzogen.

Die nachfolgende Grafik (ohne die roten Hinweiszeichen) ist im Webauftritt der Bochumer Stadtwerke zu finden.