Samstag 25.09.21, 14:24 Uhr
Redebeitrag von Animal Rights Watch beim Klimastreik am 24.09.2021 in Bochum

Verzicht auf tierliche Produkte ist ein wichtiger Baustein gegen den Klimakollaps


Hallo und guten Tag zusammen,

Liebe Fridays for Future Bochum!

Mein Name ist Helmut Pruß und ich bin im Tierrechtsverein Animal Rights Watch aktiv. Wir solidarisieren uns mit der Bewegung von Fridays for Future. Für Animal Rights Watch und viele andere Tierrechtsgruppen sind Tierrechte und Menschenrechte untrennbar miteinander verbunden. Nicht nur, aber auch durch die Klimakatastrophe werden tagtäglich Menschenrechte und Tierrechte mit Füßen getreten.

Mittlerweile sollte doch klar sein, dass der Verzicht auf tierliche Produkte unserem Planeten enorm helfen würde. Denn die weltweite Massentierhaltung verursacht mehr schädliche Treibhausgasemissionen als der gesamte Verkehr der Welt. Pro Tag verschwindet für die Fleischgewinnung eine Fläche Regenwald in der Größe von Köln. Fleischkonsum ist quasi das Feuerzeug in den Händen der Brandstifter im südamerikanischen Regenwald.

Wenn also die industrielle Viehzucht eine der Hauptursachen des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen ist – wenn also die Nutztierzucht als einer der größten Produzenten von Treibhausgasen klimaschädlicher als der gesamte Verkehr ist:  Wieso wird dann fast nur über fossile Brennstoffe gesprochen, über den Straßenverkehr, über den Flugverkehr? Das soll jetzt nicht heißen, dass diese Themen unwichtig sind.

Wer allerdings aufrichtig bestrebt ist, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, muss sich auch mit der Ernährung auseinanderzusetzen. Die umweltschädliche Wirkung tierlicher „Nahrungsmittel“ ist umfangreich verbürgt, deshalb muss im Kampf gegen die Klimakatastrophe eine rein pflanzliche Ernährung einen wesentlichen Beitrag leisten.

An dieser Stelle scheint mir ein Zitat von dem Musiker Moby passend zu sein:

„Über den Klimawandel zu reden und dabei nicht über die Nutztierhaltung zu sprechen, das ist wie reden über Lungenkrebs, ohne das Rauchen zu erwähnen.“

Und wenn dann die Politik auch noch Angst vor dem Volkszorn der Grillfraktion hat, die ihre marinierten Schweinesteaks und Bratwürstchen als unumstößliches Kulturgut feiert: Dann gute Nacht Klimaschutz. Tierliche Nahrungsmittel sind der blinde Fleck in der Diskussion um die Klimakatastrophe. Selbst ansonsten gut informierte und gutwillige Klimaschützerinnen und Klimaschützer halten das Thema Fleisch, Eier- und Milchprodukte oft für nebensächlich.

Und so reduziert sich alles darauf, Kohlekraftwerke abzuschalten, eine CO2 Steuer einzuführen und mal ab und zu aufs Fliegen oder Autofahren zu verzichten. Wenn überhaupt, heißt es: „Wir müssen weniger Fleisch essen.“ Dann könnte eine Forderung auch lauten, legt 10 % der Kohlekraftwerke still.

Deshalb appelliere ich an alle Klimaschützerinnen und Klimaschützer, an alle Umweltaktivistinnen und Umweltaktivisten, ernsthaft über den Konsum von tierlichen Produkten nachzudenken. Dass sie ihn in Frage stellen und daran denken, dass der Verzicht auf tierliche Produkte ein enorm wichtiger Baustein ist, um etwas gegen den Klimakollaps zu machen.

Die Diskussion über tierliche Produkte muss mit allen anderen wichtigen Forderungen für ein Einhalten des 1,5 Grad Zieles sofort und sehr deutlich mit auf die Tagesordnung.

Lasst uns die Wichtigkeit einer veganen Lebensweise und die Notwendigkeit des Erhalts einer lebenswerten Welt für ALLE betonen.

Recht herzlichen Dank fürs Zuhören.

Quellen:

[1]    http://www.ariwa.org/wissen-a-z/62-klimakiller-fleisch.html

[2]    https://www.tagesschau.de/ausland/klimawandel-regional-103.html

[3]    Scarborough, P. et al. (2014): Dietary greenhouse gas emissions of meat-eaters, fish-eaters, vegetarians and vegans in the UK. Climatic Change 125, pp.179–192

[4]    http://www.fluchtgrund.de/2016/12/massentierhaltung-ungenannte-schuld-am-klimawandel/

[5]    http://www.waterfoodprint.org

[6]    https://www.bmu.de/

[7]    https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-572769~_parentId-ondemand100.html

[8]    https://www.de-ipcc.de/

[9]    https://www.spiegel.de/wirtschaft/sojaanbau-in-suedamerika-entwaldung-fuer-deutsches-tierfutter-a-1199151.html

[10]    https://www.weltagrarbericht.de/aktuelles/nachrichten/news/de/33467.html

[11]    https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/lachgas-methan

[12]    http://www.fao.org/faostat/en/#data/QL (Regions: „World + (Total)“; Elements: „Producing Animals/Slaughtered“; Items aggregated: „Meat, Total: (List)“; Years: „2016“)

[13]    https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/tierprodukte-befeuern-globale-erwaermung

[14]    Link zur Studie (The International Journal of Life Cycle Assessment): www.springerlink.com/content/t7h218510496nh0m

[15]    https://www.geo.de/natur/oekologie/3455-rtkl-fleischkonsum-und-klima-wir-muessen-weg-von-der-tierhaltung

[16]    Ercin, A. E. / Aldaya, M. M. / Hoekstra, A. Y. (2011): The Water Footprint of Soy Milk and Soy Burger and equivalent Animal Products. Value of Water Research Report Series No. 49. UNESCO-IHE Institute for Water Education. Delft, Niederlande.

[17]    Worldwatch Institute (Hrsg.) (2004): Meat. No it’s Not Personal. Washington: Worldwatch Institute, World Watch Magazine.

[18]    Gura, Susanne, Forum Umwelt & Entwicklung (Hrsg.) (2010): Fleisch vom nächsten Planeten. Der dreifache Widerspruch zwischen industrieller Tierhaltung und biologischer Vielfalt. Berlin/Bonn: Knotenpunkt GmbH.

[19]    Steinfeld, Henning / Gerber, Pierre / Wassenaar, Tom / Castel, Vincent / Rosales, Mauricio / de Haan, Cees (2006): Livestock´s Long Shadow. Environmental Issues and Options. Rom: UN Food and Agriculture Organization (FAO).

[20]    Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.) (2012): Wasserabdruck von Ernährungsgütern in Deutschland. Wiesbaden, Statistisches Bundesamt.

[21]    Sonnenberg, Anke / Chapagain, Ashok / Geiger, Martin / August, Dorothea (2009): Der Wasser-Fußabdruck Deutschlands – Woher stammt das Wasser, das in unseren Lebensmitteln steckt?. Frankfurt am Main, WWF Deutschland. http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/wwf_studie_wasserfussabdruck.pdf.

[22]    Preuk, Monika (2014): MRSA aus der Tiermast – Antibiotika-Resistenz durch Gülle aus der Schweinemast. Onlineartikel abrufbar unter: http://www.lifeline.de/news/medizin-gesundheit/antibiotika-resistenz-durch-guelle-aus-schweinemast-id121993.html. (letzter Abruf 08.05.2017).

[23]    Reichholf, Josef. (2004): Der Tanz um das goldene Kalb. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach.

[24]    Chu, Jenniger (2016): Study finds increased ocean acidification due to human activities. MIT News. Onlineartikel abrufbar unter: http://news.mit.edu/2016/increased-ocean-acidification-human-activities-0907. (letzter Abruf 08.05.2017).

[25]    PMEL Carbon Programm (Hrsg.): What is Ocean Acidification?. Onlineartikel abrufbar unter https://www.pmel.noaa.gov/co2/story/What+is+Ocean+Acidification%3F. (letzter Abruf 08.05.2017).

[26]    https://www.jpc.de/jpcng/movie/detail/-/art/cowspiracy-das-geheimnis-der-nachhaltigkeit/hnum/8489924
Cowspiracy – Das Geheimnis der Nachhaltigkeit

[27]    Der Physiker Gidon Eshel plädierte im Dlf für einen kompletten Umstieg auf rein pflanzliche Nahrung             https://www.deutschlandfunk.de/fleischverzicht-rein-pflanzliche-diaet-kommt-der-umwelt.676.de.html?dram:article_id=455881

[28]    Wir müssen uns vegan ernähren, um den Klimawandel zu stoppen – laut neuem UN-Bericht        https://noizz.de/food/un-bericht-suggeriert-wir-mussen-uns-vegan-ernahren-um-den-klimawandel-zu-stoppen/6qhqnqp

[29]    https://wrr-food.wri.org/sites/default/files/2019-07/WRR_Food_Full_Report_0.pdf

[30]    Der Weltklimarat IPCC hat die Auswirkungen von Landwirtschaft und Ernährung erst 2019 in einem Sonderbericht untersucht. Er gibt die gesamten Emissionen aus dem globalen Ernährungssystem mit 10,8 Gt CO2e–19,1 Gt CO2e im Jahr an, Tendenz steigend. Das entspricht 21 bis 37 Prozent der gesamten anthropogenen Emissionen von rund 52 Gt CO2e/Jahr. Jeweils deutlich mehr als der gesamte Verkehrssektor (14 %) bzw. Bau und Beheizung sämtlicher Gebäude (18 %, jeweils siehe IPCC-AR5).