In Bochum findet am 2. Oktober ab 16 Uhr eine Demonstration durch die Bochumer Innenstadt statt. Anlass ist der 2. Oktober als Gedenktag, an dem durch psychatrische Behandlungen verstorbener Menschen gedacht wird. Der Aufruf zu diesem Gedenktag: »Der 2. Oktober wurde vom Bundesverband der Psychiatrie-Erfahrenen zum Gedenktag der Psychiatrie-Toten benannt. Seit dem Jahr 2000 wird vor allem in Bochum, in den letzten Jahren aber auch z.B. in Wiesbaden, Braunschweig, Frankfurt, Freiburg und Bremen, den durch oder infolge psychiatrische(r) Behandlungen verstorbenen Menschen gedacht und gemahnt.
Es gibt wenig sichtbare und umso mehr unsichtbare Tote in und durch Allgemeinpsychiatrien, Forensiken, Heimen etc… Hinter Schweigepflicht, Datenschutz und nicht veröffentlichten Statistiken, in bester Kooperation mit der Justiz, und im Zu- bzw. Wegschauen der Politik, werden Tode durch Psychopharmaka, medizinische Behandlungsfehler, unterlassene Hilfeleistungen, Gewalttaten und Suizide im und durch den institutionellen Rahmen versteckt und vertuscht. Suizide werden selten im Zusammenhang mit Psychiatrie und Psychopharmaka verhandelt. Im Gegenteil legitimieren sich Zwangsbehandlung mit der Behauptung, vor „Eigengefährdung“ zu schützen. Fakt ist, dass die Suizidrate nach Klinikaufenthalten und/oder Psychopharmaka-Einnahmen rapide ansteigt und Suizide ebenfalls in Kliniken stattfinden. Giftige Medikamente wirken auf ihre Weise, mit heftigsten und tödlichen Nebenwirkungen. Eine gewaltsame Einweisungs-, Absonderungs- und Fixierungspraxis fordert ebenfalls Tote. Um den Verstorbenen zu gedenken und das schädliche und tödliche Unrecht der Psychiatrie sichtbarer in die Öffentlichkeit zu tragen, werden an diesem Tag in verschiedene Städten Aktionen stattfinden.
Bochum 2.10.2021 Wie jedes Jahr wird zuerst um 15.00 Uhr in der Pauluskirche (Grabenstr. 9, Bochum) der jährlich stattfindende Gottesdienst sein. Im Anschluss um 16.00 gibt es eine Demonstration durch die Bochumer Innenstadt. Hierfür treffen wir uns um 15.45 Uhr vor der Pauluskirche und laufen durch die Bochumer Innenstadt.«
Mal ganz ehrlich, man kann sicher einiges an Psychiatrie kritisieren, aber wer auch immer diesen Text geschrieben hat, hat eindeutig nicht mehr alle Latten am Zaun. Wieso gebt ihr solch polemischem Mist hier eine Plattform?
Ich bin „psychiatrieerfahren“ und ich kenne andere „Psychiatrieerfahrene“, und die meisten von uns wären ohne unsere „Psychiatrieerfahrung“ heute nicht mehr am Leben, allen voran ich. Ja, Nebenwirkungen von Psychopharmaka sind scheiße, ja, viele wirken nicht so wie man es gerne hätte und man macht eine Odyssee des Ausprobierens durch, alles schön und gut, aber die Alternative ist oft deutlich beschissener. Die Alternative für mich wäre gewesen, dass ich meine psychischen Probleme nicht in den Griff bekommen hätte, nicht aufgehört hätte Heroin zu konsumieren und längst nicht mehr leben würde. Und solche Texte schüren bei Leuten in ähnlicher Situation nur Misstrauen gegen genau jene, die Hilfe anbieten.
Ja, es ist nicht alles schön und rosig, ja es gibt sicher immer noch Probleme in der Psychiatrie und es ist sicher wichtig diese angemessen zu thematisieren. Aber das hier ließt sich wie aus einem AFD Flyer abgeschrieben. Das schürt nur Angst, vor allem dadurch, dass Fakten verdreht werden. Z. B.: Fakt ist … das Leute, die psychiatrische Behandlung in Anspruch nehmen, häufiger Suizid begehen… was für eine Erkenntnis! Schämt euch dafür, dieser Scheiße eine Plattform zu bieten.