Freitag 23.04.21, 15:01 Uhr
ADFC fordert Radverkehrsanlagen für Königsallee und Viktoriastraße

Angst vor der letzten Meile?


Im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur des Bochumer Rates wurde die Planung für Radwege an der Königsallee zwischen Wohlfahrtstraße und Arnikastraße vorgestellt. Der ADFC kritisiert, daß keine weitere Planung bis in die City, Südring, existiert nicht. Der ADFC hat hier eine zügige Weiterplanung und Umsetzung in Schreiben an Politik und Verwaltung angemahnt und schreibt:

»„Angst vor der letzten Meile?“ Diese Frage stellt sich der ADFC Bochum angesichts der vorgelegten Planung zum Bau von Radverkehrsanlagen auf der Königsallee (Beschlussvorlage der Verwaltung Nr.: 20202875). In Diskussionen mit der Verwaltung hat der Fahrradverband der Planung für die Königsallee zwischen Wolfahrtstraße und Arnikastraße, wie sie jetzt den Gremien vorgelegt wird, zugestimmt, auch wenn einige Details für die Ausführungsplanung noch zu klären sind.

Das Ende der Ausbaustrecke an der Arnikastraße und die Perspektive, dass der Bauabschnitt bis zum Schauspielhaus und dann in Fortsetzung Viktoriastraße bis zum Südring noch viele Jahre auf sich warten lässt, veranlasst in der Tat zu der Frage: „Angst vor der letzten Meile?“ Die Frage kommt nicht von ungefähr. Auch der Ausbau der Wittener Straße stadteinwärts endet an der Ferdinandstraße, ohne Radverkehrsanlage bis zur City und die Unistraße wurde erst vor zwei Jahren bis zum Hauptbahnhof mit Radverkehrsanlagen nachgerüstet, nachdem über viele Jahre ab der Oskar-Hoffmann-Straße keine Radwege bis in die City existierten.

Für die Königsallee/Viktoriastraße ist dieser Planungsstand unhaltbar. Der Fahrradverkehr ab Arnikastraße muß auf die Fahrbahn geleitet werden oder kann den westlichen, völlig unzureichenden Gehweg auch in Gegenrichtung nutzen. Die Ziele, den Radverkehrsanteil deutlich zu steigern, werden abrupt an der Arnikastraße unterlaufen. Wer hat den Mut, über die Königsallee weiter in die Innenstadt zu fahren, im KfZ Verkehr auf einer vierspurigen Straße? Der ADFC hält diese Lösung für eine Gefahr für die schwachen Verkehrsteilnehmer Fußgänger und Fahrradfahrer. Hier ist eine Gefährdung vorprogrammiert. Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern sind auf den unzureichenden Gehwegen vorhersehbar, Konflikte zwischen Radverkehr und KfZ Verkehr gibt es schon jetzt auf der Fahrbahn. Der ADFC fordert die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung auf, eine verkehrssichere Lösung für den Fußgänger- und Fahrradverkehr für die letzte Meile bis zum Südring zu entwickeln und zeitnah umzusetzen.

Das Konfliktpotential ist auch den Verantwortlichen bekannt, die in der Beschlussvorlage enthaltene Lösung des gemeinsamen Geh- und Radweges auf der Westseite der Königsallee absolut unzulässig und in hohem Maße verkehrsgefährdend. „Die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern angesichts dieser Verhältnisse mit dem Schild „Radfahren frei“ einzig in die Verantwortung der Nutzer zu legen, erscheint uns schamlos,“ sagte Bernhard Raeder, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC-Bochum in der Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Mobilität am 22. April. „Eine Stadt wie Bochum, die seit vier Jahren deutlich steigende Zahlen für verunglückte Rad- und Pedelecfahrer aufweist, hat offensichtlich ein Problem. Etwa 8 % aller Wege werden in Bochum mit dem Rad zurückgelegt, aber 30,7 Prozent aller verunglückten Verkehrsteilnehmer stammen aus dieser Gruppe. Es gibt ein Recht auf Leben, es gibt kein Recht auf staufreie Mobilität.“ Er forderte die Verantwortlichen auf, die Richtlinie zur Anlage von Stadtstraßen zu beherzigen. Dort heißt es: „(…) Planung und Entwurf von Stadtstraßen müssen sich an Zielsetzungen orientieren, die (…) eine ausgewogene Berücksichtigung aller Nutzungsansprüche an den Straßenraum verfolgen.“ Und weiter: „Dabei wird es vielfach – vor allem in den Innenstädten – notwendig sein, die Menge oder zumindest die Ansprüche des motorisierten Individualverkehrs (MIV) an Geschwindigkeit und Komfort zu reduzieren und den Fußgänger- und Radverkehr sowie den ÖPNV zu fördern“.

In Strategiepapieren, z. B. dem „Leitbild für Mobilität der Stadt Bochum“ wird formuliert: „Nur dort, wo Fußgänger und Radfahrer sich sicher fühlen, wird das Auto nicht mehr zwangsläufig die häufigste Verkehrsmittelwahl darstellen.“ „Jetzt, bei der stark gestiegenen Fahrradnutzung,“ so fordert der ADFC- Bochum, „ist auch der Paradigmenwechsel auf der Straße erforderlich! Zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.“

Die als Bürgerantrag nach § 24 Gemeindeordnung NRW eingebrachte Anregung, Planung und Umsetzung für sichere Radverkehrsanlagen an der Königsallee zwischen Arnikastraße und Südring zeitnah anzugehen, wurde mehrheitlich im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur abgelehnt.«