Gestern haben verschiedene feministische Gruppen und Initiativen unter dem Motto „Under feminist Construction“ anlässlich des Frauen*kampftages zur dezentralen Demonstration quer durch die Bochumer Innenstadt aufgerufen.
Bewaffnet mit Schildern, einer Demo-Playlist und lauten Stimmen zogen einige hundert Demonstrant*innen vorbei an den, von den Veranstalter*innen errichteten, „feministischen Baustellen“ durch die Bochumer Innenstadt. Die Redaktion von Bo-alternativ war dabei und hat einen Bericht über alle Stationen des feministischen Kampftages mitgebracht.
Startpunkt der Demo war am Hauptbahnhof – hier konnte sich zunächst mit Infomaterial eingedeckt werden – Flyer, Sticker und selbstbedruckte patches „under feminist construction“ lagen für alle aus. Ein „feministischer Baustellenplan“ mit allen Stationen, die auf der Route auf die Demonstrant*innen warten empfing die Ankommenden und informierte über den Weg. Dazu ein großes Board mit der Sammlung „Was sind die wichtigsten Projekte“ – von allen Vorbeiziehenden fleißig ergänzt. Über Lautsprecher wurde am Startpunkt der Aufruf „Under feminist Construction“ geteilt. Hier ging es unter anderem um die Entwicklung des Frauenwahlrechts weltweit, die Verschränkung von Antifeminismus, Antisemitismus und Rassismus sowie feministische Bewegungen der letzten Jahre. Entlang der gesamten Route wurde zudem die Sammlung von Hygieneprodukten für verschiedene Frauen- und Mädchenorganisationen betrieben.
Die nächste feministische Baustelle auf der Route befand sich vor dem Rathaus und wurde vom Antisexistischen Aktionsbündnis Ruhr (ASAB) bespielt. Hier gab es zwei Redebeiträgen über das Thema Schwangerschaftsabbrüche: Der Beitrag von ASAB thematisierte die freie Information und Zugänglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen, aber auch die mediale Aufmerksamkeit, die dem Thema zuteilwird – gerade im Kontext von Aufklärung und Tabuisierung. Ein zweiter Beitrag wurde von den kritischen Jurist*innen beigesteuert und setzte sich mit der rechtlichen Lage von Schwangerschaftsabbrüchen auseinander.
Zwischendurch immer wieder Musik, bunte Schilder und Menschen, die sich in Kleingruppen laut und stark durch die Stadt bewegten. Alle legten die Route in ihrem Tempo alleine oder in Kleingruppen zurück und sorgten so dafür, dass ganz Bochum zu einer bunten feministischen Baustelle wurde.
Dann ein kurzer Schlenker aus der Innenstadt hinaus vorbei am atelier automatique: hier ließ sich ein erster Blick auf die Schaufensterausstellung erhaschen. Zu sehen waren unter anderem Filmkunst und Perfomance Art auf einem Bildschirm im Schaufenster, ein Text von Julia Nitschke, ein Banner von Maria Reneé Morales Garcia, die Frauenbibliothek „Lieselle“ der RUB und Skulpturen und Bilder mit dem Thema „Frauen-Eindrücke“ von Roberta Mestieri.
Von dieser Station aus konnte der Demo-Spaziergang entspannt fortgesetzt werden – über den Südring rein ins Bermuda 3-Eck. Hier wartete auch schon die nächste Station der dezentralen Demonstration auf die Teilnehmer*innen, Thema hier: Gewalt gegen FLINT.
Mit einem Redebeitrag des Frauenhaus Herne zum Thema „Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen in Zeiten der Corona-Pandemie“ wurde auf häusliche Gewalt aufmerksam gemacht und dass sich die Notlagen vieler Frauen in der Pandemie verstärkt haben – mit der fehlenden Möglichkeit Tätern zu entfliehen und verschärften Aufnahmesituationen in Frauenhäusern. Die Gruppen stellten auch hier Infomaterial zur Verfügung – unter anderem vom Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen.
Ein letzter Stopp vor dem Ende der Demo bot ein wieder anderes Programm: in Ehrenfeld wurde der dort befindliche Bücherschrank von „Bücherheld*innen“ feministisch umgebaut! Es lag einiges an feministischer Literatur aus, an Bäumen waren Texte befestigt und eine Sammlung mit „unseren Bücherheld*innen“ wurde von den vorbeikommenden Demonstrant*innen laufend aktualisiert.
Eine Ecke weiter war auch schon der Abschlussort der Demo am Schauspielhaus erreicht. Hier gab es neben Dosenwerfen gegen Incels, Trolle und sonstige Horsts einen Redebeitrag von der Initiative Frauenkampftag Bochum zum Thema Misogynie im Netz. Mit dabei eine klare Buchempfehlung – natürlich verbunden mit einer Veranstaltung im Rahmen der feministischen Aktionswochen – am 28.4.2021 stellt Veronika Kracher über Zoom ihr Buch „Incels – Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults“ vor. Die dezentrale Demo am 08. März war also nur der Auftakt und wir können uns noch auf viel mehr fantastischen, feministischen Input in den nächsten Wochen freuen!
Bilder: von Kurt unter CC-BY-NC 4.0
Hey ihr, danke für die tolle Zusammenfassungen. ihr habt jedoch die Ankreidungen auf der Route gar nicht erwähnt ;) siehe Insta: catcallsofbochum