Sonntag 06.12.20, 18:44 Uhr
Demonstration "Rise up against Racism" am 5.12.2020 in Bochum

Redebeitrag der Panthifa


Der Mord an George Floyd ist nun ein halbes Jahr her. Er hat weltweit Themen wie den Kampf Schwarzer Menschen und rassistische Polizeigewalt so sichtbar wie noch nie gemacht. Die Welle an Solidarität welche rassifizierten Menschen in diesem Sommer erfuhren war atemberaubend. In kurzer Zeit wurden riesige Demonstrationen organisiert, die auch hier in Deutschland unseren Kampf in diesem System das erste Mal in den medialen Fokus rückten. Die Politik war gezwungen, uns nach all den Jahrzehnten des Schweigens und der Mittäterschaft endlich zuzuhören. Doch so intensiv wie diese Welle, die die Welt traf, auch war. Sie ebbte umso schneller wieder ab. Die regelmäßigen Demonstrationen wurden kleiner und schon nach 1-2 Monaten schien das Thema nicht mehr relevant zu sein. Die Politik wurde aus der Verantwortung gezogen und Akteure wie Seehofer konnten sich ohne jegliche Konsequenzen gegen Studien über Rassismus in der Polizei vehement wehren. Für weiße Deutsche Bürger*innen nahm das Leben wieder einen normalen Lauf.

Doch für uns ging unsere Realität weiter. Für diejenigen, die es vielleicht vergessen haben, fasse ich noch mal zusammen, was unsere Realität ist. Egal ob auf dem Weg zur Schule, Arbeit oder Uni. Wir müssen stetig Angst haben, in Polizeikontrollen zu geraten. Kontrollen, bei welchen wir nie sicher sein können, wie sie für uns enden. Denn die Gewalt der deutschen Polizei gegenüber rassifizierten Menschen ist schon lange kein Geheimnis mehr. Eine Gewalt, die von Prellung durch Fixierung bis hin zu unserem Tod gehen kann.

Der Organisation Death in Costudy. welche seit Anfang der 90er Todesfälle rassifizierter Menschen bei Begegnungen mit den Sicherheitsbehörden sammelt, liegen momentan 178 Todesfälle seit 1990 vor. Davon allein 57 in den letzten 5 Jahren.

57 Menschen. Sie waren Geschwister, Eltern, Cousins, Cousinen, Tanten, Onkel, Freund*innen.

Davon 2 nur einen Steinwurf entfernt in Essen. Michael H. und Adel B.. Der eine wurde wegen einer Ruhestörung ermordet. Der andere wegen eines Selbstmord Versuchs.

Die Polizei in Essen ist bei migrantisch markierten Menschen aus dieser Gegend schon lange berüchtigt, denn zu den 2 bekannten Morden häufen sich etliche Berichte über Körperverletzungen, welche von der Essener Polizei begangen wurden.

Es war für uns also kein Wunder, als vor 2 Monaten rechte Chatgruppen der Mülheimer und Essener Polizei aufgedeckt wurden und es war erst Recht keins, dass letzten Monat erneut Rechte Chatgruppen von Mülheimer und Essener Polizist*innen aufflogen. Doch wo bleibt der Aufschrei, wo bleibt die Veränderung. Spätestens seit diesen Vorfällen müsste auch weißen Bürger*innen klar sein, dass die Polizei eine reale Bedrohung für rassifizierte Menschen darstellt.

Wir fordern euch heute auf, nicht tatenlos so zuzusehen. Hört uns zu steht auf, geht mit uns auf die Straßen und verstärkt unsere Stimmen, so dass sie endlich gehört werden. Denn euer Schweigen gleicht einer Mittäterschaft.

Es kann nicht sein, dass die Menschen, die an meisten unter dieser Polizeigewalt leiden, alleine gegen sie ankämpfen müssen. Wir wollten an dieser Stelle eine Schweige Minute für George Floyd halten. Ich möchte diese Schweige Minute jedoch nicht nur ihm widmen sondern auch all unseren anderen Geschwistern, die durch die Hände von sogenannten Sicherheitsbehörden zu früh aus dem Leben gerissen wurden, all den George Floyds, Breonna Taylors, Tamir Rices, Oury Jallohs, Tonio Mbobdas, Michael Hs, Adel Bs dieser Welt. Wir werden euch nie vergessen! Rest in Power!