Dienstag 17.11.20, 21:48 Uhr

Ein erster sehr guter Spielbericht


Etliche Wähler*innen haben gehofft, mit ihrer Stimme für „Die Partei“ bei der Kommunalwahl die Lokalpolitik etwas satirisch aufzupeppen. Das ist nicht leicht.  Armin Backs, der nach eigenen Angaben „sehr gute Bezirksvertreter der sehr guten Partei Die PARTEI“ in der Bezirksvertretung Bochum-Mitte hat eine erste Arbeitsprobe abgeliefert: den „Spielbericht“ von der ersten Sitzung: »Puh, ist ja gerade nochmal gut gegangen der Premierenauftritt: Keinen weiteren Betriebsunfall gibt es für die sehr gute Partei Die PARTEI zu beklagen, denn zum BezirksbürgermeisterXvertreterXvertreterX wird nicht der sehr gute Kandidat von Die PARTEI gewählt, sondern der Herr Schary von der cDU, weil der nämlich nicht die erwarteten 3 sondern fette 5 Stimmen von wo auch immer bekommt. So kann die Spasspartei wenigstens nicht zur Steigbügelhalterin avancieren, die Ursprungsidee war nämlich, mit einer bunten Zählgemeinschaft diese überaus repräsentative Position zu ergattern und die Aufwandsentschädigung zum Beispiel nicht der Werteunion oder der GdP zu spenden.

Da die Menschen von die Linke dabei dann leider doch nicht so schön mitmachen wie der Tüp von der fDP, geht das Spiel dann leider etwas kurios mit 11 zu 5 zu 2 aus und die Aktualisierung eines gewissen Wikipedia-Eintrages lässt noch ein wenig auf sich warten. Mit Gaby von der sPD und Anna von den Grünen haben wir jetzt aber auf jeden Fall zwei sehr freundliche Bezirksbürgermeisterinnen, die bestimmt sehr gute Arbeit leisten werden und Herr Schary ist zum Glück auch Demokrat, wie er sagt.
Insgesamt herrscht im auf Abstand ausgerichteten Ratssaal eine sehr entspannte Atmosphäre mit, wegen oder trotz Maskenpflicht. Mein Alterspräsi ist mit 71 Jahren Jimmy von der cDU, der sehr gewissenhaft durch die Einleitung führt, meine Sitznachbarn sind links von mir ein Herr Weißwurst oder so und rechts von mir Frau Leifert von der sPD, die angenehme gute Laune ausstrahlt. Mein Anzug sitzt hervorragend, gut vorbereitet bin ich auch, haufenweise PDF-Dokumente gab’s im Vorfeld zu lesen, alles verstanden habe ich aber noch nicht, bin ja neu.
Im Anschluss an die aufwändige und spannende Wahl wirft Gaby jetzt den Turbo an und es werden Entscheidungen noch und nöcher getroffen, wobei der mitgebrachte Schaumstoff-Würfel mehr Eindruck macht als tatsächlichen Effekt erzielt; lediglich dreimal kommt er zur Anwendung, beeinflusst aber kein Ergebnis, denn bei allen Abstimmungen, bei denen es um Geld geht, bleibt er leider auf Kippe liegen: Da ich weder Kontostand noch sonstige Begehrlichkeiten kenne, kommt es hier jeweils zu einstimmigen Ergebnissen bei einer Enthaltung. Immerhin stimmt Die PARTEI aber mit dafür, dass Hofstede enger wird oder so.
Einen Wortbeitrag hinsichtlich des Zuschussantrages für die Durchführung des Projektes „Hamme leuchtet“ verkneife ich mir, weil ich den Mikrofon-Knopf nicht schnell genug drücke: Gerne hätte ich für mehr Abwechslung in den Schaufenstern gesorgt, so dass dort in der Winterzeit vielleicht auch Hammer, Sichel, Halbmond etc. leuchten und nicht nur die langweiligen Sterne vom letzten Jahr. Chance vertan, vielleicht nächstes Jahr.
Dann werden sachdienliche Hinweise in Form einer echt guten Powerpoint-Präsentation zum Thema „Schrottimmobilien“, die man besser „Problemimmobilien“ nennen sollte und von denen es in BO-Mitte nur vier Rote aber 34 Gelbe gibt, geliefert. Das wird auch Die PARTEI im Auge behalten.
Als nächstes wollen die Grünen den sich nicht so ohne weiteres vergrämen lassenden Kanada-Gänsen Antibabypillen verschreiben oder so ähnlich, auch nicht schlecht, muss man auch erstmal drauf kommen, hier müssen wir uns mal überlegen, ob da die Orcas nicht auch helfen können.
Viele weitere spannende Informationen zu diversen weitestgehend baulichen Maßnahmen fließen jetzt im Minutentakt, die sich übrigens allesamt im Ratsinformationssystem nachlesen lassen, im Gegensatz zu den abschließend getroffenen Entscheidungen im nicht-öffentlichen Teil, die nach meiner Einschätzung nicht ganz so brisant sind, wie ich mir das insgeheim erhofft hatte.
Ein wenig Wrap-Up mit meinen neuen Kolleg*innen, eine sachliche Diskussion darüber, ob Tüpen jetzt unbedingt doof sein müssen oder nicht, oder inwiefern wir nicht alle welche sind und dann ist auch schon Feierabend und ein aufregender Nachmittag zu Ende gegangen. Einziger Wermutstropfen: Keine einzige Straße durfte ich heute mit umbenennen, aber das kommt bestimmt noch.
Nächstes Spiel ist am 03.12., Der Gegner steht noch nicht fest, zwinkersmiley.«