Freitag 13.11.20, 07:00 Uhr

Timur – Rest in Peace


Azzoncao, ein Poilt-Cafè erinnert an die Ermordung von Timur Kacharava: »Heute wäre Timur Kacharava aus St. Petersburg 35 Jahre alt. Vielleicht hätte er sein Philosophiestudium zu Ende gebracht. Vielleicht auch eine Musikerlaufbahn als Gitarrist eingeschlagen. Wer weiß das schon. Wovon man aber ausgehen kann ist, dass heute Timurs Eltern sein Grab auf dem kleinen Waldfriedhof bei St. Petersburg besuchen werden, seine Mutter das kleine eingezäunte Feld schmückt und, wie bei unserem Besuch vor 11 Jahren, Timurs Vater seine Tränen kaum zurückhalten kann. Denn der 20jährige Anarchist und Punk-Rocker Timur Kacharava wurde heute vor 15 Jahren, am 13.11.2005, in St. Petersburg von russischen Nazis erstochen.
Im Jahr 2009 explodierte die faschistische Gewalt in Russland dermaßen, dass auch im Westen Europas Notiz davon genommen wurde. So wurden am 19. Januar 2009 der Rechtsanwalt Stanislaw Markelow und die Antifaschistin Anastasia „Skat“ Baburova in Moskau erschossen http://de.indymedia.org/2009/01/240815.shtml. Wir reagierten auf den Doppelmord in dem wir am 7. Februar 2009 eine Solidaritäts-Demonstration vor russischen Konsulat in Düsseldorf abhielten http://ajb.blogsport.de/2009/02/08/solidaritaetsdemonstration-in-duesseldorf.

Da wir erfahren hatten, dass ein russischer Antifaschist zu der Zeit mit seinem Film „Antifascist Attitude“ https://www.youtube.com/watch?v=ZNDHe1NLcc4 in Europa unterwegs war, luden wir ihn nach Bochum ein und organisierten am 20. März 2009 die Veranstaltung „Antifaschismus in Russland“ im Bahnhof Langendreer. https://www.bo-alternativ.de/2009/03/15/antifaschistische-bewegung-in-russland.

Im September 2009 reisten wir nach Moskau und nach St. Petersburg und führten dort Interviews mit Katya, der Freundin von Feodor Filatov https://linksunten.indymedia.org/de/node/12199 und mit Irina, der Mutter von Timur Kacharava https://linksunten.indymedia.org/de/node/12338. Die Morde an Feodor Filatov und Timur Kacharava waren auch ein Bestandteil unseres Bochumer Graffito http://de.indymedia.org/2008/12/236148.shtml und des Films „uno di noi“ http://unodinoi.blogsport.de gewesen. Die Eindrücke unserer Reise veröffentlichten wir in einem antifaschistischen Reisebericht https://linksunten.indymedia.org/de/node/12403.

Zwei Monate später, am 16. November 2009, wurde der Antifaschist Ivan Khutorskoy in Moskau in seinem Treppenhaus von hinten erschossen. Mit ihm waren wir an unserem letzten Abend in Moskau unterwegs gewesen. Und auf das Fenster unseres Moskauer Gastgebers wurde geschossen. Die Kugeln verfehlten seinem Bruder, der am Fenster stand, knapp.

Von hier aus senden wir den Eltern Timurs und allen russischen Antifaschist*innen unsere solidarischen Grüße.«