Susanne Wycisk:
Wir, die GEW, setzen uns ein für eine bestmögliche Erziehung und Bildung aller Menschen, ungeachtet ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft. Wir kritisieren daher aufs Schärfste die rechtskonservative, nationalistische und rückwärts gewandte Bildungs- und Gesellschaftspolitik der AFD.
Das rechtskonservative Familienideal des letzten Jahrhunderts wird aus Angst vor vermeintlicher„Überfremdung“ oder „Umvolkung“ zur Generierung zahlreichen deutschen Nachwuchses wiederbelebt. Frauen werden, da Kleinkinder unter 3 Jahren nicht in KITAs „fremdbetreut“ werden sollen, auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter reduziert. Ohne freie persönliche Entfaltung und gleichberechtigte Teilhabe werden sie als Geschlecht diskriminiert und ins soziale Abseits gedrängt.
Die Familienerfahrung aber vieler Kinder und Jugendlicher heute ist fern vom „schützenden Hort“ eher von Geldsorgen, Trennung und Gewalt geprägt, so dass sie häufig in patch-work-Familien oder mit Alleinerziehenden aufwachsen.
Die Politik der AFD ist nationalistisch..
Kinder mit Zuwanderungsgeschichte werden nicht als Bereicherung für unsere Gesellschaft gesehen und entsprechend gefördert. Sie werden diskriminiert und wenn möglich abgeschoben (siehe die Abschiebeinitiative der AFD Bochum 2020*). Asylsuchende und Migranten mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen sollen in getrennten Vorbereitungsklassen separiert werden, „um nicht die Bildungschancen leistungsstarker (deutscher) Schüler (in Regelklassen) zu minimieren“ (Kommunalwahlprogramm, S. 24).
Nein, nicht Kinder und Jugendliche sind das Problem! Im Gegenteil: Sie bereichern das Schulklima! Das Problem ist die völlig unzureichende personelle und sachliche Ausstattung von Schulen zur Verbesserung des Lernerfolgs aller!
Rückwärts gewandt und elitär ist das Bildungsideal der AFD.
Sie fordert den Ausbau des nach Abschlüssen gegliederten Schulsystems. Die vermehrte Leistungsorientierung bei Ausgrenzung der Schwächeren soll im 9jährigen Gymnasium den Wert des Abiturs steigern. Spätestens die PISA-Studien haben aber im OECD-Vergleich das Gegenteil bewiesen! Die viel zu frühe Differenzierung der Schüler*Innen sei für das vergleichsweise schlechte Abschneiden des deutschen Bildungssystems mitverantwortlich.
Die von der AFD so verächtlich genannte „nivellierende Einheitsschule“ ist dagegen seit langem in Ländern wie Finnland, Schweden und Canada ein Erfolgsmodell.
Wir Gewerkschafter*innen stehen deshalb für ein durchlässiges und soziales Schulsystem, das alle Kinder und Jugendlichen individuell bestmöglich fördert.
Das „Recht des Stärkeren“ in einer leistungsorientierten Paukschule, die auf Auslese setzt und auf nationalistischer Grundlage ausgrenzt, ist dagegen menschverachtend!
*sowie Antrag der AFD-Fraktion im Landtag: Frau Gabriele Walger-Demolsky zum sog. Missbrauch der EU Freizügigkeit vom 18.8.2020.