Freitag 28.08.20, 15:22 Uhr
Radwende-Demo:

Auf’s Rad und für den Radentscheid


Die große Raddemo des Radwende-Bündnis am Samstag, 29. August gibt mit einem Kinder- und Familienblock die Richtung für die Entwicklung der Mobilität in Bochum vor: Für die Schwächsten muss sie sicherer, für alle umweltfreundlicher werden. Die anschließende Podiumsdiskussion soll zeigen, wie die Radentscheide in den Nachbarstädten zustande kamen. Den Staffelstab haben jetzt die Bochumer*innen. „Die Entscheidung von SPD und CDU für die Verlängerung des vergünstigten Parkens und gegen schnelle Lösungen auf den Radialen für mehr Radmobilität zeigt, dass jetzt die Bürger*innen entscheiden müssen, wie schnell die Verkehrswende in Bochum kommen muss“, erklärt Martin Krämer für das Bündnis Radwende Bochum. In der Ratssitzung hatten selbst die mit der SPD regierenden Grünen neben den Linken für die Einrichtung temporärer Radspuren, Stellplätzen und mehr freie Fahrten mit dem ÖPNV plädiert – die Mehrheit aus SPD und CDU stimmte jedoch nur für eine Fortsetzung des gebührenreduzierten Parkens in den innerstädtischen Parkhäusern. Immerhin sollen einige Radstellplätze mehr entstehen. Kaum der Rede wert: An einem zusätzlichen Samstag soll der ÖPNV in die Innenstadt ticketfrei nutzbar sein.

„Die traditionellen Autoparteien brauchen offenbar ein Votum aus der Stadtbevölkerung, um eine echte Emissionswende einzuleiten. Das Votum der Bürgerkonferenz 2019 reicht anscheinend nicht.“, sagt Krämer. „Dabei sind die Autonutzer*innen nicht unsere Feinde. Aber alle, die ernsthaft Klimaschutz wollen, müssen einsehen, dass der Autoverkehr in der Stadt dafür Platz abgeben muss, damit mehr Menschen auf Bus, Bahn, Rad- oder Fußverkehr umsteigen können“, ergänzt Ralf Bindel. Schließlich beansprucht der Autoverkehr den meisten Raum, ob ruhend oder bewegt. Und gerade für die schwächsten Teilnehmer*innen, Kinder, Familien, Ältere und Unsichere sind die direkten Stadtverbindungen wie Ring und Radialen nicht sicher befahrbar. Eine gefahrenbedingte Geschwindigkeitsreduktion ist zudem nicht in Sicht.

„Deswegen werden wir am Samstag auch mit einem Familienblock mit vielen Kindern demonstrieren, dass diese ebenso ein Recht auf sichere Mobilität und Stadt haben“, sagt Ralf Bindel. Vom Rathaus soll es ab 14 Uhr über Alleestraße, Westring, Dorstener und Herner Straße bis Universitätsstraße und Friederikastraße gehen. Die Radwende lädt alle ein, sich möglichst originell zu verkleiden, „denn der Wandel in Bochum sieht eben anders aus.“ Die besten Kostüme sollen prämiert werden. Anschließend gibt es um 16:30 Uhr am Schauspielhaus eine Podiumsdiskussion um das Thema Radentscheide. Gäste werden Ludger Vortmann vom Radentscheid Marl, Claudia Harfst vom Radentscheid Essen sein, dazu der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg.

Die Bochumer Radwende hat am Montag dieser Woche den Staffelstab erhalten: In Essen hatte Oberbürgermeister Thomas Kufen fast 24.000 Unterschriften erhalten, die der Radentscheid innerhalb von 3 Monaten gesammelt hatte. Die Initiatoren übergaben symbolisch den Staffelstab (Klemmbretter und Material für das Sammeln der Unterschriften) für den Radentscheid an Mitglieder der Radwende Bochum. Für Demonstration und Podiumsdiskussion hat die Radwende ein genehmigtes Hygienekonzept erarbeitet. Alltagsmasken sind mitzubringen.