Der ADFC schreibt: »Die im Verkehrsunfallbericht der Polizei vorgestellten Zahlen sind alarmierend: 243 verunglückte Rad- und Pedelecfahrer 2019 in Bochum sind zuviel! Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr beträgt 10,5 %, bereits von 2017 auf 2018 war die Unfallquote in diesem Bereich schon um 32 % gestiegen. Der ADFC Bochum ist erschüttert, dass bei insgesamt abnehmenden Unfallzahlen besonders Fahrradfahrer einer zunehmenden Gefährdung ausgesetzt sind. Er vermisst eine differenzierte Analyse der steigenden Unfallzahlen, um gegensteuern zu können. Hier ausschließlich mit zunehmenden Nutzerzahlen zu argumentieren ist zu kurz gegriffen. In Dortmund und Duisburg beispielsweise gingen die Zahlen der Verunglückten Radfahrer 2019 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück.
Es ist gut, dass im Ranking der Großstädte in NRW Bochum noch immer einen Spitzenplatz mit der niedrigsten Verunglücktenzahl bezogen auf die Einwohnerzahl einnimmt, aber was haben die verunglückten Radler- und Radlerinnen davon? Politischer Wille ist, den Radverkehrsanteil zu erhöhen. Müssen wir deshalb mit jährlich zunehmenden Unfallzahlen von Radfahrern rechnen? Vergleicht man die Zahlen mit dem Fahrradvorbild Kopenhagen, so stellt man fest: 2017 verunglückten in Kopenhagen mit seinen 613.000 Einwohnern 150 Radfahrende (Siehe ADFC-Radwelt 5/19, Seite 10) in Bochum waren es 2017 bei 367.000 Einwohnern 167 verunglückte Radfahrer, und dies bei einem Modal-Split von 5-6 Prozent, in Kopenhagen wurden 49 Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt.
Die Radverkehrsbedingungen tragen in erheblichem Maß zu den Unfallzahlen bei. So sieht die Polizei Essen einen Grund für die steigenden Zahlen im „innerstädtischen Verkehrsraum, … Die Fahrzeuge auf den Straßen – vor allem Autos, Fahrräder und E-Scooter – werden mehr, der Platz für jeden einzelnen schrumpft und die Verdrängungseffekte gehen letztlich auf Kosten der Schwächsten.“ (WAZ Essen, 25.02.2020)
„Es ist an der Zeit, Unfallursachen und Verkehrsraumdefizite genauer und intensiver zu analysieren“, kommentiert die Vorsitzende das ADFC Bochum, Gerlinde Ginzel den Verkehrsunfallbericht der Polizei. „Es ist Aufgabe der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde der Stadt Bochum, für sichere Verkehrsräume zu sorgen.“ Dazu ist „Mehr Platz fürs Rad“ erforderlich. Ausreichend dimensionierte Radverkehrsanlagen, die den Abstand zu parkenden Fahrzeugen ermöglichen, sichere Kreuzungen und Kreisverkehre und die Überwachung des bestimmungsgemäßen Gebrauchs von Radverkehrsanlagen. Haltende oder gar parkende Autos auf Radwegen gefährden Menschenleben. Fahrradfreundliche Städte wie Kopenhagen zeigen, dass es gehen kann.