Dienstag 08.10.19, 13:53 Uhr

blicke 27 – filmfestival des ruhrgebiets


Die 27. Ausgabe von blicke – filmfestival des ruhrgebiets findet vom 20. – 24. November im endstation.kino im Bahnhof Langendreer statt. 41 Filme von knapp 2 Minuten bis 45 Minuten Länge werden in diesem Jahr gezeigt, darunter deutlich mehr fiktionale Arbeiten als in den letzten Jahren. Die Filme nehmen Bezug auf die metoo-Debatte, thematisieren Geschlechterdiversität und verhandeln das Verhältnis von Mensch und Natur. In der Ankündigung des Festivals heißt es:

»Die Sektion „Ein-blicke“ widmet sich Filmen mit einem thematischen oder biografischen Bezug zum Ruhrgebiet. Die Dortmunder Filmemacherin Ulrike Korbach begleitet in ihrem Dokumentarfilm „Nachts kommen die Bilder“ die ehemalige Zwangsarbeiterin und außergewöhnliche Persönlichkeit Czeslawa Wölfel in ihren letzten Lebensmonaten, in denen wir ihre bewegende Familiengeschichte kennenlernen. Der Bochumer Filmemacher Marian Mayland begibt sich auf die Spuren vernachlässigter Ruhrgebietsgeschichte. In „untitled (a refusal of leave to land)“ folgt die Erzählung den Verbindungen zwischen dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager Stalag VI F in Bocholt und der Firma Krupp in Essen. Im Dezember 2018 schließ die letzte deutsche Steinkohlezeche in Bottrop. Filmemacherin Jasmin Astaki-Bardeh beobachtet in „Zwischentage“ die anstehenden Veränderungen: Die Kumpel räumen die letzten Arbeitshallen aus während im alten Waschtrakt untote Bergarbeiter als Teil einer neu eröffneten Erlebnisattraktion umherspuken.

Die Sektion „Aus-blicke“ zeigt Filme ohne Bezug zum Ruhrgebiet. Filmemacherin Eunjin Park setzt sich in ihrem Diplomfilm an der KHM „i“ mit dem Gesellschaftssystem in ihrem Heimatland Südkorea auseinander. Der Kölner Filmemacher Hannes Lang unternimmt in „RIAFN“ eine filmische Expedition in den Klangraum der Alpen, bei der die Mundarten, Lockrufe und Gesänge der Hirten und Senner*innen zu einem rhythmischen und sinnlichen Stimmungsbild verdichtet werden. Kölner Filmemacher Julius Dommer begibt sich in seinem Abschlussfilm an der KHM auf einen Minigolfplatz in Bad Oldesloe. Den Konservatismus der 1950er Jahre reflektierend, zeigt „Ascona“ Protagonisten, die von den Anfängen und Schwierigkeiten des Platzes zwischen Freizeitspaß und Spitzensport in norddeutscher Trockenheit berichten – auf 16 mm. „RIOT NOT DIET“ von Julia Fuhrmann aus München entwirft eine queer-feministische Utopie fernab von abstrusen BMI-Normen und männlicher* Deutungshoheit. Statt sich für ihre ausladenden Körpermaße zu schämen, fordern die Frauen* und Queers hier selbstbestimmt Platz ein. Das Casting einer Schauspielerin gerät außer Kontrolle, plötzlich findet sich die junge Frau in einem intimen und manipulativen Verhör wieder. „023_GRETA_S“ von Annika Birgel aus Berlin ist ein beunruhigendes Drama über den Machtmissbrauch in der Filmindustrie.
Im Anschluss an jeden Filmblock findet eine Diskussion mit den Filmemacher*innen statt.
Neben dem Publikumspreis vergibt eine Jury 5 Preise, die in diesem Jahr mit Kamerafrau Maren Kuhlmann, Journalistin Maxi Braun sowie Autor und Filmemacher Hans-Erich Veit besetzt ist.
In der Schwerpunktreihe „Spot On: …“ stehen Filmprogramme mit einem Themen- oder Länderschwerpunkt im Fokus. „Spot on: Syrische Dokumentarfilme seit 2011“ widmet sich den Veränderungen im syrischen Dokumentarfilm seit 2011: filmische Reaktionen auf die landesweiten Proteste, ihre gewaltsame Unterdrückung und den anhaltenden Krieg, der sich daraus entwickelt hat. Es geht um die Bilder, die explizit gegen die offiziellen, propagandistischen Darstellungen des Regimes und der Konfliktparteien sozusagen „von unten“ gemacht werden. Im Anschluss an das Filmprogramm findet eine Podiumsdiskussion mit folgenden Gästen statt: Filmemacherin und Produzentin Guevara Namer, Publizistin und Produzentin Irit Neidhardt sowie Filmemacher Ali Ibrahim. Das Panel wird von der Autorin und Syrienexpertin Larissa Bender aus Köln moderiert.

Zwei Installationen begleiten das Filmprogramm. „12 acts of boxing“ von Valeska Klug und Birk André Hildebrandt widmet sich auf einem Turm bestehend aus 12 Monitoren dem Phänomen des Unboxing – das Auspacken neu gekaufter Produkte vor der Kamera, das von tausenden von YouTuber*innen zelebriert wird. In „Random Chase“ von Stina Kurzhöfer und Achim Robert Kirsch sind zehn Staubroboter, auf denen kleine Beamer befestigt sind, die Protagonisten. Die Bilder, die sie zufallsgesteuert an die Wände werfen, erschaffen ein einzigartiges, sich bewegendes Video-Panoptikum. Das alles und noch viel mehr gibt es bei blicke 27 zu entdecken. Das komplette Programm steht online auf www.blicke.org