Montag 19.08.19, 16:21 Uhr

Kubas internationale medizinische Solidaritätsarbeit


Die Humanitäre Cuba Hilfe e.V.- HCH aus Bochum hat im September eine drei wöchige Vortragsrundreise mit der kubanischen Ärztin Dr. Indira Garcia Redondo organisiert und schreibt: »Geplant sind 15 Veranstaltungen in Deutschland und in der Schweiz vom Tourneestart in Bochum am 2.9. um 19 Uhr im Bahnhof Langendreer bis zum Finale in Frankfurt am 20.9.2019. Dr. Indira, erst 33 Jahre alt, hat in Venezuela und zuletzt in Brasilien im Programm „Mais Médicos (mehr Ärzte)“ in sozialen Brennpunkten gearbeitet. Sie ist Especialista de Medicina General Integral, also Fachärztin für integrale Allgemeinmedizin, und arbeitet zur Zeit in Kuba im Policlínico Docente Universitario “Mario A. Pérez” in Sagua la Grande in der Provinz Villa Clara.

Sie wird uns über ihren Einsatz in Brasilien berichten, über die Versorgungslage, die die kubanischen Ärzte 2013 zu Beginn ihres Einsatzes in Amazonien, in den Slums und in schlecht versorgten häufig gewalttätigen Regionen angetroffen haben. Sie wird über die Ergebnisse dieses Einsatzes sprechen und darüber, warum Ende 2018 fast 9000 kubanischen Ärzt*innen und Pfleger*innen wieder abgezogen worden sind und wie sich jetzt aktuell die Versorgung der armen Bevölkerung darstellt. Und sie wird uns auch erzählen, was das alles mit der politischen Rechtsentwicklung in Brasilien nach der Wahl des ultrarechten neuen Präsidenten Bolsonaro zu tun hat.

Bis 2018 waren über 410 000 kubanische Gesundheitsexperten in 164 Ländern tätig, 2018 waren es etwa 50.000 kubanische medizinische Spezialisten in 66 Ländern. Aktuell arbeiten 38 262 Helfer in 66 Ländern tätig, davon sind knapp die Hälfte Ärzte. Seit Beginn des Programms im August 2013 waren über 20.000 Kubaner in Brasilien tätig, welche in fünf Jahren mehr als 113 Millionen Patienten behandelten, die nicht durch das öffentliche Gesundheitswesen erreicht wurden.

Das heißt, dass gut 25 Prozent der im Medizinbereich Beschäftigten Kubas permanent in der Entwicklungshilfe tätig waren, nicht selten in Gegenden mit hohem Gesundheitsrisiko.. Während einige Länder wie Venezuela, Brasilien, Südafrika, Nigeria, Katar und China für den Einsatz bezahlen, führt Kuba die meisten Einsätze auf eigene Rechnung durch, andere in Dreieckskooperationen mit der WHO.

Die USA haben, wie wir wissen, in der Vergangenheit keine Mittel gescheut, Kuba zu schwächen, ein Regime Change herbeizuführen. Und so haben sie auch die internationalen medizinischen Einsätze Kubas angegriffen, die Missionen, wie die Kubaner sagen. Das vom State Departement unter Präsident George W. Bush im August 2006 aufgelegte Programm »Cuban Medical Professional Parole«, mit dem kubanische Mediziner bei internationalen Hilfseinsätzen mit der Zusage von Einreise- und Aufenthaltserlaubnis sowie gut bezahlten Jobs in den USA abgeworben werden sollten, war eines dieser Versuche, die u.a. auch von der New York Times scharf kritisiert worden sind. Kubas Weißkittel wurden später auch als 5. Kolonne des kubanischen Militärs, als Aufrührer und Geheimagenten diffamiert. Jetzt wirft man Kuba vor, mit der Entsendung der Mediziner Menschenhandel zu betreiben, ein absurder Vorwurf, wie wir im Laufe des Abends noch hören werden.

Und wir wollenl noch auf ein Thema aufmerksam machen: auf die schändliche Verurteilung des Expräsidenten Lula da Silva. In einer infamen Komplizenschaft mit der Justiz gelang es den Rechten, Lula 2017 nach einem international sehr umstrittenen Prozess wegen Korruption zu fast neun Jahren Haft verurteilen zu lassen, die Lula seit April 2018 in einem Gefängnis in Curitiba verbüßt. Lula war den Konservativen als klarer Favorit für die Präsidentschaftswahl 2018 zu gefährlich geworden. Also zog man die juristische Karte und konstruierte eine Anklage, wie aktuell geleakte Dokumente beweisen, die im US-Onlinemagazin „The Intercept“ bereits teilweise veröffentlicht wurden. Deshalb unterstützen wir mit dieser Rundreise auch die Bewegung „Free Lula“.«