Ab Donnerstag, den 25. Juli um 20 Uhr zeigt das endstation.kino den Film Face-It!. Zum Kinostart gibt es ein Filmgespräch mit dem Journalisten Max Kühlem und padeluun – Künstler und Vorstand des Vereins Digitalcourage e.V.. In Face-It! berichtet der Videopionier Gerd Conradt von der Codierung des Gesichts, die als moderner Fingerabdruck wie ein geheimnisvolles Siegel Zugang zur Persönlichkeit eines Menschen verschafft.
Ausgehend von einer Installation im Kampf gegen den internationalen Terrorismus am Berliner Bahnhof Südkreuz, startet Conradt seinen Exkurs zum Thema Gesichtserkennung. Das „Pilotprojekt“ entstand in Zusammenarbeit zwischen der Bundespolizei und der Deutschen Bahn. Er befragt dazu Datenschützer, Künstler, einen Medienrebellen, eine Kunsthistorikerin und die Staatsministerin für Digitalisierung – Menschen, die sich kritisch mit der Überwachung durch digitale Gesichtserkennung auseinandersetzen.
Conradt stellt einen Human Decoder vor, der das bereits 1978 entwickelte „Facial Action Coding System“ (FACS) des amerikanischen Psychologen Paul Ekman anwendet und konfrontiert seine Protagonist*innen mit Videoclips, in denen das Gesicht als Kunstwerk verhandelt wird. Am Modell der Nofretete ertastet ein blinder Mann das „schönste Gesicht der Welt“. Und die Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär gewährt Einblicke in ihr Denken. Der Film stellt die Frage: Wem gehört das zum Zahlencode gewordene Gesicht?
Mit dem Facial Action Coding System (FACS) soll es möglich werden, die Geheimnisse des Gesichts – des Spiegels der Seele – zu entschlüsseln. Damit besteht die nicht allzu abstrakte Gefahr, dass der mimische Austausch von Gesicht zu Gesicht zu ausdrucks- und geschichtslosen FACES wird, zu Wesen immerwährender alters- und geschlechtsloser Gegenwärtigkeit.
„Es gibt acht Milliarden Gesichter auf der Welt, jedes ist einmalig, unverwechselbar – unique. Das Gesicht ist der sichtbarste und ungeschützteste Teil unseres Körpers – es ist öffentlich. […] Wenn die Individualität eines Gesichtes von einem Code gelesen und von Algorithmen zu verwertbaren Informationen aufbereitet wird, stellen diese Daten eine Ressource dar, deren Besitz zu Macht von bisher ungeahntem Ausmaß führen könnte.“ (Gerd Conradt im Interview mit Claudia Rische für Missing Films)
Anschließend läuft der Film von Freitag bis Mittwoch um 18 Uhr.