Mittwoch 10.07.19, 23:30 Uhr

ADFC fordert Radfahrstreifen auf der Königsallee


Zum Beipiel vor der Schillerschule: Gemeinsame Geh- und Radwege führen stets zu Konflikten – Foto: Bernhard Raeder

Stadtbaurat Markus Bradtke hat in der gestrigen Ausgabe der WAZ die Planungen der Stadt Bochum für den Umbau der Königsallee vorgestellt. Es soll einen gemeinsamen Geh- und Radweg geben. Gerlinde Ginzel und Christoph Lotz, Vorsitzende des ADFC beschreiben in einer Stellungnahme, warum dies ein völlig unsinniger Plan ist: »Seit 30 Jahren, seit Gründung der ADFC Ortsgruppe Bochum, sind ordentliche Radverkehrsanlagen auf der Königsallee eine wichtige Forderung des Fahrradverbandes. Mit dem neuen Fahrbahnasphalt auf der Königsallee wurden auch Verbesserungen für die Radverkehrsführung angekündigt. Besonders der Abschnitt von der Wasserstraße bis zur Arnikastraße mit zwei großen Gymnasien benötigt dringend eine sichere Radverkehrsführung.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen brachte jetzt eine Umweltspur in die Diskussion ein, gemeinsam zu nutzen für Busse, Elektrofahrzeuge und Fahrräder.

Die Verwaltung favorisiert hingegen eine geringe Verbreiterung der Nebenanlagen unter Beibehaltung von zwei Fahrstreifen pro Richtung sowie Verzicht auf Radstreifen, um hier einen gemeinsamen Geh- und Radweg zu erstellen. (Stadtbaurat Dr. Bradtke in der WAZ vom 09.07.2019)

Der ADFC hält diese Planung für nicht geeignet, Radverkehr in Bochum entsprechend der städtischen Zielsetzungen zu fördern. Der ADFC-Bochum fordert die Einrichtung jeweils eines Radfahrstreifens auf jeder Richtungsfahrbahn, ähnlich wie für den Bauabschnitt 2 von der Arnikastraße bis zur Oskar-Hoffmann-Straße vorgesehen. Das Ziel von Radverkehrsplanung muss sein, ein attraktives und sicheres Angebot für den Radverkehr zu schaffen, das allen Radfahrenden gerecht wird. Nur durch ein gutes Angebot von Radverkehrsanlagen wird der Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf das Fahrrad erleichtert werden. Ein besonderes Augenmerk ist auf Berufspendler zu richten, weil wir hier ein hohes Umsteigepotential besteht. So sind z. B. von allen Fahrten zur Arbeit in Bochum ca. 23% kürzer als zwei Kilometer; dies ist eine ideale Fahrraddistanz. Die Königsallee ist hier als eine der Hauptverbindungen des Radverkehrs zu werten.

Gute Radverkehrsanlagen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Sicherheit bieten und ein zügiges Vorwärtskommen ermöglichen. Radverkehr auf Gehwegen bzw. gemeinsamen Geh- und Radwegen führt stets zu Konflikten der unterschiedlichen Nutzer. Der völlig unzureichende Ist-Zustand der letzten 50 Jahre würde für Jahrzehnte weiter festgeschrieben.

Im Planungsbereich ist ein hohes Aufkommen von Fußgängern festzustellen. Hier befinden sich zwei Schulen sowie jeweils eine Bushaltestelle u. a. für den Schülerverkehr pro Richtung. Außerdem ist beidseitig der Königsallee der Rechener Park gelegen. Hier sind viele Fußgänger, insbesondere auch mit Hunden unterwegs. (Die beiliegenden Fotos verdeutlichen die Konfliktlage.) Der Fußgängerverkehr muss zur Spitzenstunde bewertet werden. Richtung Innenstadt handelt es sich um eine Gefällestrecke: Die höhere zu erwartende Geschwindigkeit der Radfahrer (von 20 -teilweise 40 km/h) ist nicht verträglich mit dem Fußgängerverkehr (5 km/h). Das schließt eine gemeinsame Führung von Geh- und Radverkehr definitiv aus. Hierzu heißt es in den „Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA 2010)“: Der Einsatz der gemeinsamen Führung mit dem Fußgängerverkehr ist nur dort vertretbar, wo die Netz- und Aufenthaltsfunktion beider Verkehre gering ist. Für die gemeinsame Führung von Fußgänger- und Radverkehr gilt „Hauptverbindung des Radverkehrs“ als Ausschlusskriterium. (S.27)

Das Ziel der Radverkehrsförderung kann hier am wirkungsvollsten nur durch Einrichtung von Radfahrstreifen auf der Fahrbahn erreicht werden. Insgesamt wird so die Leistungsfähigkeit der Königsallee erhöht, und zwar in Form von zunehmendem Radverkehr und abnehmendem motorisierten Individualverkehr. Insofern erwarten wir, dass sich die Planung am Ziel orientiert, wie es in der städtischen Mobilitätsstrategie festgeschrieben ist.«