Das Bochumer Seebrücke-Bündnis hatte heute zu einer Aktion auf dem Husemannplatz aufgerufen: Als Mahnmal gegen das Massensterben an den EU-Außengrenzen wurde ein echtes Fluchtboot aus dem Mittelmeer aufgebaut. In dem Schlauchboot haben mehr als hundert Menschen vergeblich versucht, der Folter, dem Menschenhandel und anderen unvorstellbaren Menschenrechtsverletzungen in Libyen zu entfliehen. Carla Scheytt (Foto) von der Seebrücke Bochum erläuterte die Aktion: »Das Boot, welches hier zu sehen ist, wurde im April 2018 in internationalen Gewässern vor Libyen ohne Insassen aufgefunden und von der Sea-Eye geborgen. An Bord befand sich etwas Kleidung, wenig Wasser und Essen. Die Menschen wurden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von der sogenannten lybischen Küstenwache nach Libyen zurückgebracht. Die Menschen waren somit wahrscheinlich Opfer eines sogenannten illegalen Pull-Back’s.
Nun ist das Boot in Deutschland. Wir wollen mit diesem Boot darauf aufmerksam machen, was mit den Menschen passiert, die vergeblich versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen. Unsere heutige Aktion ist Teil einer bundesweiten Proteststaffel. Die internationale Seebrücke Bewegung, von der wir ein Teil sind, will damit auf die dramatische Situation im Mittelmeer aufmerksam machen. Die Proteststaffel ist letzte Woche in Osnabrück gestartet und hat den Weg unter anderem über Hannover und Bremen zu uns gefunden. Wir werden heute den Staffelstab an unsere Freunde nach Dortmund weitergeben. Bis zum 19. Mai wird die Proteststaffel in Deutschland unterwegs sein. Wir protestieren damit gemeinsam gegen die tödliche Abschottungspolitik der EU.
Das Boot steht hier in Bochum als Mahnung. Als Mahnung und um zu verdeutlichen, wie viel Leid, Elend und Not die Menschen erlitten haben müssen, wenn sie ihr Leben und das Leben ihrer Kinder der Stabilität des Schlauchbootes anvertrauen. Dieses Schlauchboot ist nicht seetauglich. Es stammt, wie viele dieser Art, aus chinesischer Produktion. Diese Boote werden im Internet unter anderem als „refugee boat“ oder „migrant boat“ angeboten. In den meisten Fällen sind es ungefähr 100 bis 190 Personen, die versuchen hiermit zu fliehen. Das Boot ist für so eine Menge an Menschen nicht ausgelegt. Es ist viel zu klein, hat zu wenig Luftkammern, um so viele Menschen zu tragen.
Momentan sind keine Seenotrettungsorganisationen im Mittelmeer vor Ort, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Sie werden kriminalisiert und am Retten gehindert. Wir fordern sichere Fluchtwege, eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine humanitäre Aufnahme der Menschen, die fliehen mussten oder auf der Flucht sind. Wir fordern einen Notfallplan für Geflüchtete!
Wir fordern die Möglichkeit der freiwilligen zusätzlichen Aufnahme von Schutzsuchenden in Städten und Gemeinden! Wir fordern, dass Bochum sich endlich zu einem solchen sicheren Häfen erklärt.Wir fordern Landesaufnahmeprogramme für aus Seenot gerettete Menschen und keine Rückführung nach Libyen.
Wir hören nicht auf, bis das Sterben an den Grenzen aufhört!«