Donnerstag 22.11.18, 10:59 Uhr

Schwarzarbeit und Lohn-Prellerei


„Beamte des Zolls sollen die 217 Bauunternehmen in Bochum noch häufiger auf illegale Machenschaften überprüfen“. Das fordert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit Blick auf neue Zahlen des Bundesfinanzministeriums. Danach deckten Kontrollen bei Firmen im Bereich des Hauptzollamts Dortmund in den ersten sechs Monaten dieses Jahres einen Schaden von 10,8 Millionen Euro wegen nicht gezahlter Steuern und Sozialabgaben auf. Ein Großteil des Betrugs betraf das Baugewerbe: Allein in der Baubranche entgingen dem Staat 4,6 Millionen Euro. Die Zahlen gehen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Grüne) hervor.
Für Gabriele Henter von der IG BAU Bochum-Dortmund steht fest: „Die Bauwirtschaft bleibt im Branchenvergleich ein Hotspot krimineller Energie.“ Insbesondere Beschäftigte aus Osteuropa würden häufig um den Lohn gebracht, der ihnen zustehe. Am Ende komme das den Steuerzahler teuer zu stehen. „Bei Schwarzarbeit und Mindestlohnverstößen geht dem Staat richtig Geld verloren: Steuern und Sozialabgaben – also Beiträge, die der Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung fehlen“, macht Henter deutlich. Schwarze Schafe gebe es immer wieder.

Nach Ansicht der IG Bau „müssten die Zöllner daher auch Baustellen in Bochum stärker in den Blick nehmen“. Die IG BAU fordert bundesweit mindestens 10.000 Beamte für die Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Zoll. Zuletzt hatte die Einheit lediglich rund 7.200 Mitarbeiter. Nach Angaben des Finanzministeriums kontrollierte das Hauptzollamt Dortmund in seinem gesamten Zuständigkeitsbereich im ersten Halbjahr insgesamt 842 Arbeitgeber – zwei Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Unter ihnen waren 207 Baufirmen. In deren Branche verhängten die Zöllner Bußgelder in Höhe von 228.000 Euro und leiteten 19 Ermittlungsverfahren ein.