Dienstag 05.06.18, 10:35 Uhr
Das Polit-Café Azzancao erinnert:

Hattingen 1993 – Rassistischer Brandanschlag vor 25 Jahren


Cover der Antifaschistischen NRW Zeitung, Nr.2

Vor 25 Jahren kam es am 5. Juni 1993 in Hattingen zu einem Brandanschlag. In der Nacht wurden in dem Haus einer türkischen Familie mehrere Brandherde im Erdgeschoss gelegt. In dem Haus schliefen die türkische Mutter mit ihren Kindern. Ihr Mann arbeitete „auf Schicht“. Die Mutter schaffte es noch rechtzeitig mit ihren Kindern dem Brand zu entkommen. Der Brandanschlag geschah eine Woche nach dem tödlichen Brandanschlag in Solingen. Dementsprechend aufgeheizt war die Stimmung in NRW. Aber schon einige Tage später gaben die Ermittlungsbehörden zu erkennen, dass sie gegen die Opfer und nicht gegen mutmaßliche rechte Brandstifter ermittelten. Den Spuren nach Rechts wurde bewusst nicht nachgegangen, ein Ermittlungsverfahren gegen die türkische Mutter wurde eingeleitet und sie wurde vor Gericht gestellt. Vor dem Essener Gericht wurde die Mutter von ihrer angeblichen Schuld freigesprochen. Eine Verfolgung der wahren Täter fand nicht statt.

Ein Muster der Ermittlungsbehörden was in den kommenden Jahren in den Nicht-Ermittlungen gegen Rechts und der Verfolgung der Opfer der rassistischen Taten des NSU einen bisher bundesdeutschen Höhepunkt in behördlichen Alltagsrassismus fand.

Auch die Opfer des Hattinger Brandanschlags berichteten 2013 von einem durch behördlichen Ermittlungsdruck und einen gegen sie publizierten Verdacht zerstörten Familienleben. Selbst in der Türkei, wohin sie wegen der üblen Nachrede verzogen waren, hätten sie mit Vorurteilen und Verdächtigungen zu kämpfen gehabt.

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Vor fünf Jahren veröffentlichten wir ein Interview mit Paul auf der Internet-Site Indymedia.Linksunten. Paul hat 1993 als Mitglied der Antifa-Zeitung „Antifa NRW-Zeitung“ zu den Nazistrukturen in Hattingen recherchiert und Artikel zu dem Brandanschlag geschrieben. Zu dem Interview veröffentlichten wir, mit der Erlaubnis der jeweiligen Verlage, zwei Publikationen über die Brandanschläge in Hattingen und Lübeck:

Der Lübecker Brandanschlag, Hrsg. Wolf-Dieter Vogel, 1996, Elefanten Press

Die Brandanschläge in der Barbarisierung der Gesellschaft, 1998, Schwarze Risse-Rote Straße

Sowie die Artikel aus der Antifaschistischen NRW-Zeitung Nr. 2 und Nr.3

Um an den Brandanschlag und die rassistischen Methoden der Ermittlungsbehörden im Brandfall von Hattingen zu erinnern, wollen wir das Interview hier noch einmal als Fließtext und PDF (mit Bildern), sowie die alten Artikel aus der Antifa NRW-Zeitung veröffentlichen und die Bücher zum downloaden bereitstellen.

Azzoncao, Juni 2018

Proyecto memoria:

Hattingen 1993 Rassistischer Brandanschlag vor 20 Jahren

Azzoncao, Juni 2013

Am 5. Juni 1993 kam es in der kleinen Ruhrstadt Hattingen zu einem Brandanschlag. In dem Haus einer türkischen Familie wurden im Erdgeschoß mehrere Brandherde gelegt. Der Familienvater war auf „Schicht“ während im Haus seine Frau und seine Kinder schliefen. Diese konnten dem Brand entkommen. Der Brandanschlag geschah eine Woche nach dem Brandanschlag in Solingen. Dementsprechend aufgeheizt war die Stimmung in Hattingen. Aber schon einige Tage später gaben die Behörden zu erkennen, dass sie gegen die Opfer und nicht gegen mutmaßlich rechte Brandstifter ermittelten. Den Spuren nach Rechts wurde bewusst nicht nach gegangen, ein Ermittlungsverfahren gegen die türkische Mutter eingeleitet.

Der Fall Hattingen stellt somit einen Vorläufer rassistischer und protektiver, profaschistischer Polizeiermittlungen schon lange vor dem staatlichen NSU-Unterstützer-Szenario dar.

Ein Interview und einige Publikationen über die Brandanschläge in Hattingen und Lübeck.

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Azzoncao: Hallo Paul, Du hast damals zum Fall Hattingen recherchiert. Bitte erzähl uns von den Umständen des Brandanschlags.

Paul: Na, da muss man etwas ausholen. Ich glaube nämlich, dass diejenigen die den Anfang der 90er Jahre nicht live miterlebt haben sich das schwer vorstellen können. Zum einen, was das aufgeheizte Klima angeht. Zum anderen, was den alltäglichen Rassismus und Nationalismus angeht, die wir heute haben. Das wurde gerade damals ja inszeniert, als „rassistische Formierung“.

Azzoncao: Das ist nicht verständlich.

Paul: Ich meine damit, dass das was heute an rassistischen Zuschreibungen, kulturellen Rassismus und Sozialrassismus gegen Langzeitarbeitslose und Wohnungslose existiert. Der Nationalismus. All diese faschistoiden Ideen, die heute in fast aller Leute Köpfe und Münder sind. Das war damals nicht die Normalität. Das ist über eine Kampagnenpolitik der CDU und den Medien losgetreten worden. Im Schlepptau SPD und Co. Da wurde von Oben fleißig geackert, um das öffentliche Meinungsbild nach rechts zu rücken. Eine Einladung, die der rechte Rand der Gesellschaft gut zu nutzen verstand. Das haben wir damals „Formierung“ genannt. Also ähnlich eines Syndroms, wo verschiedene Faktoren, Interessen und Akteure zusammenkommen, die sich vielleicht in anderen Punkten widersprechen, aber punktuell zusammenarbeiten. Das Ziel in dieser „Formierung“ sahen wir darin, dass über einen breit installierten Rassismus und Standortnationalismus die Mächtigen gesellschaftsverändernd wirken können. Was dann auch geschah. Asylrechtsänderung, Lager, Abschiebegefängnis, etc.p.p.. Dafür suchten wir damals einen Begriff, der das alles irgendwie bezeichnete. Den Eigenbedarf und -anteil am Rassismus für Otto-Normalo ließen wir dabei nicht weg.

Plakat - die kleinen Strolche (ca. 1991)

Später kamen dann die Auslandseinsätze am Hindukusch, um…wie sagte der sozialdemokratische Verteidigungsminister?… „Die Deutschen Interessen werden am Hindukusch verteidigt“…, der Sozialrassismus a la Hartz IV Gesetzgebung, der kulturell geprägte Rassismus, usw.. Das kann man dieser Formierung auch zuordnen. Aber all das konnten wir damals nicht absehen. Passt natürlich jetzt wie Faust aufs Auge und hinterlässt bei mir den bitteren Geschmack im Mund: Jau, war ja klar. Naja, und wir waren damals deutlich überrannt, kamen der rapiden Entwicklung weder von der Diskussion noch von Aktionen hinterher. Waren komplett in der Defensive und versuchten dennoch dagegen zu halten.

Azzoncao: Also ihr ward ziemlich konfrontativ.

Paul: Vom Lebensgefühl auf jeden Fall. Und, naja, von den Sachen, die wir versuchten zu machen auch. Obwohl das Meiste wirklich nur aufklärerische, karitativen und protestierenden Charakter hatte. Aber das störte schon sehr und den Behörden waren wir, also ich meine jetzt alle die so getickt haben wie wir, ein Dorn im Auge.

Azzoncao: Das hört sich bei vielen anderen Leuten anders an.

Paul: Wie denn?

Azzoncao: Na, radikaler.

Du meinst sicherlich die Nummer „Wir waren Helden“. Haha, mit wem hast Du gesprochen? Verrat es mir. Naja, es gab natürlich auch Highlights. Aber das war nicht die Norm. Der Alltag war sehr mühsam in den Antifa- und Antiragruppen in denen ich steckte. Und für viele Ex-Linke war das Nichts, das Leben musste ja auch Spaß machen, gelle? Den politischen Aktivismus organisierten die Meisten sich damit, dass sie die kleinen Gruppen die Arbeit machen ließen und dann vielleicht mal auf deren Demos gingen. Vermutlich hast Du mit solch gealterten Ex- und Sofalinken geredet? Möchte nicht wissen was Du da gehört hast, haha.

Wir machten über fünf, sechs Jahre durchgehend was. Also eigentlich durch die Woche durch, fast jeden Tag. Danach waren viele durch, ausgebrannt.

Azzoncao: Du redest in Wir. Wen meinst Du?

Paul: Na, die verstreuten radikalen Linken aus Bochum. Das waren, die verschiedensten Fraktionen die in den 80er Jahren in Bochum noch aktiv gewesen waren. Ich entstamme ja den Hausbesetzermilieu, das sich in dem Infoladen an der Kohlenstraße Ende der 80er Jahre wieder traf. Der Laden wurde von ca. 20 Leuten betrieben, 50 im engeren Umfeld und auf den Parties waren ca. 200 Leute da. Die Parties waren super. Selten so viel Spaß gehabt. Es gab die verschiedenen kleinen autonomen Gruppen, Anti-AKW Bezüge, Punkies, die ASU (Anarchistische Schüler Union), etc, p.p.. Wir hatten eine eigene kleine Zeitung, die „Aufruhr“, gingen gemeinsam auf Demos, etc.. Das war Alles noch vor der Wiedervereinigung.

In dieser Zeit kam es zu einem Vergewaltigungsversuch. Ich kannte beide Personen. Den Täter sowie auch das junge Mädchen. Für mich brach damals eine Welt zusammen. Ich hätte das keinen Typen aus meinem Umfeld zugetraut. Das nahm uns als Szene sehr mit. Die Diskussionen wurden sehr kontrovers geführt. Inhaltlich nicht sehr unterschiedlich, wurde aber hoch emotional und oft gegeneinander und sehr verletzend geredet und agiert. Die Quintessenz war, das alles auseinander flog und sich viele in unversöhnlicher Pose gegenüber standen. Das Umfeld hatte sich so gut wie ganz aufgelöst. Viele zogen sich aus der Szene zurück. Aber ich will das hier nicht ausführen. Ich würde dem Ganzen so auf die Schnelle nicht gerecht. Also cut.

Ich glaub es war 1991. Damals unternahm ich mit ein paar Leuten den Versuch ein Autonomes Plenum für die Stadt Bochum zu gründen. Es wurde schnell klar, dass die Gräben zu tief waren und dieser Versuch gescheitert war. Auf dem letzten Treffen kündigte ich an eine Antifagruppe gründen zu wollen. Schon vorher hatte ich mich mit Freunden an antirassistischen Altionen beteiligt, zu der Einführung der Lager hatten wir ein Plakat entworfen und versucht eine Gruppe zu bilden. Das hatte aber nicht funktioniert. Diese neue Gruppe traf sich dann in der IGA, Initiative Gefangenenarbeit, in der Düppelstraße. Sehr viele junge Leute waren gekommen. Dabei waren Einige, denen es sehr darauf ankam sich in Pose zu werfen. Diskussionen zu Inhalten wurden boykottiert und es wurde klar, dass es sich bei vielen der Youngsters um reines Peergroup Verhalten drehte. Welches Standing habe ich vor den Anderen, blabla.

Jahreskalender 1993 - Ruhrgebietsinfo

Na, da sind wir alten Hasen aus den 80er Jahren abgezogen. Wir waren zu viert, bald darauf zu acht und haben uns „Antifa die kleinen Strolche“ genannt. Dieses ganze Gepoose mit revolutionär und autonom, da hatten wir keinen Bock drauf. Wir fanden die anarchischen kids aus der Stummfilmzeit schon besser. Uns war das Handeln wichtiger als das Darstellen. Ein großer Schwerpunkt von uns waren Recherche- und Öffentlichkeitsarbeit. Und im Bahnhof Langendreer haben wir ab Februar 1993 ein Antifa-Cafe betrieben. Erst alle 2 Wochen, dann alle 4 Wochen. Ca. drei Jahre lang. Als Gruppe gab es uns ca. 10 Jahren und als informellen Kreis gibt es heute noch Kontakte unter uns.

Neben der Antifaarbeit war ein Hauptanliegen von uns die antirassistische Arbeit. Wir hatten sehr viel mit der „Roma-UnterstützerInnen-Gruppe“ zu tun und arbeiteten zusammen bei Streiks und Besetzungen der Flüchtlinge aus den Containern und Lagern in Bochum. Unterstützten das Roma-Camp unter der Rhein-Knie Brücke 1991 in Düsseldorf, beteiligten uns an der Besetzung des Caritasbüro in Bochum wegen des Abschiebeabkommen nach Skopje, Makedonien, waren bei den ersten Demos gegen den bundesweit ersten Abschiebeknast in Herne, den Frauenabschiebeknast in Neuss und den bundesweit größten Abschiebeknast in Büren. Und so weiter und so fort.

Plakat Abschiebeknast Herne

Daneben machten wir eigene Antira-Arbeit. Also Aufkleber, Plakate, Nachtwachen in Flüchtlingswohnheimen, mobilisierten gegen den Asylkompromiss in Bonn, organisierten antirassistische Veranstaltungen und Filme in unserem Cafe, etc. Wir waren z.B. neben einer norddeutschen Gruppe die einzige Gruppe die damals die Macher von „Die Wahrheit lügt in Rostock“ eingeladen hatten. Zwei Rostocker aus dem JAZ waren gekommen und führten den Film vor. Ca. 80 Leute waren gekommen. Das wurde von der Besucherzahl nur von der Veranstaltung mit den US-Antifas und der Veranstaltung mit Stieg Larsson aus Schweden mit jeweils 100 Leuten übertroffen. Das Stieg Larsson, der Autor der Millenium Triologie, ein ausgewiesener Antifa-Experte aus Schweden war, weiss ja kaum jemand. Die Veranstaltung mit dem war nach der Zeit des Cafe. Und sie war echt klasse. Stieg im Anzug am Stehpult vor 100 Punkern. Super.

Da antirassistische Arbeit nur ein Teil unserer generellen Arbeit war, waren wir bei vielen praktischen Aktionen in Bochum nicht die Initiatoren, sondern eher das unmittelbare Supporter-team. Das führte aber auch zu Spannungen. Wir Antifas waren mit wenigen Ausnahmen Arbeiter, Proleten. Die Antira Gruppe Studierte, die dies auch gerne mal raushängen ließ. Es gab öfters Sprüche über Antifas im Allgemeinen, die sehr abwertend waren. Das führte auch dazu, dass ich später aus der Roma-Gruppe raus ging, wo ich auch Mitglied war.

Azzoncao: Mach das mal deutlicher.

Paul: Es fielen so Sprüche wie „Man sagt besser das den Antifas nicht, die haben nichts im Kopf und machen nur Ärger“. Das war glaube ich anlässlich einer Demo in Recklinghausen. So etwas halt. Naja, dieser Elite-Scheiß von wegen wir Intellektuellen checken halt alles. Für mich war an dem Moment Schluß, als ich in der Gruppe einen Vorschlag machte das Asylverfahrensgesetz, die Gutscheinpraxis und Lagerunterbringung auf einem Plakat als rassistische Politik zu bezeichnen. Da wurde mir vorgeworfen ich würde „Subsumieren“. Im Jargon dieser Leute hieß das, das ich verschiedene Widersprüche an denen die Flüchtlinge kämpfen würden vereinheitlichen wollte, ihnen die Sprengkraft nehmen wollte, ergo rassistisch bin. Da hat es mir gereicht. Ab dato wurde kein Handschlag für diesen Bezugsrahmen mehr getan. Da die jahrelang rumgelaufen waren und allen die nicht so antirassistisch wie sie waren das vorgeworfen haben, keine Öffentlichkeitsarbeit für ein politisches Umfeld gemacht hatten, sich nicht um Nachwuchs und Supporter kümmerten und auch auf soziale Treffpunkte keinen Wert legten, brannten sie irgendwann aus. Nur kernig und sich und andere funktionalisieren, da ähnelt du später mehr dem System, als ansatzweise einer linken Utopie. Die meisten von denen sind heute komplett von der Bildfläche verschwunden. Man muss halt noch Mensch bleiben.

Mir sind freundliche, kollegiale, korrekte Menschen lieber, als irgendwelche Piet-Congs, die mit politischen Millimeterbändchen die Welt vermessen. Für mich gilt: der Sozialismus ist sozial, oder er ist nicht.

Azzoncao: Das war also das wir?

Paul: Ja, sehr heterogen wie man sieht. Wenn ich mich recht erinnere, gab es also die beiden Antifagruppen und eine Menge freifliegender Antifas. Die Roma-UnterstützerInnengruppe, das Antirassistische Plenum und Leuten, die generell antirassistisch eingestellt waren. Dann noch eine Frauen-Lesben-Gruppe, die aber mehr unter sich blieb, aber immer mal wieder zu sehen war. Der „harte Chor“, eine autonome Kulturgruppe. Und freie Radikale, hahahaha, also Autonömchen. Ich glaub das war`s. Das waren die aktivsten Gruppen, die auch Kontakt zu den Flüchtlingen und sonstigen Angegriffenen suchten. Der Bahnhof Langendreer war mit der ökonomischen Absicherung seines Projekts beschäftigt und entfernte sich immer mehr aus der aktuellen und konkreten Politik. Das galt für sehr viele Leute damals. Und das lag nicht nur an der Wiedervereinigung und dem Nationalismus, der sich breit machte.

Plakat zu Hoyerswerda

Ich habe da immer folgende Geschichte parat. Als das Pogrom von Hoyerswerda im September 1991 war kamen ca. 3.000 Leute auf eine Demonstration in die Bochumer City. Die Demo war von diversen Personen und Gruppen organisiert worden. Darunter auch unserer. Ad hoc, mit ganz schlechten Equipment. Ich weiß noch wie ich auf einem Elektrokasten stand und eine Rede geschwungen habe. Die konnten wohl nur 300 bis 400 Leute verstehen. Naja, aber es waren auf jeden Fall ein paar tausend Leute gekommen, um gegen den Rassismus zu protestieren. Im August 1992 war das Pogrom von Rostock. Damals kamen auf den Husemannplatz in Bochum mal gerade 600 Leute zu einer antirassistischen Demonstration zusammen. Also innerhalb eines Jahres nur noch 20 Prozent von dem Vorjahr. Gekommen waren ein Jahr zuvor alle Gesichter, die ich aus den 80er Jahren kannte. Und viele mehr. Selbst meine komplette Familie war erschienen. Die so genannte Szene war nur ein Teil. All die Leute repräsentierten den bewusst antirassistischen Anteil Bochums. Und 1992? Nur noch Szene. Die üblichen Verdächtigen. Autonome, Punks, Linke und wenige Bürgerliche. Mein Vater erschien und verblüffte mich mit der Äußerung, dass jeder tote Flüchtling die Regierung erfreuen würde, denn dann ginge ihr Kalkül auf. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Innerhalb eines Jahres mussten die 3.000 DemonstrantInnen aus dem Vorjahr erkennen, dass ihre Forderungen an die Regierung und die Behörden Menschenleben und -rechte zu schützen an die Falschen ergangen waren. Das diese Regierung kein Interesse an demokratischen Rechte für alle hatte. Bei jedem neuen rassistischen Artikel in den Medien und rassistischen Äußerungen seitens der Politik konnten die Menschen erkennen, dass nicht nur die Nazis ihre Gegner waren, sondern der Staat, seine Vertreter, die Parteien und Medien ihrer

Pakat 1992 zum Pogrom in Rostock

Vorstellung von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit dem Garaus machten. In Anbetracht dieser Gegnerschaft zogen sich viele zurück und nur die üblichen Verdächtigen protestierten. So erkläre ich mir den Rückzug vieler Menschen Anfang der 90er Jahre. Na, und die Grünen. Die waren ja mit der Karrieresicherung beschäftigt. Und die DKP und ihre VVN hatten, bzw. haben, bis heute ja noch mit dem Verlust ihres geliebten Vorzeigesozialismus aus dem Osten zu schaffen. Für die ist Antirassismus Wahlkampfthema, das gehört nicht zum Herzblut.

Azzoncao: Du wolltest was zum Klima erzählen.

Plakat zum Tag X 1993

Paul: Na, das war alles andere als gut. 1991 bis 1993 und darüber hinaus waren die Zeitungen voll mit rassistischen Zuschreibungen. Der Diskurs „Das Boot ist voll“ wurde von Springer bis zu Augstein, von BILD bis Spiegel, bedient. Breite Plakatkampagnen der BILD an jeder Haltestelle. Überall ploppten die Nazigruppen hoch und in der Stadt musstest du oft die Scheiße abkratzen oder deren Parolen übermalen. Es gab immer öfters Hauereien zwischen deinen Leuten und den Nazis. Ich erinnere nur an Silvio Meier, einem Berliner Hausbesetzer, der im November 1992 von Nazis erstochen wurde. Persönliche Gewalterlebnisse häuften sich und wurden extremer. Viele von uns machten ja Kampfsport. Dennoch hattest du zu der Zeit meistens noch was in der Tasche. Dann die Angriffe gegen Flüchtlinge, die Pogrome, Brandanschläge und Morde. Und die Politiker, die den Opfern die Schuld daran gaben. Die Zeit war echt übel.

Wir machten im Mai, Juni 1993 Urlaub in Frankreich, als der Brandanschlag in Solingen passierte. Wir hatten erst Station in Paris gemacht und uns auf dem Montmarte ein Zimmer gesucht. Abends waren wir dann in einem super netten Bistro. Man könnte sagen wie aus dem Film. Irgendwann kam die Chefin des Hauses zu uns und fing ein Gespräch an. Was denn los sei in Deutschland? Man würde so viel von Übergriffen und rassistischen Pogromen hören. Es war mir unangenehm all das bejahen zu müssen. Nicht wegen irgend einem gekränkten Nationalstolz oder so einem Quatsch, sondern weil es mir nur möglich war meine Ohnmacht angesichts dessen zu offenbaren. Als wir dann an unserem Urlaubsort waren kam in den Nachrichten der Brandanschlag von Solingen. Die französischen Medien waren voll davon. Unser Urlaub war dann auch keiner mehr. Denn Abschalten ging kaum noch.

Wir blieben also nur noch ein paar Tage und fuhren zurück. Und als wir in Bochum ankamen erfuhren wir, dass es in der Nacht zuvor einen Brandanschlag in Hattingen gegeben hatte.

Azzoncao: Womit wir beim Thema wären.

Paul: Ja. Wir sind dann zu dritt von der Antifa sofort runter nach Hattingen. Das sind ja keine 10 Kilometer von uns. Unten im Ruhrtal. Dort haben wir uns den Brandort angesehen, mit Leuten geredet und Kontakte zu Antifas gesucht, die wir aus Hattingen kannten. Der Bericht davon steht ja im Anhang dieses Artikels. Ich habe den damals für die Antifaschistische NRW-Zeitung geschrieben.

Wir reagierten auf den Brandanschlag in der Weise, dass wir bei dem Internationalen Kulturfest „Kemnade International“ ein Flugblatt über den Brandanschlag und die Hattinger Nazibezüge am Wochenende darauf verteilten. Die Burg Kemnade liegt ja genau zwischen Bochum, Hattingen und Witten und zu dem Fest kamen traditionell immer viele AntirassistInnen und Linke.

Schnell bekamen wir mit, das die Ermittlungsbehörden die Opfer zu Tätern machen wollten. Einige Autonome bildeten dann eine Gruppe zur Unterstützung der türkischen Familie, wir recherchierten weiter gegen die Nazis und die Mediengruppe „Klack Zwo B“ machte einen Film zu dem Brandanschlag. So versuchte die linke Szene gegen die rassistischen Ermittlungen seitens der Polizei und der Vorverurteilung der Presse vorzugehen. Was wir über die Ermittlungen, bzw. Nicht-Ermittlung seitens der Sonderkommission mit bekamen war echt die Höhe. Seit dem trau ich keinen polizeilichen Ermittlungen gegen Rechts mehr.

Azzoncao: Was machtet ihr genau?

Paul: Also für uns kann ich sagen, dass wir allen Sachen nachgingen, die Nazis in Hattingen betrafen. Leider kamen wir nicht sehr weit. Das was wir ermitteln konnten publizierten wir über die antifaschistische NRW-Zeitung. Die war kurz vor dem Brandanschlag in Solingen von verschiedenen Antifagruppen aus NRW gegründet worden. Es gab dann die Gruppe mit den Anwälten, die die Familie in dem Prozess unterstützte. Da weiß ich nur, dass die Anwälte sehr gut waren. Das habe ich in dem Prozess selbst mitbekommen, bei dem die angeklagte Mutter freigesprochen wurde. Es erschienen einige Artikel in der „Jungen Welt“ und ich glaube auch in der TAZ. Und natürlich die beiden Bücher, die dann 1996 und 1998 erschienen. An den Film kann ich mich nur undeutlich erinnern.

Der Prozess fand erst lange Zeit später statt. Das war 1996. In der Zwischenzeit hatten die gestreuten Gerüchte das Ihrige in Hattingen getan. Für die Familie begann ein Spießrutenlauf. Sie zog weg. Und schließlich auch in die Türkei. Selbst dort verfolgte sie noch das Gerücht. Laut einem WAZ-Bericht von diesem Jahr, scheint dieser Angriff und die Verdächtigungen von damals ihr Leben zerstört zu haben. Auch hier Parallelitäten zu den Hinterbliebenen der NSU-Morde.

Für die Stadt Hattingen war alles im Lack. Die Opfer sind die verdächtigen. Nazis gibt es hier nicht. Genau so wie es ja in Deutschland keinen Rechtsterrorismus gibt.

Als in Lübeck drei Jahre später zehn Menschen bei einem Brandanschlag in der Hafenstraße umkamen, lief der gleiche Horrorfilm ab. Nur viel heftiger. Hier waren Menschen gestorben und das öffentliche Interesse sehr hoch. Auch hier wurde einer der Flüchtlinge verdächtigt und gegen ihn ein Prozess eingeleitet. Wir haben damals auch von hier aus versucht solidarisch zu sein. Sind nach Lübeck gefahren, haben Veranstaltungen gemacht. Für uns war klar, dass hier der Rassismus und Faschismus seitens der Behörden gedeckt wurde. Und somit die Straftaten verlängert und die Täter ermutigt wurden. Eigentlich das Gleiche was im ganz großen Stil dann in Sachen der NSU passierte. Hattingen war sozusagen ein lokaler Vorläufer. Einer den wir nachvollziehen konnten. Ich denke es gibt sehr viele weitere Fälle.

Azzoncao: Das klingt krass.

Paul: Naja, ich kann noch mindestens zwei Fälle aus Bochum erzählen, die ähnlich liegen. Und einer ist gerade einmal eineinhalb Jahre her. Wenn ich dann noch Erfahrungen aus anderen Bereichen dazu nehme, verdichtet sich da meine Meinung..

Azzoncao: Da stellt sich die Frage nach Zufall oder Plan.

Paul: An Zufälle glaube ich bei dieser Häufung und den sich ähnelnden Mechanismen nicht. An einen Plan auch nicht. Ich bin kein Verschwörungstheoretiker. Ich denke, dass rassistische und nationalistische Grundeinstellungen, gepaart mit bürokratischer Ignoranz und Null demokratischen Bewußtsein seitens der Behörden diese Abläufe einleiten und so perfekt ablaufen lassen. Dazu die ähnlich gestrickten Einstellungen bei den Medien und die rassistische Grundeinstellung seitens der Bevölkerung. Das hier und da noch mal eine Weisung zum Schutz eines Nazis und V-Manns stattfindet fällt dabei mitnichten auf. Naja, das ist meine Theorie.

Eine Ahnung wie so etwas im Alltag funktionieren kann lässt sich vielleicht hier nachvollziehen:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/77225

https://linksunten.indymedia.org/de/node/42044

Azzoncao: Danke für das Gespräch und die ganzen Materialien.

Paul: Gerne doch.

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Fotostrecke zum Brandanschlag in Hattingen:

http://www.derwesten.de/staedte/hattingen/brand-in-der-unionstrasse-am-5-juni-1993-img1-zoom-id1795005.html

WAZ-Artikel aus dem Jahr 2013 zum Brandanschlag:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/88436

Brandanschlag in Lübeck:

http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCbecker_Brandanschlag

Im Anhang:

Der Lübecker Brandanschlag, Hrsg. Wolf-Dieter Vogel, 1996, Elefanten Press

Die Brandanschläge in der Barbarisierung der Gesellschaft, 1998, Schwarze Risse-Rote Straße

Artikel aus der Antifaschistischen NRW-Zeitung Nr. 2 und Nr.3

Mordanschlag in Hattingen

Einer der ersten Brandanschläge nach Solingen wurde auf ein Haus in Hattingen-Welper verübt. In der Unionsstr. 20 wurden, kurz nach l Uhr am Morgen des 5. Juni, sieben verschiedene Brände im Parterre gelegt.

Eine türkische Frau und ihre fünf Kinder hatten Glück. Ein Dreijähriger war vom Brandgeruch wach geworden und hatte die Mutter geweckt. Diese rettete ihre Kinder und sich durch das Schlafzimmerfenster. Das Erdgeschoß brannte vollständig aus.

Eine Stadt mauert

Durch die Nachrichten alarmiert, begeben wir uns auf die Suche des Brandorts in Hattingen. Um ihn zu finden, sprechen wir einige Leute an. Auf die Frage, wo denn der Anschlag in der letzten Nacht stattgefunden hätte, ernten wir von Deutschen allerdings nur verschränkte Arme, geschürzte Lippen und mißtrauische Blicke. „Was wollt Ihr denn da ?“ „Warum interessiert Euch das?“ und „Laßt die Leute in Ruhe!“ sind die gängigen Kommentare. Erst türkische Schüler geben bereitwillig Antwort und fragen dann: „Seid Ihr Journalisten?“

Am Tatort haben sich einige Personen versammelt – darunter sehr wenige Deutsche. An der Absperrung stehen diskussionsgeschulte ältere Polizisten. Ihre über 300 Kolleginnen sind nicht sichtbar, aber einsatzbereit. Und während die Polizei Verständnis für sich einfordert, diskutieren die Deutschen auf der anderen Straßenseite, daß es natürlich auch ein Kabelbrand gewesen sein könne. Nebenbei erfährt man, daß der türkische Vater, Kranfahrer bei Thyssen in Duisburg, bei seiner Nachtschicht angerufen wurde, der Meister ihn über den Brand aber nicht informierte, weil er die Schicht zuende fahren sollte!

Am nächsten Tag ist Demo in Hattingen. Der Innenstadtbereich ist den Demonstrantinnen untersagt, und die Demo geht durch leere Vororte und totes Industriegebiet. Ca 2000 Leute, hauptsächlich türkische Menschen, sind da und werden von starken Polizeikräften begleitet. Links und rechts von der Demoroute filmen und fotografieren massiv Polizisten und andere zwielichtige Personen. Der Schlußkundgebungsplatz ist 400 Meter vom Tatort entfernt, neben einer Unterführung, die nur so trotz von Hakenkreuzen und „Ausländer Raus“-Parolen. Der Kaffee, den wir anschließend in der Innenstadt trinken, bekommt vom Nachbartisch die richtige deutsche Würze: Daß „Gäste dieses Landes“ sich das Recht herausnehmen würden, zu demonstrieren, sei doch wohl das Letzte!

Ein ad hoc entstandenes Bürgerkomitee gegen Rassismus will sich am folgenden Tag im Hattinger Haus der Jugend zur Vorbereitung einer weiteren Demonstration treffen. Stadtdirektor Liebig rässoniert darüber, wer zu dieser Demo wohl alles zu kommen gedenke. Die Grünen/FWI hatten schon morgens in der WAZ die Gewalt der Brandstifter und die „gewalttätigen Reaktionen“ darauf kritisiert. Und schließlich sagen Parteien, Verbände, Kirchen und Gewerkschaften nach und nach ihre geplante Teilnahme an der Demo ab. Mit ihnen wird die Anmeldung der Demo zurückgezogen, und es sieht so aus, als könne die Aktion nicht stattfinden. Schließlich springt ein MLPDler in die Bresche und meldet die Demonstration an, die dann Dienstags stattfindet. Einen Tag später in der WAZ vom 10./11.6. erklärt Stadtdirektor Liebig, daß die Demonstration ja stark linkslastig gewesen sei.

Dank der Rückzugsmanöver von Stadt, Verbänden, Parteien und Gewerkschaften nahmen an der Demo letztlich auch nur ca. 500 Demonstrantinnen teil, eingekesselt von einer Überzahl an Polizisten, die laut WAZ ausgesehen hätten, wie „moderne Raubritter“. Das Verhalten der Passantinnen ist eher ablehnend und aggressiv gegenüber den Protestierenden. Alles in allem entsteht der Eindruck, daß wirkliche Empörung über den Mordanschlag nur unter den ausländischen Leuten und einigen wenigen Deutschen zu finden ist. Die Masse der Hattinger steht Ausländerinnen und Solidaritätsbekundungen mit Ausländerinnen eher skeptisch bis ablehnend gegenüber. Betroffenheit, so sie überhaupt artikuliert wird, wird vor Medien, für diese erbracht und scheint überhaupt eher ein mediales Ereignis zu sein. Und für die meisten Bürgerinnen ist klar: Daß es zu so etwas in Hattingen gekommen ist, hätte niemand gedacht. So wird denn auch der Hinweis in der Presse auf die NS – Vergangenheit der Stadt Hattingen in Leserbriefen an die WAZ schlicht vom Tisch gewischt. Die Faschisten von damals seien wohl kaum noch zu Aktivitäten fähig, steht da zu lesen; Täter und Umfeld des Anschlags seien nicht klar und überhaupt ein Zusammenhang zum Nationalsozialismus mehr als fragwürdig. (WAZ 10./ll. 6.)

Mit etwas Zynismus läßt sich darauf folgendes sagen: Warum in die ferne Vergangenheit schweifen, wenn das Übel so nah liegt.

Hattingen – Deine Nazis

Genau genommen nur rund 100 Meter vom Tatort entfernt. Denn dort wohnt Axel Zehnsdorf, stellvertretender Landesvorsitzender der FAP, d.h. Nach dem Dortmunder Siegfried Borchardt die Nummer Zwei der FAP in NRW. Der 49jährige kann auf eine lange Geschichte in der rechtsradikalen Szene zurückblicken. Lieblingsbetätigungsfeld ist der Terror gegen Ausländerinnen.

Als Michael Kühnen im November 1983 die Hattinger Kameradschaft der ANS/NA vor 35 Anwesenden gründete, wurde Zehnsdorf Stammkameradschaftsführer der Kameradschaft 26. Das kurze Zeit später erfolgende Verbot der ANS/NA durch den Innenminister schreckte weder ihn noch seine Kameraden. Vielmehr ging es nach einem kurzem Zwischenspiel in der selbstgegründeten SA St.Georg (SA stand hier angeblich für „Soziale Aktion“ und der St.Georg kommt aus dem Hattinger Stadtwappen) und in einer Bürgerinitiative „Deutsche Arbeiterpartei“ weiter in der FAP, der getarnten Weiterführung der ANS/NA. Ausgestattet mit neuem Propagandamaterial und zwei neuen Mitgliedern der rechtsradikalen Wikingjugend, Kurt Clench und Bernd Kostrach, legt die Kameradschaft nun richtig los. Dabei bleibt es nicht beim Reden. Vielmehr reichen ihre Aktivitäten

vom Aufkleberkleben und Sprayen über einen Drohbrief an den IG-Metall-Funktionär Bieber bis hin zu Angriffen auf ein DKP-Fest im Sept. 84, auf eine Begegnungsstätte von Ausländerinnen und vor allem auf Wohnhäuser ausländischer Mitbürgerinnen mit dem hochgiftigen Chemiegemisch Benzylchlorid. Dies ist so ätzend, daß im Nachhinein in den betroffenen Häusern der Fußbodenbelag mit Gasmasken entfernt werden muß. Doch erst nach einem Sprengstoffanschlag auf einen Pornoladen in Düsseldorf wird die Polizei aktiv. Sie macht am 4.12.84 eine Hausdurchsuchung bei dem FAPler Kostrach und findet neben dem Benzyl – Chlorid hochbrisanten, professionell hergestellten Sprengstoff.

Seit 1985 ist es etwas stiller um die FAP-tätigkeiten des Herrn Zehnsdorf geworden. Hauptsächlich beschäftigte er sich mit der Rekrutierung von Skins für die FAP und ist in FAP-Sachen außerhalb Hattingens unterwegs. Er war z.B. bei der Europawahl 1989, nach Martin Pape und Friedhelm Busse, auf Platz drei der FAP-Kandidatenliste für das Europaparlament. In Hattingen selbst machte er ganz privat auf Ausländerhass. Er schrieb 1990 an seine ausländischen Nachbarinnen eines VEBA-Hochhauses Drohbriefe. Dies dauerte eine ganze Zeitlang an, bis endlich eine gemeinsame Mieterinnenversammlung die VEBA aufforderte dem Spuk ein Ende zu bereiten.

Die VEBA kündigte Zehnsdorf daraufhin die Wohnung. Nichtsdestotrotz blieb der braune Spuk Welper erhalten. Der FAP-Führer bekam von der VEBA die Welperstr. 51a vermietet, wo er bis heute wohnt.

Zuletzt wurde Herr Zehnsdorf für seine Aktivitäten im Köln-Bonner-Raum bekannt, sowie dafür, daß er am 20. März diesen Jahres in Salzgitter eine FAP-Versammlung von über hundert Faschisten leitete. (Der Rechte Rand; April/Mai 93).

Auch sein Sohn, der 25jährige Andres Zehnsdorf ist kein unbeschriebenes Blatt. Ende der 80ger Jahre verbüßte er eine Gefängnisstrafe, weil er auf dem Hattinger Altstadtfest eine behinderte Frau mit CS-Gas angegriffen und verletzt hatte. Weiterhin war er Mitherausgeber des Skinmagazins „frontal“, das aus dem Essener FAP- Blatt „Querschläger“ hervorging. In „frontal l“ hofiert und sympatisiert er in einem Interview mit Josef Salier, einem Faschisten, der bei einer Brandstiftung in Schwandorf vier Menschen ermordete und im Knast sitzt. Neben Beschreibungen von Skinbands, deren Auftritten und der Wiedergabe aller möglichen rassistischen und sexistischen Äußerungen, gab Zehnsdorf junior Einblick darin, wie sich Kameraden und deren Gruppen vor Spitzeln des Verfassungschutzes zu schützen haben oder veröffentlichte Adressen der einsitzenden Nazis in der BRD. „frontal“ ist mittlerweile vom Innenminister auf den Index verbotener rechtsradikaler Schriften gesetzt worden. Andreas Zehnsdorf aber ist darin recht fexibel. Er beliefert halt seine alte Leserschaft mit einer neuen Zeitung, den „Modernen Zeiten“. Dies Heft erscheint in dem Verlag LER & Partner Gmbh in Gründung. L steht für Thorsten Lemmer, dem Manager der Nazi-Skinhead-Band „Störkraft“. E steht für Christian Eitel, Mitglied der rechten Freien Wählergemeinschaft aus Düsseldorf. Und R steht für Manfred Rouhs, Mitglied der rechtsextremen Deutschen Liga in Köln und Herausgeber der Faschistenzeitung „Europa vorn“, (siehe dazu: NRW-Antifa-Zeitung Mai 93). Seinen Sitz hat dieser Verlag in der berüchtigten Jägerstr. 4 in Düsseldorf.

Neben den Aktivitäten von Zehnsdorf senior und junior, den faschistischen Schmierereien in Nähe des Tatortes gibt es weitere Hinweise auf braune Umtriebe in Welper. So wurde z.B. vor wurde in der mittlerweile geschlossenen Kneipe „Die Windmühle“ regelmäßig Hitlers Geburtstag gefeiert. Und als am 20 Juli 1990 ein zweijähriges türkisches Mädchen in Welper überfahren wurde, zertraten nachts drei Faschisten die Blumengebinde, die für das Mädchen auf die Fahrbahn gelegt worden waren, sprühten ausländerfeindliche Sprüche auf die Fahrbahn und FAP, NPD und SS-Zeichen an anliegende Häuser. (WAZ 23.7.-1.8.90)

Auch die REPs sind in Hattingen aktiv. Nicht zuletzt sorgt Roger Schwedes, REP-Vorstand und Polizist, für guten Kontakt zwischen Partei und Behörden.Auch Amtsgerichsrat a.D. Alfred Steffens ist angetan von den REPs; zeichnet er doch gegen für deren Plakataktionen, sowie für die Aktionen des DFK, Deutschen Freundeskreises.

Zudem existiert in Hattingen die UAP (Unabhängige Arbeiterpartei), eine kleine, sich auf den SAler Strasser berufende rechte Partei, deren „Reichsarbeiterzeitung“ in einem Schaukasten Ecke Heegerstr./Augustastr. zu bewundern ist, und deren Mitglied Ulrich Villnhoff im Bundesvorstand der „Blauen Adler Front“ sitzt. Die UAP hat in Essen-Borbeck eine größere Ortsgruppe, und ihr Bundesvorsitzender Gieße ist über das Postfach Nr.103813 in Essen zu erreichen.

Auch die NPD läßt sich in Hattingen nicht lumpen und lädtjedes Jahr zum Sommerfest. Letztes Jahr in die „Kirrenberger Höhe“ in Sprockhövel am 17. Juni. Ihr Kreisvorsitzender Klaus Bublies freute sich vor allem darauf, den Bundesvorsitzenden Günter Deckert als Gastredner zu begrüßen. Herr Dekkert wurde 1988 wegen „mangelnder Distanzierung vom Rechtsradikalismus“ aus dem Schuldienst entlassen.

Er tritt für die offene Zusammenarbeit aller neofaschistischen Organisationen ein, und momentan läuft gegen ihn ein Verfahren, weil er zusammen mit Fred Leuchter, einem Leugner des Holocaust, Veranstaltungen abgehalten hat.

Seit Solingen zählen die faschistischen Brand- und Mordanschläge in NRW fast an die Hundert. Zu fragen ist hier nur, wer, was, und wie zählt.

1. werden die Anschläge nur noch en gros als Anzahl in den Medien ausgespuckt. Welches menschliche Schicksal dahinter steht, wird nicht erwähnt.

2. Welcher Zusammenhang von Tätern zu faschistischen Parteien besteht, wird nicht recherchiert oder berichtet.

3. Viele Brandanschläge, wie z.B. die in Wuppertal kurz nach Solingen, werden gar nicht erst erwähnt. Sie werden der Öffentlichkeit vorenthalten, wegzensiert.

4. Alle finden die Demokratie, das Ansehen der BRD, die Wirtschaft und in einem Atemzug sich selbst betroffen; kaum jemand die Ausländerinnen.

6. Es gibt nur Absichtserklärungen: Gegen die Gewalt schlechtweg, die der Täter und die der Opfer. Diese sollen dann gar abgeschoben werden, wegen „des sozialen Friedens“.

Und während die Medien Anschläge unterschlagen, den braunen Sumpf nicht ausloten sondern Marktschreier der Schreibtischtäter sind, greifen sie Nachrichten wie diese gierig auf: Die türkische Mutter soll das Feuer in der Unionsstraße selber gelegt haben. Schlagzeilen wurden abgedruckt, wie: „Soest, Frankfurt, Hattingen – selbstgelegte Brände“. Die „Wochenpost“ sah in ihrer Ausgabe vom 24.6. den Brand schon aufgeklärt. Und die Welt war wieder so schön heil und deutsch. Der nagende Verdacht des deutschen Kleinbürgers, daß ja alles nur erstunken und erlogen sei, was von den Fremden behauptet wird, fand seine Absicherung. Vorneweg die Staatsanwaltschaft, die sich eines für ihre Einrichtung untypischen Mittels, der Presseerklärung bediente. Im Sprung hinterher die Presse und die politischen Lokalmatadore. Der Fall war wie geschaffen, um vom Rassismus der deutschen Bevölkerung, den der Institutionen und den faschistischen Organisationen abzulenken. Und wie geschaffen, um aus Opfern Täter zu machen.

Nachtrag: Mittlerweile mußte selbst in der WAZ vom 25.6. und der taz vom 30.6. gegen die Vorverurteilung der türkischen Frau kritisch Stellung bezogen werden. Nicht zuletzt, weil der Anwalt der Familie nachweisen konnte, daß kriminaltechnische Sachverhalte der Brandlegung unterschlagen wurden, die sehrwohl auf einen Fremdtäter hinweisen. Darüberhinaus spricht die türkische Familie davon, daß die Polizei die Mutter unter Druck gesetzt hätte, ein Geständnis zwecks geringerer Strafe ( Psychiatrie ) abzulegen. Es ist nur zu hoffen, daß die Familie von allen Seiten genügend Beistand erhält, und des weiteren, daß der braune Sumpf Hattingens und anderswo auf jede erdenkliche Art durchleuchtet und ausgetrocknet wird.

antifaschistische zeitung nrw august – oktober ’93

Die Polizei – Wessen Freund ? Wessen Helfer?

Wir berichteten in der letzten Ausgabe über den Brandanschlag in Hattingen und wie die Opfer zu Tätern gestempelt wurden. Während es der Familie, vor allem der beschuldigten Frau sehr schlecht geht, legt sich in Hattingen die Decke des Schweigens über alles.

Kurze Aufregung gab es noch mal, als sich die Essener Staatsanwaltschaft durch die Intervention des Anwalts der Familie gezwungen sah, die Ermittlungen gegen Fremdtäter wieder aufzunehmen. Heftig nahmen sich daraufhin diejenigen Lokalmatadore und städtischen Angestellten ( wie z.B. der selbsternannte Ausländerbeauftragte Herr Sager) gegenseitig in Schutz, die mit widersprüchlichem Beweismaterial der Essener Staatsanwaltschaft an die Öffentlichkeit gegangen waren und so den Verdacht der Brandstiftung seitens der Mutter forcierten.

Wir berichteten weiter, daß die türkische Familie der Polizei vorwarf, die Mutter zwecks eines Geständnisses unter Druck gesetzt zu haben. Unser Artikel endete mit dem frommen Wunsch, das der braune Sumpf von Hattingen ausgetrocknet werden soll.

Wieviel, bzw. wie wenig die Polizei dazu beiträgt sei hier kurz geschildert: Nach dem Brandanschlag wurde in der WAZ/WR veröffentlicht, daß zur Tatzeit drei junge Männer dort gesehen worden seien. Einer davon, ca 20 Jahre alt, groß, blond und mit ausrasierten Zeichen im Nacken. Nach diesen dreien wurde gefahndet. Hinweise aus der Bevölkerung gingen ein. Auch folgender. Der besagte junge Mann würde in der bekannten Faschistenkneipe Rost an der Hattingerstr. verkehren. Der Wirt, Herr Sythoft, wohnhaft Castroper Str. 38, bewirtet dort gerne braune Zechkumpane. Auch stellt er seine Räumlichkeiten vorwiegend wochenends Gleichgesinnten, darunter auch seiner eigenen Partei, den Republikanern, zur Verfügung.

Die Polizei ging nun folgendermaßen vor. Ein kurzes Gespräch mit Herrn Sythoff. Nein, er kenne solch eine Person nicht. Aber der REP-Kreis- vorsitzende Wilfried Maehler, wohnhalt Hülsberg 50, könne da doch vielleicht behilflich sein. Konnte dieser leider nicht. So versicherte er persönlich am 14.6. am Telefon dem Beamten. Er hätte Bekannte und Parteifreunde befragt, obendrein als Stammkunde von Rost sei ihm nie ein solcher Mann aufgefallen. Natürlich würde er sich melden, wenn er etwas Sachdienliches der Polizei zu berichten hätte. Der Polizeibeamte war sichtlich angetan von Herr Maehler und lobte im nachhinein dessen Kooperationsbereitschaft. Und hier endet die Spur mit einem lapidaren Satz der Polizei:“weitere Maßnahmen sind nicht erforderlich“.

Nun stelle sich unsereins einen Unfall mit Fahrerflucht vor. Die Polizei erscheint beim Fahrzeughalter und schließt die Akte, nachdem dieser von sich gibt, er wüsse nicht, wer am besagten Tag das Auto fuhr. Oder anders. Kommt der Bauer zum Wolf und fragt, ob dieser den flüchtigen Fuchs gesehen hätte. Diese Polizei scheint nicht gewillt zu sein, die Täter von Hattingen zu fassen; neigt aber eher dazu, mit Androhungen gegen die Opfer des Anschlags, aus Opfern Täter machen zu wollen. Die Polizei – wessen Freund, wessen Helfer?

antifaschistische zeitung nrw november 93 – januar ’94

http://www.derwesten.de/staedte/hattingen/1993-brannte-das-haus-einer-tuerkischen-familie-taeter-bis-heute-nicht-ermittelt-id8028647.html?ciuac=true

1993 brannte das Haus einer türkischen Familie

– Täter bis heute nicht ermittelt

04.06.2013

Hattingen. Heute vor 20 Jahren brannte das Haus der Familie Ü. an der Unionstraße in Hattingen. Viele vermuteten einen rechtsradikalen Anschlag. Angeklagt wurde jedoch die Mutter, die drei Jahre später aber freigesprochen wird. Was bleibt, sind viele unbeantwortete Fragen.

Der 5. Juni 1993 – es ist der Tag, an dem für die türkische Familie Ü. alles anders wird; der Tag, an dem eine ganze Stadt in helle Aufregung versetzt ist. Es ist der Tag, an dem an der Unionstraße 20 ein Haus ausbrennt, offensichtlich durch Brandstiftung – eine Woche, nachdem in Solingen fünf Angehörige der türkischen Familie Genç bei einem rechtsextremistischen Brandanschlag ums Leben kamen. Hoyerswerda, Rostock, Mölln, Solingen – und nun auch Hattingen? Die Stadt ist im Ausnahmezustand. Täter: unbekannt – und das bis heute. Und es ist unwahrscheinlich, dass das Rätsel jemals gelöst werden wird. „Das waren die höllischsten Stunden meines Lebens“, sagt Yasar Ü., der Familienvater, in einem Telefonat. Die Hattinger Zeitung hat ihn in der Türkei gefunden, wohin die Familie Ende der 1990er Jahre gegangen ist.

Als er am 5. Juni 1993 von der Nachtschicht in Duisburg nach Hause kommt, ist dort nichts mehr wie zu dem Zeitpunkt, als er zur Arbeit fuhr. Seine Frau, auch sie heißt mit Vornamen Yasar, sagt aus, sie sei von ihrem dreijährigen Sohn Osman geweckt worden. Das Kind hatte Brandgeruch bemerkt. Beim Weg aus dem Haus habe sie einen Mann im Treppenhaus gesehen, den sie der Polizei auch beschreiben kann. Zum Glück sind alle sechs anwesenden Familienmitglieder unverletzt ins Freie gekommen.

Als sich die Nachricht vom Brand an der Unionstraße herumspricht, denken nach den Vorfällen von Solingen alle nur eines: Jetzt haben die Rechtsradikalen auch in Hattingen einen Anschlag auf Ausländer verübt.

Die Stimmung ist extrem aufgeheizt, viele Ausländer fürchten sich vor gewalttätigen Ausschreitungen. Am Tag nach dem Brand, einem Sonntag, findet unter starken Sicherheitsvorkehrungen eine große Demonstration statt. Deutsche und Türken, auch viele Politiker, gehen auf die Straße, machen Stimmung gegen die Angriffe von rechts und für ein friedliches Miteinander.

Zweifel am Tathergang

Staatsanwaltschaft und Polizei aber kommen Zweifel am Tathergang. So ist das Feuer nicht durch einen Brandbeschleuniger – Benzin oder Spiritus – forciert worden, sondern durch brennende Papierknäuel, die in Schränken lagen. Das scheint nicht die Handschrift eines Attentäters zu sein. Schon nach wenigen Tagen verdächtigen sie die Frau, den Brand gelegt zu haben. Das vermeintliche Opfer – nun eine Täterin? Enge Vertraute der Familie können und wollen das nicht glauben.

Dennoch: Als der Vorwurf durchsickert, kommt eine für die Familie fatale Gerüchteküche in Betrieb. Die Frau habe zurück in die Türkei gewollt, ihr Mann aber nicht – die Brandstiftung sei gewissermaßen ihr Versuch gewesen, Tatsachen zu schaffen: Deutschland sei eben doch unsicher. Auch über Versicherungsbetrug wird geredet, dabei sagen Vertraute der Familie, eine entsprechende Versicherung habe es gar nicht gegeben.

Die Folgen sind verheerend. In Welper, wo die Familie in der Zwischenzeit an anderer Stelle untergekommen ist, weil das alte Haus nicht mehr bewohnbar ist, wird sie durch Klopfen an der Tür gemobbt. Das behauptet nicht nur die Familie, das sagen auch Menschen, die ihr helfen. Die Kinder werden in der Schule mit den Vorwürfen gegen die Mutter konfrontiert.

Familie zog zunächst nach Duisburg

Familie Ü. fühlt sich stigmatisiert. „Meine Frau hat nichts getan, aber die Leute erzählen etwas anderes“, sagt ihr Ehemann. „Ich weiß nicht, wer es war, ich kann nur sagen, dass meine Frau es nicht war.“ Vor dem Brand habe man sich wohlgefühlt in Deutschland. „Wir hatten uns ein Leben aufgebaut und waren glücklich“, sagt er. „Ich habe mich nicht als Gastarbeiter gefühlt, sondern das war mein Land.“

In Hattingen zu bleiben, daran ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Deswegen zieht die Familie zunächst nach Duisburg, aber auch hier findet sie keine Ruhe. Denn die Staatsanwaltschaft bringt die Vorwürfe gegen Frau Ü. im Jahr 1996 vor dem Landgericht Essen zur Anklage.
Der Prozess wird verbissen geführt, von den Verteidigern genauso wie von den Staatsanwälten. Am Ende steht ein Freispruch. Für die Familie ist das ein Erfolg.

Prozess-Beobachter sagen zudem, es sei anderen Ermittlungs-Richtungen nicht richtig nachgegangen worden. Etwa der Aussage von Frau Ü. , dass sie einen Mann gesehen habe. Oder der Beobachtung eines Zeugen, dass er drei Jugendliche auf der Flucht beobachtet habe, bei einem von ihnen habe er zudem ein Runenzeichen im Haar erkennen können. Das aber steht nicht im Mittelpunkt des Prozesses, der einzig der Frage gewidmet ist, ob Yasar Ü. den Brand selbst gelegt hatte.

In der Türkei unglücklich

Die Familie geht in die Türkei, wo sie auch heute noch in einer kleinen Stadt in der Nähe von Şereflikoçhisar in der Zentraltürkei lebt.

Menschen, die der Familie bis heute nahe stehen, berichten, sie habe es nicht geschafft, sich dort einzuleben. Die Mutter müsse immer wieder ins Krankenhaus. Die Kinder hätten eigentlich in Deutschland studieren wollen, doch diese Pläne hätten sich zerschlagen. Schwierigkeiten habe es gegeben, weil sich auch in der Türkei der Vorwurf gegen die Familie herumgesprochen habe. „Unser ganzes Leben ist kaputt “, sagt Yasar Ü. „Wenn ich darüber nachdenke, werde ich ganz verrückt.“

In Hattingen erinnert nichts mehr an das Feuer an der Unionstraße. Schon bald nach dem Brand wird das Haus abgerissen, neue Eigenheime entstehen. Keine Spuren sind geblieben.

Doch vielen Menschen, die damals vor dem zerstörten Gebäude gestanden haben, ist er noch immer präsent: dieser durchdringende Gestank versengter Trümmer, den auch nach 20 Jahren kaum einer vergessen hat.

Sebastian Schneider, Marian Laske