Freitag 16.03.18, 21:41 Uhr

Davide Cesare


Das Polit-Cafè Azzoncao erinnert: 15 Jahre ist es her, dass Davide Cesare und seine FreundInnen am Abend des 16. März 2003 im mailändischen Stadtteil Ticinese von drei Faschisten angegriffen wurden. Der Vater Georgio Morbi und seine zwei Söhne Federico und Mattia gingen in der via Brioschi mit gezückten Messern gezielt gegen Davide und seine FreundInnen vor. Der Grund der tödlichen Attacke war eine verbale Auseinandersetzung einige Tage zuvor. Davide hatte sich bei den Morbis über den faschistischen Rufnamen ihres Hundes „Rommel“ beschwert. Zwei Freunde Davids überlebten den Angriff schwer verletzt. Davide nicht. Er starb auf dem Transport in das Krankenhaus, da die Polizei die lebensrettenden Massnahmen behinderte. Als Davides aufgebrachte FreundInnen im Hospital San Paolo von seinem Tod erfuhren und sich über das Verhalten der Polizei empörten, wurden sie von Polizisten vor und im Krankenhaus zusammen geschlagen – unter anderem mit Baseballschlägern.
Diese „notte nera“ – „schwarze Nacht“ ist nun 15 Jahre her. Wie jedes Jahr finden auch dieses Jahr in Mailand Gedenkveranstaltungen zu Davide Cesare, alias Dax, statt. Am heutigen Freitag wird es eine abendliche Kundgebung in der via Brioschi mit anschließender Demonstration durch den Stadtteil Ticinese geben. Und morgen einen langen Tag mit Veranstaltungen und Konzert im CSA BARAONDA im Stadtteil Segrate.

2008 und 2013 waren wir auf den Gedenkveranstaltungen zu Dax in Mailand. Heute wollen wir an diesen faschistischen Mord mit unserem Interview mit Rosa Piro, Davides Mutter, aus dem Jahr 2009, einem Bericht zu dem Prozess gegen die Antifas aus dem Jahr 2009 und einem Interview mit unserem Mitglied Paul erinnern.


Interview mit Rosa Piro, der Mutter von Davide Cesare am 24. April 2009 in Mailand:
https://nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/dax_interview.html

Davide Cesare

Der faschistische Mord an Davide Cesare
Davide Cesare war am Abend des 16. März 2003 mit Freunden im Stadtteil Ticinese in Mailand unterwegs, als sie von drei Faschisten mit Messern angegriffen wurden. Seine beiden Freunde wurden zum Teil schwer verletzt. Er selbst verstarb noch auf den Weg ins Krankenhaus.
Davide Cesare, von seinen FreundInnen „Dax“ genannt, wurde 26 Jahre alt und hinterließ eine Tochter. – Ein Interview.
Am 24. April 2009 interviewten einige Mitglieder von Azzoncao Davides Mutter Rosa Piro im Stadtteil Rozzano, einem der proletarischen quartiere am Rande Mailands, aus dem Davide stammte.
(Wir weisen darauf hin, dass wegen der Übersetzung das gesprochene Wort etwas „eingedeutscht“ wurde. Also Begriffe und Ausdrücke umgangssprachlich niedergeschrieben wurden. Ein herzliches Dankeschön hier noch mal an die Übersetzerin.
Des weiteren haben wir uns nur auf die Niederschrift des Gesagten konzentriert. Wie seine Mutter Rosa und der Bruder von Davide auf die Fragen reagierten und wie seine Mutter erzählte, war weit emotionaler, als der hier wiedergegebene Text es erscheinen lassen.)


Azzoncao: Wir möchten uns kurz vorstellen. Wir sind eine kleine Gruppe, die Erinnerungsarbeit macht. Wir haben bisher ein Interview mit Dario, dem Bruder von Renato Biagetti, in Rom und Mavi, der Mutter von Carlos Palomino, in Madrid gemacht.
Rosa: Die AntifaschistInnen aus Madrid waren jetzt im März in Mailand auf der Kundgebung für Davide.
Azzoncao: Wir hoffen in dem Interview die richtigen Worte zu finden.
Es gibt wenige Artikel in Deutschland, die sich mit den Vorkommnissen im März 2003 befassen. Wir möchten Sie bitten, die Ereignisse aus Ihrer Sicht zu schildern.
Rosa: Waren diese Artikel aus offiziellen Medien, mit der Version der Polizei, oder die Wahrheit?
Azzoncao: Es waren wenige Artikel, die in alternativen und linken Medien erschienen. Wir kennen keine Artikel, die in offiziellen Medien erschienen und die sich mit dem Tod von Davide befassen.
Rosa: Wir wurden damals um Mitternacht angerufen. Mein zweitältester Sohn, der hier sitzt, hat abgenommen. Ich habe nicht verstanden was los war. Mir wurde gesagt, dass etwas mit Davide passiert wäre, dass er im Krankenhaus liegt. Aber wir verstanden nicht genau, was passiert war. Wir hatten mit Davide noch um 20.00 Uhr gesprochen. Er war nicht zum Essen nach Hause gekommen, sondern wollte mit seinen Freuden eine Pizza essen gehen. Um 20.00 Uhr war alles ok und als um Mitternacht der Anruf kam, war es unmöglich an etwas Schlimmes zu denken. Wir hatten die Telefonnummer von einer Freundin von ihm und haben sie angerufen. Sie weinte die ganze Zeit am Telefon. Wir dachten an einen Unfall. Das was sie erzählte machte alles keinen Sinn. Wir fuhren zum Krankenhaus San Paolo und sahen dort die ganze Polizei. Ich fuhr mit meinem Mann und meinen beiden anderen Söhnen, der Jüngste war 8 Jahre alt, zum Krankenhaus. Die Polizei ließ uns durch. Und das macht es für mich auch so befremdlich, was später zwischen der Polizei und den FreundInnen von Davide passierte. Ich habe mich gewundert über die Situation, die ich dort vor dem Krankenhaus vor fand. Wie eine politische Demonstration. Es war eine Situation wie 2001 in Genova, die aufgebrachte Stimmung, die jungen Leute, die Polizei. Die Jugendlichen haben geweint und geschrien. Ich habe mich gefragt, was ist hier los? Ich konnte mich auch an keine Demonstration erinnern, die an diesem Tag angekündigt war. Alles war sehr unwirklich. Als wir das Krankenhaus betraten, war kein Patient zu sehen. Aber wir sahen Blut auf den Böden der Flure, eingeschlagene Scheiben und im Hintergrund waren immer diese schreienden Stimmen. Als wir nach Davide fragten, wurde uns gesagt, dass er tot sei. Ab diesen Moment habe ich Nichts mehr richtig wahrgenommen. 5 Tage lang habe ich Nichts mehr richtig wahr genommen. Mein beiden anderen Söhne habe ich erst einmal weggeschickt, weil es für sie sehr schwer war. Meinem Mann ging es auch sehr schlecht. Ich habe gar nicht richtig wahrgenommen, was sich draußen vor dem Krankenhaus noch abspielte. Das sich die Jugendlichen in so einem Konflikt mit der Polizei befanden, das habe ich erst danach mit bekommen. Als ich die Nachricht vom Tode Davides bekam, danach war es mir nicht mehr möglich etwas zu begreifen.
Azzoncao: Was erzählten die Freunde von Davide, was im Stadtteil Ticinese an diesem Abend passierte?
Rosa: Wie mir erzählt wurde, sind sie, nachdem sie Pizza gegessen hatten, in Richtung Parco Janbalone (?) gegangen. Drei von ihnen waren vorne, zwei kamen als Nachzügler hinterher. Plötzlich sind die beiden Brüder Morbi hinter einem Auto hervor gekommen. Zwei die in diesem Stadtteil als Faschisten bekannt waren. Es gab einen verbalen Schlagabtausch und Beschimpfungen. Die beiden Brüder zogen daraufhin Messer und stachen auf Davide ein. Davide hatte keinerlei Verletzungen an den Händen. Was heißt, dass er keine Zeit und Gelegenheit hatte, sich zu verteidigen, und das alle Stiche direkt zum Körper gingen. Davide stand als Erster vor den beiden Anderen und bekam das Meiste ab. Seine beiden Freunde standen etwas hinter ihm. Dann kam noch der Vater der beiden Faschisten, Giorgio Morbi, dazu.
Azzoncao: Haben die Drei auf Davide und seine Freunde gewartet?
Rosa: Meiner Meinung nach, ja. Sie kannten die Gruppe um Davide und seine FreundInnen als Linke aus dem Stadtteil.
Davides Bruder: Außerdem ist man nicht zufällig mit einem Messer mit einer 16 cm langen Klinge bewaffnet.
Azzoncao: Die beiden Freunde von Davide wurden auch von den Faschisten verletzt?
Rosa: Ja. Alex wurde verletzt. Und Fabio bekam von hinten einen Stich in die Schulter. Dann kamen ganz schnell andere Leute hinzu. Diejenigen die etwas zurückgeblieben waren. Diese haben auch sofort die Ambulanzen angerufen.
Azzoncao: Die Faschisten waren weg gerannt?
Rosa: Ja, sie sind geflohen.
Azzoncao: Wir haben gehört, dass Davide sich ein paar Tage zuvor mit dem faschistischen Vater der Morbibrüder gestritten hat, weil dieser seinen Hund Rommel gerufen haben soll. Stimmt das?
Rosa: Das stimmt nicht so ganz. Den Streit gab es einige Tage zuvor mit einem der Brüder wegen des Namen Rommel für den Hund. Bei den drei Männern handelt es sich nicht um organisierte Faschisten. D.h. Das sie in einer Partei organisiert waren. Aber es sind Faschisten, die einen Anspruch auf ihr Viertel erheben. Und man fand bei ihnen zu Hause Mussolinibüsten und andere faschistische Abzeichen.

CSOA Orso

Davide war halt bekannt dafür, dass er im Sozialzentrum O.R.S.O. mitarbeitet und Kommunist war. Er setzte sich im Viertel für den Erhalt von Wohnraum ein und war dadurch auch vielen Menschen im Stadtteil bekannt.
Azzoncao: Wir haben gehört, dass er hier am Stadtrand von Mailand, in Rozzano, in der Rifondazione Communista organisiert war. Stimmt das?
Rosa: Ja, er kommt aus Rozzano und war bei der Rifondazione. Dann kam er aber mehr mit Mailand und den Sozialzentren in Kontakt.
Die Parteien sind für junge Menschen halt sehr streng und durchorganisiert. Da liegt es für junge Leute näher, sich den Kollektiven der Sozialzentren anzuschließen. Das ist für sie interessanter.
Azzoncao: Was passierte am 16.3.2003 nachdem die Faschisten geflohen waren?
Rosa: Zunächst kam die Polizei und hat alles abgesperrt, jegliche Zufahrten. Dabei verweigerte sie auch dem Krankenwagen die Zufahrt. Später behauptete die Polizei, es wäre zu der Verspätung des Krankenwagens gekommen, weil die FreundInnen von Davide große Müllcontainer auf die Straße gerollt hätten. Das war absolut unwahr. Es gibt auch solche Container nicht in diesem quartiere, sondern hier in Mailands Peripherie. Damit versuchte die Polizei die Verspätung des Krankenwagens zu begründen. Das zuständige Polizeirevier für Ticinese ist auch nur 100 Meter entfernt gewesen von dem Tatort. Ein Krankenwagen wurde für Davide gerufen, ein weiterer für Alex.
Azzoncao: Wie lange dauerte die Verzögerung durch die Polizeimaßnahmen?

Graffito 2003 an den Navigli

Rosa: Mehr als eine halbe Stunde. Und ich bin der Meinung, dass Davide vielleicht noch am Leben wäre, wenn es nicht zu dieser Verzögerung gekommen wäre. Davide kam nicht mehr lebend im Krankenhaus an. Diese halbe Stunde hätte ihm das Leben retten können. Das die Polizei dem Rettungswagen die Durchfahrt verwehrte ist ein Grund dafür, dass Davide starb.
Azzoncao: Was haben denn die FreundInnen von Davide über die Situation vor dem Krankenhaus San Paolo erzählt?
Rosa: Das Ospedale „San Paolo“ ist in der Nähe von dem Tatort. Die FreundInnen sind von dort dahin. Auch haben sie viele andere befreundete Jugendliche angerufen, die dort hin gekommen sind. Kurz nach dem Krankenwagen kamen sie vor dem Ospedale an, wo schon viel Polizei stand. Die Jugendlichen trafen sich vor dem Krankenhaus. Die Carabiniere äußerten sich in dem Sinne „Einer weniger“. Und als bekannt wurde, dass Davide gestorben war und die Jugendlichen „Assassini, assassini – Mörder, Mörder“ riefen, begannen die ersten Schlagstockeinsätze der Polizei.
Azzoncao: Wir hörten, dass die Polizei die Jugendlichen auch im Krankenhaus angegriffen hat.
Rosa: Ja. Es waren auch FreundInnen von Davide im Krankenhaus. Sie wurden von der Polizei angegriffen. Krankenhauspersonal hat dann versucht, die Jugendlichen vor dem Hass der Polizei zu beschützen. Die Polizei hat die FreundInnen von Davide durch das Krankenhaus verfolgt bis hin zum OP-Bereich. Dabei setzte die Polizei auch Baseballschläger ein.
Das Krankenhaus San Paolo hat ein großes Einzugsgebiet, viele Menschen kommen dort hin, um sich medizinisch versorgen zu lassen. An diesem Abend wurde den Menschen dort das Recht auf Unversehrtheit, Schutz und medizinische Heilung genommen. Und für die FreundInnen von Davide war die Antwort auf ihr Schreien und ihre Trauer um Davide Schläge durch die Polizei.
(Anmerkung: Dokumentationen unter:
http://reload.realityhacking.org/prop/folders//20060224_folder25_light.pdf
http://www.inventati.org/sanpaolo/index.htm)
Azzoncao: Wie äußerte sich das Krankenhauspersonal zu den Vorkommnissen?
Rosa: Es gibt eine Erklärung von allen Angestellten und Ärzten, die an diesem Abend in dem Krankenhaus gearbeitet haben. Sie haben die Situation beschrieben, von der Ankunft von Davide und auch von der Situation vor dem Ospedale. Davon gibt es auch Videoaufnahmen, die von einem Fenster aus aufgenommen wurden und die das Vorgehen der Polizei vor dem Ospedale belegen. Aber dem Allen wird kein Wert zugemessen. Die Krankenhausleitung sprach ein „Veröffentlichungsverbot“ der Erklärung des Personals und der Ärzte aus. Diese durfte nicht an die Presse gehen. In dieser Erklärung wurden die Aussagen von Davides FreundInnen bestätigt. Besser gesagt, die Krankenhausleitung sprach eine „Empfehlung“ aus. Im Hintergrund wurde mit Entlassungen gedroht. Bei der Gerichtsverhandlung wurde diesem Dokument kein Wert beigemessen.

Dax Spray - Schablone

Azzoncao: Es gab einen Prozess gegen die beteiligte Polizei?
Davides Bruder: Ich weiß nicht, ob Du Dir vorstellen kannst, was es heißt, wenn ein Freund oder ein Verwandter von Dir in ein Krankenhaus eingeliefert wird, Du bei diesem Krankenhaus ankommst und nicht weißt, wie Du mit einer solchen Situation umgehen sollst und dann bei diesem Krankenhaus eine ganz unwirkliche Situation vorfindest. Überall Polizei, wo man sich fragt, wo die herkommt. Polizisten, die provozieren, immer wieder und dann beginnen zu schlagen.
Diejenigen die geschlagen wurden, haben Anzeige gegen die Polizisten erstattet. Genauso wurde von den Polizisten Anzeige erstattet. Und wie es bei uns in Italien ist, hat auch nicht ein Polizist einen Tag Strafe durch das Gericht bekommen.
Rosa: Die FreundInnen von Davide hingegen wurden verurteilt. Ein Junge bekam eine Geldstrafe von 100 000 Euro, die er an die Polizei zahlen muss.
Azzoncao: 100 000 Euro?
Davides Bruder: 100 000 Euro. Er wird alles was er besitzt verkaufen/beleihen, müssen.
Rosa: Am 7. Mai geht der Prozess gegen vier Beschuldigten weiter. Für einen stehen 18 Monate Gefängnis aus.
Azzoncao: Warum?
Rosa: Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beschädigung eines Polizeifahrzeugs und weil einer der Polizisten einen Schlag durch einen der Jugendlichen abbekommen hat. Einer der Jugendlichen hat auch 6 Monate auf Bewährung bekommen.
Azzoncao: Entschuldigt die Nachfrage. 100 000 Euro diese Summe ist extrem hoch.
Davides Bruder: Ja, die Summe ist noch nicht bezahlt. Es ist zu vermuten das das Geld zwei Personen aufbringen müssen. Wir wissen es noch nicht. Sie müßten dann Kredite aufnehmen. Das Geld ist halt nicht da. Der letzte Prozesstag dazu wird am 7. Mai stattfinden.
(Anmerkung: Dokumentation unter:
PROCESSO DI APPELLO PER I FATTI SAN PAOLO-2.pdf unter http://www.daxresiste.org)
Rosa: Wenn man sich den Prozess gegen die Faschisten der Familie Morbi ansieht, wurde die gesamte Schuld an dem großen Bruder festgemacht. Er ist zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Strafmaß wurde auf Grund von Alter und Alkoholkonsum reduziert. Der Vater der beiden Morbibrüder wurde nicht bestraft, weil er angeblich an dem Mord an Davide nicht beteiligt war. Er hat Alex, den Freund von Davide, angegriffen. Aber Alex hat keine Anzeige gemacht, weil er nicht an die italienische Justiz glaubt. Deshalb ist dem Vater, Georgio Morbi, Nichts passiert. Der jüngere Bruder hat drei Jahren Sozialarbeiten verrichten müssen. Etwas was in keiner Weise im Verhältnis zu dieser Tat steht. 140 000 Euro sollten an die Tochter von Davide gezahlt werden. Geld, das bis heute nicht eingetroffen ist. 100 000 Euro sollte an die Familie von Davide gezahlt werden. Auch dieses Geld haben wir noch nicht bekommen. Deswegen haben wir noch einen Zivilprozess gegen die Morbis führen müssen.
Bei diesem Prozess war ich Zeugin gegen den Jüngeren der Brüder und den Vater. Es gab keinerlei Entschuldigung von ihnen. Wenn man etwas Falsches macht, z.B. auch wenn man etwas getrunken haben sollte und etwas Falsches tut, dann entschuldigt man sich dafür. Aber es kam nichts von Ihnen.
Azzoncao: Wie sieht die Strafe für den älteren Bruder aus?
Rosa: Zunächst sollten es 30 Jahre sein. Mit den Reduzierungen wegen Alkohol, etc. sind es jetzt 26 Jahre. Im Ganzen werden es wohl 19 Jahre Gefängnis für ihn sein.
Azzoncao: Wie hat die Öffentlichkeit, die Medien, die Politik auf das Ganze reagiert?
Rosa: Das Erste was behauptet wurde war, dass es eine Auseinandersetzung krimineller Jugendbanden war. Eine Auseinandersetzung unter Drogenabhängigen, ohne Familie. Das galt Davide. Es wurde sehr viel auf das Opfer der Tat fokussiert. Zu den Tätern wurde so gut wie gar nichts berichtet. Wir erfuhren über diese Leute erst etwas, weil uns Leute aus dem Stadtteil über sie informierten.
Davides Bruder: Der Polizeichef von Mailand behauptete öffentlich, dass die FreundInnen von Davide vor dem Ospedale erschienen wären, um den Leichnam von Davide zu entwenden. Das war die öffentliche Bekanntmachung des höchsten Polizeichefs von Mailand.
Rosa: Das war die Begründung, um das Vorgehen vor dem Ospedale gegen die FreundInnen zu rechtfertigen.
Das war auch die Antwort die im italienischen Parlament auf die Anfrage der Rifondazione Communista gegeben wurde. Der Minister Giovanardi äußerte sich so.
(Anmerkung: Minister Carlo Giovanardi:
http://www.carlogiovanardi.it
http://www.carlogiovanardi.it/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=14)
Das waren die Stimmen der ersten Tage in den Zeitungen: kriminelle Jugendliche, Drogenabhängige und die Geschichte, dass die FreundInnen versucht hätten den Leichnam von Davide zu entführen. Ich weiß nicht wie das im Ausland ist, aber hier in Italien ist das so, dass wenn jemand von Rechten umgebracht wird, das Opfer ein Krimineller oder ein Drogenabhängiger sein soll. Als eine Art Rechtfertigung der Tat. Leute ohne Familie, Leute, die auf der Straße leben würden. Und dann decken wir auf, dass alle die Opfer Menschen mit Familien gewesen sind, Menschen, die mit sozialen Werten erzogen wurden, Werten, wie man sich mit Respekt gegenüber anderen benimmt, die die Freiheit der anderen respektieren, die grundlegenden Gesetze des Miteinanders.
Wir sind alles Familien, die Tag für Tag arbeiten gehen, um über den Monat zu kommen, da ist kein Raum für Drogen und Ähnliches.
Azzoncao: Das Gleiche was mit Carlos Palomino in Madrid passierte:
Rosa: Und mit Renato Biagetti in Rom. Mit Carlo Giuliani in Genova. Mit Federico Aldrovandi in Ferrara. Kennt Ihr die Geschichte von Federico? Eine Ungerechtigkeit pur. Im Vergleich zu Davide ist Federico wirklich von Polizisten umgebracht worden. An seinem Fall sieht man, wie schwer es ist Polizisten in das Gefängnis zu bekommen. Bei Davide ist es wenigstens so, dass der eine der Morbis für lange Jahre ins Gefängnis muss.
Azzoncao: Hat sich die öffentliche Meinung, bzw. das Bild in der Öffentlichkeit über den 16. März 2003 in den letzten 6 Jahren gewandelt?
Rosa: Nein, die öffentliche Meinung in Italien ändert sich nie. Das muss immer die Gegenstimme durch die Kontrainformation erheben. Gerade nach Genova 2001 zu den ganzen Prozessen, als die Stimmung sehr aufgeheizt war, war zu sehen wie wichtig Gegeninformation ist. Die öffentliche Stimme zu den Ereignissen am März 2003 hat sich nicht verändert.
Azzoncao: In den letzten Jahren hat sich Italien rasant verändert. Berlusconis weitere Erfolge, die Beteiligung der Postfaschisten an der Regierung, die Vereinigung von Forza Italia mit Alleanza Nazionale, usw.. Läßt sich das in Zusammenhang mit den Ereignissen um Davide bringen?
Rosa: Ich habe Angst, dass noch einmal ein anderer Mensch durch Faschisten ermordet wird. Das es einen Anderen passiert. Angst weil die Stimmung, das Klima das in Italien in der Luft liegt Provokation und die Majorität der Rechten ist. Z. B. werden zur Zeit von ganz vielen Firmen und Arbeitgebern Mitarbeiter entlassen, ohne sich um Verträge, um Rechte dieser Menschen zu scheren. Das trifft die ärmeren Bevölkerungsschichten. Was mir am meisten Sorgen macht ist, dass es im Parlament keine Stimme, keine Opposition, keine kommunistische Gegenstimme mehr gibt gegen die Regierung der Rechten und Rassisten.
Meiner Meinung nach erklärt das sehr viel. Es gibt niemanden mehr, der der Regierung auf dem politischen Niveau etwas entgegensetzt. Dieses Klima legitimiert solche Vorfälle wie im März 2003 hier in Mailand.
Azzoncao: Wir waren letztes Jahr bei der Gedenkdemonstration für Davide. Dort gab es zwei Konzerte, Gedichtslesungen, persönliche Erinnerungen wurden vorgetragen, ein Graffito war gemalt worden, usw.. Welchen Stellenwert hat diese Erinnerungsarbeit für Sie?

Gedenktafel für Davide Cesare in der via Brioschi

Rosa: Leider nimmt jedes Jahr die Teilnahme an diesen Erinnerungsveranstaltungen immer mehr ab.
Seit dem Tag als Davide ermordet wurde, kennen wir ihn als „Dax“. Unser Sohn, unser Davide, wurde zu „Dax“. Er war immer derjenige gewesen, der sich für Schwächere eingesetzt, sie verteidigt, sich politisch engagiert hat, in der ersten Reihe stand. Seitdem er tot ist müssen wir ihn mit vielen teilen. Unser Sohn Davide ist „Dax“ geworden.
Ich kann meinen Schmerz und die Trauer nicht allein für mich erleben. Davide ist nicht bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Er war nicht krank. Er ist ein Opfer von politischer Gewalt geworden. Es war ein politischer Tod. Von daher ist das mit meiner Trauer ambivalent. Es ist nicht allein mein Sohn. Ich bin in der Trauer um ihn nicht allein. Auch wenn ich mir das wünschen würde. Es gibt noch viele andere, die um ihn trauern.
Wir Familien, deren Kinder während Demonstrationen und anderen Aktionen getötet worden sind, müssen uns entscheiden. Ob wir um unsere Kinder alleine trauern und uns öffentlich dazu nicht mehr äußern. Oder uns entscheiden, die Trauer nicht allein zu tragen, nach außen zu gehen, zu sprechen, weiter zu kämpfen, auch die Ideen unserer Kinder, meines Sohnes, zu verstehen. Deshalb beteilige ich mich jedes Jahr an den Erinnerungsaktionen. Um zu kämpfen. So lebt er ein Stück weiter und ist kein Opfer des Faschismus. Das beruhigt mich.
Azzoncao: Ist es schwer die Trauer um Davide mit anderen zu teilen?
Rosa: Nein, es ist nicht schwer. Im Gegenteil, es hilft sogar. Es ist wie im politischen Kampf, wenn man für eine Sache kämpft und sieht das man nicht allein ist. Das gibt Kraft und lässt einen Hoffnung schöpfen um zu kämpfen.
Azzoncao: Stehen Sie in Kontakt mit anderen Familien und Eltern von ermordeten Jugendlichen?
Rosa: Ja. Ich habe Kontakt mit Heidi Giuliani, der Mutter von Carlo Giuliani, mit der Mutter von Federico Aldrovandi, mit Stefania Zuccari, der Mutter von Renato Biagetti, und einer Mutter deren Sohn von drei Faschisten ermordet wurde. Einer dieser Drei hatte an diesem Tag seinen Führerschein gemacht und sie sind zu Dritt durch die Gegend gefahren, haben getrunken. Irgendwann trafen sie auf den Jungen und töteten ihn. Der Junge hieß Davide Musso(?).
Was für uns als Familie schwierig ist, ist bei Provokationen ruhig zu bleiben. Es gibt viele solcher Provokationen. So z.B. für die Familie Giuliani nach der Ermordung von Carlo in Genova. Man muss versuchen ruhig zu bleiben.
Azzoncao: Wie geht es der Tochter von Davide?
Rosa: Sie ist eine kleine Signorina von 12 Jahren. Sie geht zum Lyzeum und hat die gleiche Sensibilität wie Davide. Wir versuchen sie aus allem herauszuhalten. Ihre Mutter versucht sie auch zu schützen und von all dem was Davide passiert ist abzuschirmen. Aber wir wissen und wollen sie eines Tages damit konfrontieren, wenn sie soweit ist. Ich bin bereit dafür, ihr ihre Fragen zu beantworten und alles zu erzählen. Sie lebt nicht in Mailand, sondern in Brescia. In Brescia sind die Legisten der Lega Nord sehr stark. Linke, oder kommunistische Gegenstimmen sind dort sehr schwach. Das macht die Situation auch noch etwas schwieriger.
Azzoncao: Wie war Davide als Mensch?
Rosa: Davide? Er war wie ein Vulkan. Wenn er an etwas geglaubt hat, dann hat er sich dem ganz hingegeben. Sein Bruder, der gerade hier gesessen hat, ist ruhiger und reflektierter als er es war. Wenn Davide von einer Idee überzeugt war, dann hat er für sie gebrannt. Das was so merkwürdig an dem Ganzen ist, das Davide als er jünger war, so 15 Jahre alt, sich für die faschistischen Ideen wie von der Forza Nuova begeisterte. Heimat, Respekt für die Familie, Tod für das Vaterland usw. .
Ein Junge aus der Peripherie Mailands. Er war schüchtern und schaffte es nie Nein zu sagen.
Er kam früh mit der Mutter seiner Tochter zusammen, sie wurde schwanger, und weil er an die Idee der Familie glaubte kam für ihn eine Abtreibung nicht in Frage. So verließ er die Schule und suchte eine Arbeit, um für sich, das Mädchen und das Kind Geld zu verdienen. Er war da 19 Jahre alt. Er ging zum Arbeiten nach Brescia und merkte, dass alles nicht so einfach war, wie er sich das vorgestellt hatte. Er suchte sich dort Arbeit und begann sich auch mit anderen Dingen auseinander zu setzen, löste sich von seinen alten Ideen und näherte sich der Rifondazione Communista an. Er wurde LKW-Fahrer und weil er Alleinernährer der Familie war, arbeitete er 12 Stunden am Tag. Über die Arbeit lernte er, dass wenn man arbeitet, man auch Rechte haben muss. Das man im Leben Nichts geschenkt bekommt. Er bekam mit, dass es eine Kollektivität gibt, in dem jede/r unterschiedlich sein kann und alle die gleichen Rechte genießen.
Azzoncao: Möchten Sie den Mitgliedern der antifaschistischen Bewegung in Deutschland noch etwas mitteilen?
Rosa: Man muss sich widersetzen. Ob in Italien oder in Deutschland. Wenn wir wenige sind können wir Nichts erreichen. Aber wenn wir viele sind. In Frankreich, Deutschland, Italien, usf., dann können wir zusammen etwas erreichen.
Und die Trauer einer Mutter in Italien um ihren Sohn ist die Gleiche wie die Trauer einer Mutter in Deutschland um ihren Sohn.
Azzoncao: Vielen Dank für das Interview.


Die Gedenktafel zu Dax lautet:
„Rassegnazione è paura e complicità!
Contro la rassegnazione
pensare l`impensabile!
contro la paura
imparare il coraggio!
cospirare vuol dire respirare insieme“
viva Dax libero e ribelle
Davide 16.3.2003
ucciso perche`militante antifascista

Die deutsche Übersetzung:
„Resignation und Angst sind Komplizen!
Gegen die Resignation denke das Undenkbare!
Gegen die Angst erlerne den Mut!
Sich verschwören, heißt miteinander zu atmen“
es lebe der freie und rebellische „Dax“
Davide 16.3.2003
getötet, weil er ein aktiver Antifaschist war


http://unodinoi.blogsport.de/deutsch/davide-dax-cesare/prozess-zur-mordnacht
Prozess zur Mordnacht
Sechs Jahre nach der Ermordung des Freundes und Genossen Davide „Dax“ durch Faschisten in Milano, fand am 7. Mai der letzte Prozess zu den brutalen Vorkommnissen im Krankenhaus in der Mordnacht des 16. März 2003 statt in Roma statt. Die Trauer um den Verlust von Dax sitzt noch immer und die Wut gegen den staatlichen Justiz und Exekutivapparat wird nicht weniger. Die staatlichen Ordnungskräfte veranstalteten ein Szenario brutaler Provokation, während FreundInnen und GenossInnen sich über Dax Zustand informieren wollten, in diesem Moment der Verzweiflung und Trauer. Zwei Genossen sind nun zu 20 Monaten Knast, sowie der Schadensersatzzahlung von 130.000€ verurteilt wurden. Alle Polizeikräfte und Carabinieri wurden frei gesprochen.
„AL SAN PAOLO COME ALLA DIAZ: LO STATO SI ASSOLVE.“
San Paolo wie in der Diaz: Der Staat spricht sich frei –
Am 7. Mai fand in Rom vor dem „Bundesgerichtshof“ der letzte Prozess „San Paolo“ statt. Somit soll ein juristisches Kapitel zu der Nacht des 16. Maerz 2003 geschlossen werden; die Nacht in der Dax starb, ermordet durch Faschisten, waehrend GenossInnen und FreundInnen zum Krankenhaus San Paolo herbeieilten und sich den ueblen Schlaegen von Polizei und Carabinieri aussetzten. Schon in der via Brioschi waren diese massiven Maßnahmen der Ordnungshüter present, um die Ankunft von Hilfe zu bremsen, auszuhalten. Nachdem die Ambulanz Davide und einen anderen schwer verwundeten Genossen weg brachten, begann eine Abteilung der Polizei mit den Antikrawallmachermaßnahmen, um „die Verzweiflung“ der Anwesenden „einzudaemmen“. Provokationen gipfelten in Schläge, und Knüppeleinsätze innerhalb des Krankenhauses. Von den verächtlichen und höhnischen Lachen der Trauer derer, die gerade die Nachricht des Todes von Dax erfuhren, kam es zu Agression, vorsaetzlich und letztendlich stellten wir uns wehrlos um quasi die Reaktionen zu verhindern. Sie haben diese Situazion ausgenutzt um gegen die stets verabscheuten „Scheissroten“ [“rossi di merda“] vorzugehen, „einer weniger“ [“uno di meno“], „wir machen euch alle fertig“ [“vi ammazziamo tutti“]. Der Fall wollte es so, dass die Kameras der Notaufnahme zu diesem Zeitpunkt nicht funktionierten und aus diesem Grund eben nicht direkt die grausame Schlägerei, die Schreie der Festgenommenen, nachdem sie blutig zusammengeschlagen wurden, dokumentieren konnten. Eine Bilanz machte offene Kopfwunden, gebrochene Arme, kaputte Zähne, alles dies in diesem tragischen Moment des Todes von Davide.
Schon am nächsten Tag war die groteske Version des Polizeidirektors Boncoraglio parat, um die Arbeit der eigenen Männer zu rechtfertigen: „man versuchte lediglich das verschleppen der Leiche durch die Jugendlichen zu verhindern“. Abweichende Rechtfertigungen, nur um ein Bild von Schlägerei oder Barberei (was hätten wir machen sollen mit der Leiche?) sofort in der Presse von einem politischem Mord in eine „Schlägerei zwischen Tölpeln und Gaunern“ zu transformieren. Ein klarer Versuch Schweigen über diese Sache zu bringen, ein „kleines Diaz“ milanese.
Das gerichtliche Kapitel repräsentiert eine andere offene Wunde.
Die Ermittlungen liefen gegen 4 Genossen und 3 Personen der Ordnungskräfte. Das Gerichtsurteil der Verhandlung vom Februar 2008 setzte eine Strafe von 1 Jahr und 8 Monaten für 2 Genossen, sowie Schadensatzzahlungen von 100.000 € fest. Des weiteren lieferte diese Verhandlung den vollen Freispruch für die Mitglieder der Ordnungskräfte, welche in erster Instanz das Urteil eines Polizisten zu 4 Monaten wegen Amtsmissbrauch (durch ein Video, welches zeigt wie eine Person am Boden liegens zusammengeschlagen wird) und eines Carabnieri zu 7 Monaten wegen Besitzes eines Baseballschlägers (die Straftat ist wegen Verjährung verfallen)mit ansahen. Die Zeugenaussagen des medizinischen Personals, welche sowohl in der Notaufnhame als auch draußen ihren Beistand leisteten und sofort den vielen Verletzten zur Hilfe kamen, zählten nichts. Noch viel weniger zählten die evidenten Aussagen von FreundInnen und GenossInnen Davids, welche allerdings die einzigen Verurteilten sind. Der Staat verdreht die Wahrheit in den Hallen des Gerichtes, und verhängt hinzukommend zu der Gewalt dieser Nacht ein lügnerisches Gerichtsurteil.
Nun zur wohl letzten Verhandlung spricht das Urteil eine klare Bilanz: sämtliche Polizisten und Carabinieris sind frei gesprochen. 2 Genossen wurden zu insgesamt 20 Monaten Gefängnis verurteilt, sowie der Zahlung von 130 000 an das Innenministerium.
Solidarität konstruieren! Wir kennen die Wahrheit!
Dieser Fall zeigt ein weiteres Mal wie der italienische Staat ein vollkommen verfälschtes Bild eines politischen Mordes darstellt und mit seinen Gerichturteilen eine nur zu verurteilende „Gerechtigkeit“ konstruiert, die natürlich und vor allem als ein politischer Gegenschlag zu werten ist.

„Oggi come ieri, teniamo alta la solidarietà e facciamone un‘arma da rivolgere contro stato, magistratura e i loro servi in divisa.
Non dimentichiamo! Non perdoniamo! „
Heute wie Gestern, halten wir unsere Solidarität hoch und richten unsere Waffe gegen Staat, gegen Gericht und ihre Diener in Uniform.
Wir vergessen nicht! Wir vergeben nicht!

Wir kennen unsere Geschichte, wir tragen die Erinnerung in und mit uns!
DAX e vivo e lotta insiema a noi! Le nostre idee non mouriano mai!
Kein Vergeben! Kein Vergessen!
[Teilübersetzung aus dem Prozessaufruf]

Interview mit Paul zur Erinnerungspolitik und die Kontakte Bochum – Mailand.

Azzoncao: Hallo Paul. Wir wollen Dich als unseren Mailandkenner und Italienexperten zu dem Mord an Davide Cesare und die antifaschistische Erinnerungspolitik, die Du schon lange vor der Gründung Azzoncaos im Jahr 2006 gemacht hast, befragen.
Aber erzähl erst einmal wie Du dazu gekommen bist Dich mit linker Politik in Italien zu beschäftigen.

Paul: Zunächst muss ich noch mal sagen, dass es mehr als schade ist, das es Indymedia.Linksunten nicht mehr gibt. Dies nicht nur im Allgemeinen. Auf Linksunten haben wir die letzten neun Jahre ein Großteil unserer Artikel veröffentlicht.
Von 2006 bis 2009 hatten wir unsere Internet-Site auf Nadir bestückt (https://nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao). Dann stiegen diejenigen bei uns aus, die mehr Ahnung von der Technik hatten und unsere Site bedienten. So wechselten wir zu Linksunten und veröffentlichten dort all unsere Artikel. Darüber verwaiste unsere Nadir-Site, die jetzt noch als Archiv für die Jahre 2006 – 2008 online steht. So kam es, dass in den letzten neun Jahren alle unsere Artikel auf Linksunten standen. Auch alle Artikel zu Italien. Zu Davide Cesare und Renato Biagetti, den Besetzungen in Mailand, den G8-Protesten in Genova, die Partisanen-Interviews, zu den Antifa-Aktionen in Italien, und vieles mehr. Es gibt bundesweit vermutlich keine linke Gruppe, die in der Dichte und über eine solch langen Zeitraum über radikale linke Politik in Italien berichtete. Bzw. selber daran beteiligt war. Alle diese Berichte sind nun weg. Wer sich jetzt über die Szene der Sozialzentren in Mailand belesen will, der muss es anderswo machen. Und dieses anderswo gibt es – meines Wissens nach – nicht. Ähnlich steht es um die anderen Themen, über die wir berichteten. Es fehlen die antifaschistischen Reiseberichte aus Frankreich, der Slovakei, dem Baskenland, aus Irland,

Transparent 2008 in Mailand

Russland und die Antifa-Interviews aus Paris, Bilbao, Dublin, Belfast, Amsterdam, Madrid, usw.. Die Interviews mit einem der Organisatoren des G8-Gegengipfels in Genova, einem der Verhafteten und den Eltern von Carlo Giuliani zum 10ten Jahrestag von den Protesten in Genova 2001. Die Berichte der letzten neun Jahre über die Bochumer und Dortmunder Nazi-Szene, über deren Akteure, die Prozess-, Kundgebungs- und Demonstrationsberichte, etc.p.p.
Letzteres ist sehr ärgerlich für die lokalen Antifa-Szenen. Namen, Daten, Fakten, Abläufe, Entwicklungen aus Berichten und Analysen stehen jetzt nicht mehr als öffentliches Archiv zur Verfügung. Und da es zu Bochum außer einem kurzfristigen und recht schwachen Versuch eines Monitorings in den letzten Jahren nichts anderes gab, klafft da eine riesige Lücke.

Naja, und zu Davide Cesare waren diverse Berichte von Kundgebungen und Demonstrationen und das Interview mit seiner Mutter auf Linksunten. Wenn ich mich recht erinnere, stammen, mit Ausnahme eines Berichts im AIB und im AK, alle auf Deutsch verfassten Berichte über Dax von mir. Also das die Umstände von Davide Cesares Ermordungen bekannt wurden, bzw. sind, lag an den jahrelangen Berichten auf Linksunten und diese sind wie die Interviews zu Renato Biagetti, Carlos Palomino, Clement Meric, Feodor Filatov und Timur Kacharava im off des Internets verschwunden.

Azzoncao: Komm mal zur Frage zurück. Wir wollten wissen, wie es dazu gekommen ist, dass Du Dich mit linker Politik in Italien beschäftigst.

Paul: Ok. Ja, sicher. Ich bin seit 1994, seit der Besetzung des Leoncavallo in Mailand jedes Jahr in Italien. Also gut 25 Jahren. Und Ende der 90er habe ich einige Zeit in Mailand gelebt.

Azzoncao: Das war knapp. Geht es etwas detailreicher?

Paul: Italien hat mich seit meiner frühesten Jugend interessiert. Keine Ahnung, ob das an den „Don Camillo und Peppone“ Büchern gelegen hat. Auf jeden Fall hab ich mir in der 80er Jahren schon die linksradikalen Theaterstücke von Dario Fo reingezogen. „Bezahlt wird nicht“, „Zufälliger Tod eines Anarchisten“, „Offene Zweierbeziehung“, „Oper vom großen Hohngelächter“, usw.. Und die ersten Artikel und Bücher über die Autonomia Operaia, die auf Deutsch erschienen. Die Bücher von Nanni Ballestrini natürlich – „Wir wollen Alles“, „Der Verleger“, „Die Unsichtbaren“. Und Sergio Bolognas und Primo Moronis „Die goldene Horde“. Und natürlich Literatur über den italienischen Partisanenkampf – „Bitterer Frühling“, „Die unsichtbaren Dörfer“, usw.. Im Ossola-Tal, am Lago Maggiore, wo die italienischen PartisanInnen 1944 über eine befreite Republik verfügten, und worüber „Die unsichtbaren Dörfer“ handeln, war ich dann Anfang der 90er. Man könnte sagen, da hab ich Blut geleckt. Zehn Jahre später habe ich am Lago und in Mailand Partisanenseminare organisiert.

Azzoncao: Etwas kürzer.

Paul: Was denn jetzt? Kürzer – länger? Entscheidet Euch mal.

Unsere Gruppe „die kleinen Strolche“, die es seit 1990 gab, machte damals Recherchen, Reportagen, Öffentlichkeitsarbeit, arbeitete bei der „Antifa NRW-Zeitung“ mit, organisierte Nachtwachen, Aktionen, Kundgebungen, arbeitete in den antirassistischen Kampagnen gegen die Lager und Abschiebeknäste mit, usw.. Von 1992 bis 1995 hat unsere Gruppe im Kino Endstation des Bahnhof Langendreer ein Antifa-Cafe gemacht. Wir nahmen immer wieder die europäische Rechtsentwicklung mit in das Programm auf. So waren öfters ausländische GenossInnen bei uns zu Gast. Aus Holland, England, Italien, Österreich, den USA, usw.. Und da lag es nicht fern, dass wir auch immer wieder ins benachbarte Ausland fuhren und Kontakt suchten. Also Holland, Frankreich, Belgien. Oder auf Internationale Konferenzen fuhren – nach Berlin, London und Nancy.
Im Jahr 1994 fuhren wir vom Antifa-Cafè in das französische Nancy auf ein internationales Treffen europäischer Antifas. Dort waren auch mein späterer Freund Francesco vom Centro Sociale Leoncavallo aus Mailand und Guido Caldiron, ein antifaschistischer Journalist aus Rom. Ich lud die Beiden ein bei uns im Ruhrpott zu der ersten Mitte-Rechts-Regierung unter Silvio Berlusconi Forza Italia, der Lega Nord und den Faschisten von der MSI zu referieren und organisierte eine Tour durch mehrere Info-Läden im Ruhrpott für die Beiden. Sie sagten aber kurzfristig ab. Bei Guido weiss ich nicht mehr warum. Francesco weil die Lega Nord unter dem damals neuen Bürgermeister Formentini das Leoncavallo räumen ließ. Zwei Wochen später, also Anfang September 1994, nahm ich mir ein paar Tage frei und fuhr spontan nach Mailand. Ich wollte mal die Autonome Szene Mailands kennenlernen. Und da rutschte ich dann in mein „avventura italiana“ hinein. Einen Tag nach meiner Ankunft besetzte ich mit über 100 Leuten das neue Leoncavallo in der via Watteau, das größte Sozialzentrum in Nord-Italien. Da stand ich dann bei Nieselregen auf der ehemaligen Großdruckerei und sah auf hunderte schwerbewaffnete Carabinieri mit Panzerwagen und allem Schnick und Schnack hinab. Die Polizei räumte nicht. Das lag wohl daran, dass zwei Tage später eine italienweite Demonstration der Centri Sociali in Mailand angekündigt worden war. Na, und auf der ging es dann ordentlich zur Sache – die Polizei musste Kniegas geben, um nicht allzuviel Prügel einzustecken.
Sich etwas zu holen, stehen zu bleiben, es zu verteidigen und schließlich noch die Polizei in die Flucht zu schlagen. Das waren ganz andere Töne, als die, die in der BRD seit der Wiedervereinigung angeschlagen wurden. Das hat mich interessiert. Nicht diesen Kuschen, Kleinbeigeben und Sich Arrangieren. Das was die bundesdeutschen Linken und Alternativen jeder Couleur seit dreißig Jahren machen – und dann ihre integrierten und staatlich finanzierten Projekte als emanzipatorisch und kritisch verkaufen. Nee.
Mitte-Ende der 90er Jahre war das Klima in Mailand noch ein ganz Anderes als heute. Eher so wie Mitte der 80er Jahre hier in Deutschland. Die Centri Sociali boten darüber hinaus allen Sparten von Musik und Alternativ-Kulturen einen großen Raum. Die Szene dort war nicht so eine Nur-Politik-Szene wie in Deutschland, sondern vielschichtiger, sozialer, lebendiger. Und das war was ich leben wollte. Wenn schon sich engagieren, dann nicht in autoritär-verkrusteten arrogante auftretenden Minigrüppchen einer retardierenden Autonomen Szenerie, deren großer Teil sich zudem begann zu etablieren. Sondern in einer Bewegung, die noch um etwas kämpfte. Darum bin ich 1998 auch nach Mailand gegangen. Also komplett gegenläufig: sie haben sich arrangiert und integriert – ich habe riskiert und mich de-integriert.

Aber mal chronologisch: Im Dezember 1994 kamen die Mailänder zu uns auf den Kongress und die Demonstration gegen den EU-Gipfel in Essen, wo bei der Demo über 1.000 Menschen von der Polizei verhaftet wurden. 1995 fuhr ich mit einem italienisch-stämmigen Freund nach Norditalien. Wir machten in Parma, Padua, Brescia und Mailand Veranstaltung über die antifaschistische und antirassistische Szene in Deutschland. Dann war ich auf dem „Acqua Caliente“ – Treffen in Venedig, als dort eine erste Delegation der EZLN aus Chiapas auftrat. Im Jahr 1998 lebte ich, wie ja schon gesagt, eine Zeit lang in Mailand, engagierte mich im Leoncavallo und im BULK, war antifaschistisch unterwegs. Recherchierte gegen die Nazis, besuchte das Istoreco in der Reggio Emilia oder das Ultra-Projekt in Bologna, das damals gerade das 2. mal die Mondiale Antirassista gemacht hatte. Suchte die Partisanenorganisation ANPI und die Deportiertenorganisation ANED auf, ging ins Partisanen-Institut, usw.. Und versuchte einen Job zu bekommen. Das war schwerer als ich dachte. Ich musste dann leider zurück kommen, da ich keinen Arbeit fand.

1998 hatte ich Luigi Borgomaneri, einen Historiker des Partisanen- und Zeitgeschichtlichen Archivs ISEC – Istituto per la storia dell’età contemporanea – in Sesto San Giovanni kennengelernt. Er hatte gerade sein Buch über den GeStaPo-Chef Theodor Saevecke herausgegeben und arbeitete als historischer Beirat für das Militärtribunal gegen Saevecke in Turin. Da lag es nahe, dass ich das Thema in Deutschland verlängerte. Ich organisierte Veranstaltungen und publizierte zu dem Thema, war mehrmals auf dem Prozess gegen Saevecke in Turin. Darüber hinaus organisierte ich über mehrere Jahre Fahrten zur Partisanengeschichte nach Mailand und den Lago Maggiore. Am Lago besuchten wir das Casa della Resistenza und alte PartisanInnen erzählten uns von der befreiten Republik. In Mailand machte Luigi Borgomaneri Stadtrundgänge für uns und organisierte Treffen mit sehr bekannten PartisanInnen wie Giovanni Pesce und Onorina Brambilla, und weiteren KämpferInnen. Aber auch unbekanntere wie Enzo Galasi, der als Mitglied der 3. GAP der totale Hammer war. Die Kontakte und die Seminare waren erster Güte. Das hatten wir Luigi Borgomaneri zu verdanken, der selbst Sohn, Neffe und Enkel von PartisanInnen war und in der ganzen Partisanen-Community der Nachkriegszeit in Mailand aufgewachsen war. Darüber hinaus zählt er zu einem der profundesten Historikern, die zur Partisanengeschichte arbeiten. Naja, und über die zahlreichen netten privaten Abendessen dort lernte ich dann auch Vertreter der linken Szene der 70er kennen – Leute von der Lotta Continua, Stadtguerillas der Tupamaros, etc.p.p.. Zeitgleich zu den Fahrten nach Nord-Italien habe ich auch begonnen Veranstaltungen zur Partisanengeschichte in Deutschland organisieren.
Im Jahr 2001 fuhr ich mit Freunden zu den Protesten gegen den G8-Gipfel in Genova. Da sind wir mit viel Glück heil davon gekommen. Anschließend habe ich einige Jahre lang hier Soliveranstaltungen und -aktionen zu Genova organisiert. Im Jahr 2011 habe ich diverse Interviews zu den Ereignissen 2001 in Genova geführt und als eine Art öffentliches Erinnern auf Linksunten publiziert. Für die Interviews bin ich nach Mailand und Genova gefahren. Es war beeindruckend Heidi und Giuliano Giuliani, die Eltern von Carlo Giuliani, zu interviewen. Heidi Giuliani habe ich noch 2016 zum 10ten Jahrestag der Ermordung von Renato Biagetti am Strand von Focene gesehen. Sie wieder zu sehen war schön, aber auch traurig, da sie an Parkinson erkrankt ist. Sie ist sehr untriebig und ihr Hauptengagement besteht darin, die Familien von Opfern von Polizeigewalt und rechter Gewalt miteinander zu vernetzen. Eine großartige Frau.

2003 passierte der Mord an Davide Cesare, der zum Umfeld meiner Mailänder FreundInnen zählte. Kurz nach dem Mord war ich in Mailand und erlebte die Stimmung unter ihnen. Die ganzen rechten Brandanschläge und Überfälle in Norditalien in den Jahren vor dem Mord hatte ich über sie ja schon vorher mitbekommen. Aber das war jetzt was Anderes. Also organisierte ich Solidaritäts-Veranstaltungen in Deutschland, lud Leute aus Mailand, Bergamo und Rom zu Veranstaltungen nach Deutschland ein. Das waren so Kombi-Veranstaltungen zur Repression nach Genova, den aktuellen rechten Attacken und den Mord an Davide.
Ende 2007 war ich wieder mal in Mailand und besuchte meine alten Partisanenfreunde, Enzo, Luigi, usw.. Ich bekam von der geplanten Demo zum 5ten Todestag von Dax mit. Daraufhin sicherte ich uns für den März 2008 im Hausbesetzer-Hostel „Il Postello“ im damaligen CSOA Pergola ein Zimmer für uns. Im März 2008 fuhren wir dann zu sechst nach Mailand und nahmen an der Demonstration zur Erinnerung an Davide Cesare teil. Für unsere Teilnahme an der Demo hatten wir ein Transparent gemalt. Darauf, wie auf meinem Flugblatt, waren die weiteren Morde an Renato Biagetti, Carlos Palomio, Jan Kuchera und Thomas Schulz genannt. Nach einem Solidaritäts-Konzert im Sozialzentrum Baraonda im Stadtteil Segrate nahmen uns die italienischen Bullen dann bei einer Verkehrskontrolle das Auto auseinander. Sie hatten bei uns eine Antifa-Fahne und linke Materialien gefunden. Naja, und wir bekamen von Luigi und Enzo noch ein Privat-Seminar zur Partisanengeschichte Mailands. Ein spannendes Wochenende. Vor allem für die ganzen Teenager, die zum ersten Mal außerhalb Deutschlands unterwegs waren und so eine geballte Ladung linker Geschichte mitbekamen.
Als ich dann im Mai 2008 von einem Streetworker angesprochen wurde, ob ich nicht Jugendliche kennen würde, die Lust auf ein Antifa-Graffito hätten, lag es auf der Hand das ich unsere Gruppe Azzoncao und diejenigen fragte, die mit uns in Mailand gewesen waren. Das Thema für das Graffito lag ebenfalls auf der Hand. Das Espose zum Graffito schrieb ich dann im Herbst 2008. Das Graffito an der Hermannshöhe entstand im Dezember 2008. Mit dem Graffito und den Film „uno di noi“, den ich anschließend zusammen mit einem Freund machte, begann die Zeit der Interviews mit Angehörigen von ermordeten Antifas. Das erste Interview führte ich mit dem Bruder von Renato Biagetti in Rom. Danach mit der Mutter von Carlos Palomino in Madrid. Die Informationen aus diesen beiden Interviews konnten dann noch in den Film einfließen. Das Interview mit der Mutter von Davide Cesare in Mailand, mit der Mutter von Timur Kacharacva in St. Petersburg und der Freundin von Feodor Filatov im Moskau machte ich 2009.

In den letzten zehn Jahren bin ich mehrmals im Jahr in Mailand und Rom, besuche meine Partisanenfreunde, meine Bekannten aus den Centri Sociali und andere Linke, hab einfach Spass mit Ihnen, gehe mit auf Demos – und schreibe manchmal zur aktuellen Politik in Italien. Also das zu meinem Vierteljahrhundert Kontakte nach Italien.

Azzoncao: Ok, das klingt nach einem breiten Spektrum an Erfahrungen, Wissen und Kontakten.

Paul: Tja, es ist auf jeden Fall nicht dieses übliche Gipfel-Jumping und Event-Kultur, was viele Linke betreiben und als Internationalismus ausgeben. Wenn ich mich für etwas interessiere, dann voll – halbe Sachen gibt es nicht.

Azzoncao: War es leicht an die InterviewpartnerInnen zu kommen?

Paul: Für mich ja. Ich war ja bekannt über meinen Einstieg in Mailand. Also das ich das Leoncavallo mit besetzt hatte. Darüber war ich voll in der Aktivisten-Szene und den Centri Sociali integriert, hatte Null Probleme bei anderen Aktionen mitzumachen. So blieben mir keine Türen verschlossen, ich wurde mit genommen, bekannt gemacht, etc.p.p.. Als ich nach der Möglichkeit eines Interviews mit Verwandten von Renato Biagetti fragte wurde ich problemlos in der Antifaszene Roms durch gereicht, so auch in Mailand und darüber in Madrid. Mir eilte sozusagen ein Ruf voraus. Freunde fragten mich, ob ich nicht die Eltern von dem 2008 in Mailand ermordeten Jugendlichen Abdul Guibre aus Burkina Faso und den von der Polizei 2005 ermordeten Federico Aldrovandi interviewen wollte. Aber das schaffte ich dann nicht mehr.
2009 wohnte ein Moskauer Antifaschist bei mir, als er hier seinen Film über die Kämpfe russischer Antifaschisten präsentiert. Da war es dann kein Problem für mich ihn in Moskau zu besuchen und in die Moskauer und St. Petersburger Szene mitgenommen zu werden. Dasselbe System galt bzw. gilt heute noch für Paris, Bilbao, Belfast, Dublin, usw. Ich kenne Leute, die wieder Leute kennen, die …

Azzoncao: Du kanntest als Mailand schon ziemlich gut als der Mord an Davide Cesare passierte?

Paul: Ja, knapp 10 Jahre. Dax zählte zum direkten Umfeld meiner Freunde aus den Centri Sociali. Er kam aus dem O.R.So. – Officina di Resistenza Sociale. Persönlich habe ich ihn nie kennengelernt. Ich war im Leoncavallo, BULK, Metropolix und CSOA Pergola unterwegs. Also in den Stadtteilen Greco und Isola, die jetzt komplett entstellt sind durch die Neubauten der EXPO. Als ich mir 2015 das EXPO-Gelände und meine geliebten Stadtteile angesehen haben, hätte ich heulen können. Nichts von den alten Stadtteilstrukturen, den Straßen, den Gassen und kein besetztes Zentrum ist erhalten geblieben.
Das Officina di Resistenza Sociale, wo Davide mitmachte, lag nahe bei den Navigli, in der Nähe der Porta Ticinese und der Porta Genova. In dem Stadtteil war ich zwar auch unterwegs, aber auf den Wochenmärkten oder zum Abhängen an den Navigli. Nicht in den dortigen Sozialzentren.

Als ich damals am Abend des 16. März 2003 in Mailand anrief, um mich bei Francesco für eine Woche Kurzurlaub in Milano anzukündigen, war er völlig von der Rolle, konnte gar nicht richtig reden. Er meinte nur er könne sprechen und legte auf. Ich war echt besorgt, weil ich ihn nie so erlebt hatte. Ich habe also einen Tag später noch mal angerufen und er erzählte mir alles, was am Abend zuvor passiert war. Also was er über den Angriff wusste, das drei Faschisten die Täter waren, das die Polizei die Rettungskräfte behindert hätten, das Davide vermutlich deswegen starb. Wie sie zum Hospital fuhren und dort die Polizisten die FreundInnen von Dax zusammen schlugen, usw..
Zwei Wochen später war ich dann mit meiner Freundin in Mailand. Die Stimmung unter meinen Mailänder FreundInnen und Bekannten war von Mischung zwischen verzweifelt, wütend und bedrückt. Wir gingen zur Porta Ticinese, wo ein großes Graffito für Davide entstand. Dort traf ich auch Jessica, die ich schon sieben Jahre kannte. Sie hatte eigentlich lange blonde Haare. Nun war die eine Seite kurz rasiert und dort prangte eine lange Narbe aus der noch die Fäden sprießten. Die Polizei hatten auch sie wie ihre FreundInnen im Krankenhaus gejagt, aus Zimmern und unter Krankenbetten hervor gezerrt und auf den Fluren mit Schlagstöcken und Baseballschlägern blutig geschlagen. Ich nahm das Alles sehr bestürzt wahr und hörte mir viele Augenzeugenberichte an. Aber ich konnte nichts machen, war ohnmächtig und wütend. So sammelte ich Zeitungsberichte und machte alle möglichen Fotografien, um diese in Deutschland zu publizieren. Das habe ich dann auch gemacht. Jens Renner vom Ak habe ich damals auch beschickt und er hat einen guten Bericht geschrieben. Und so gut es ging habe ich immer wieder in all den Jahren an Davide über Artikel auf Linksunten erinnert. Mit dem Film „uno di noi“ ist die Geschichte auch ziemlich weit rum gekommen. 2013 bin ich zum 10. Jahrestag auf der großen Gedenk-Demo für Davide gewesen, bei der auch die Eltern von Carlo Giuliani, von Renato Biagetti, Abdul Guibre und viele andere Eltern und Verwandten von durch Nazis oder Polizisten Ermordeter einen eigenen Block bildeten. Dieses Jahr schaffe ich es nicht nach Mailand zu fahren.

Azzoncao: Du hast ja im April 2009 ein Interview mit der Mutter von Davide geführt. Wie war das?

Paul: Ja, ich habe damals Rosa Piro, die Mutter von Dax, im Quartiere Rozzano interviewt. Dabei hat mir noch eine deutsche Studentin geholfen, die besser als ich Italienisch sprach.
Es war wie bei den anderen Interviews. Beklemmend.
Die betroffenen Menschen sind schwer traumatisiert. Nicht nur über den Verlust, sondern vor allem über die Art des Verlustes. Auch die Diffamierung ihrer Kinder durch die Politik, die Presse und die Öffentlichkeit setzt ihnen stark zu. Dann die Häme und die Aggression von Seiten der Rechten. Die mangelnde Solidarisierung bürgerlicher Kreise. Oft sind die Betroffenen auf sich allein gestellt und erfahren nur Zuspruch vom engsten Freundeskreis des Ermordeten.
Ich hatte immer die Sorge, dass ich meine Fragen in den Interviews falsch formuliere. Dass ich unbeabsichtigt die Interviewten verletzen könnte, weil ich noch nicht genug weiß, mich auf falsche Informationen beziehe, ungeschickt frage, oder sonst etwas. Dann war da die Traurigkeit und die Ohnmacht. Wie konnte ich adäquat mit den Gefühlen der Befragten umgehen? Oder auch mit meinen? Zum Beispiel gab es eine Situation bei dem Interview mit der Mutter von Carlos Palomino in dem Stadtteil Vallecas in Madrid. Es waren verschiedene FreundInnen von Carlos anwesend. Plötzlich stand eine junge Frau weinend auf und ging raus. Sie war bei dem Mord in der Metro anwesend gewesen und musste weinen. Da stand allen das Wasser in den Augen. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Ihr Freund ist ihr dann nach gegangen und hat sich um sie gekümmert. Wir anderen haben so gut es geht das Interview weiter geführt. Diese Interview-Fragen berühren Erinnerungen und Gefühle, die alles andere als leicht und unkompliziert sind. Es entstehen Situationen, wo man sich fragt, ob man das Interview nicht unterbricht oder ganz abbricht, weil das die Befragten zu sehr belastet.
Aber dann erlebt man meist, dass die Befragten es sind die das Interview weiter führen wollen, das sie sehr stark sind. Vor allem die Mütter sind oft unglaublich kräftig und mutig. Man merkt, dass sie die Geschichte ihrer Kinder erzählen wollen und um die Erinnerung und den Respekt kämpfen.
Und gleichzeitig merkt man, dass ihnen das entgegen gebrachte Interesse gut tut, ihre Isolation mindert und hilft das Erlebte besser zu verarbeiten. So war zumindest mein Eindruck aus den Interviews.

Azzoncao: Und die Väter?

Paul: Tja, das ist schon merkwürdig. Ich habe nur die Väter von Carlo Giuliani und Timur Kacharava kennen gelernt. Giuliano Giuliani erschien mir in dem Gespräch rationaler als Heidi. Als ob ihm dies besser hilft den Verlust und die Ungerechtigkeit zu bewältigen. Und Timurs Vater stand auf dem Waldfriedhof abseits von uns, hatte eine Sonnenbrille auf und weinte. Später brachte er uns zur Zugstation. Dabei sprach er etwas über seinen Beruf als Philosophielehrer. Er machte einen traurigen und verlorenen Eindruck. Er muss seinen Sohn Timur sehr geliebt haben. Zum Abschluss umarmte ich ihn kurz. Er wirkte überrascht. Als Ex-Offizier der Roten Armee hat er das vermutlich nicht von einem Deutschen erwartet. Sonst waren die Väter abwesend. Ich kann nicht sagen warum. Aber bemerkenswert ist das schon, dass hier die Männer so abwesend und sprachlos waren.

Azzoncao: Was bedeutet für Dich dieses Erinnern?

Paul: Sehr viel. Und das in jeder Hinsicht. Nicht nur was die Unterstützung der hinterbliebenen Familienangehörigen, FreundInnen und Szene-Strukturen angeht. Ganz Allgemein ist Erinnerungsarbeit ein Kernbereich der eigenen politischen und sozialen Identität. Die Vernachlässigung des Erinnerns und das damit einhergehende Nicht-Aufarbeitens, Nicht-Reflektierens und Nicht-Analysierens von Ursachen und Bedingungen von Ereignissen und Abläufen, bedeutet den Verlust an eigener Geschichte, an Bewusstsein und somit auch den Verlust von der Möglichkeit Perspektiven entwickeln zu können. Diese Haltung erzeugt Hilflosigkeit und Ohnmacht. Welche politischen Vorstellungen auch immer, sie verkommen zu appelativen Moralismus. Diese mangelnde Erinnerungsarbeit, dieser Verlust an Geschichte, ist ein fundamentaler Bestandteil der Niederlage der Linken.

Azzoncao: Erklär das genauer.

Paul: Zuerst mal das ohne aktive Erinnerungsarbeit alle diejenigen die von Angriffen und Repression Betroffen sind damit allein gelassen werden. Ihnen gehört das kurzfristige Bedauern. Aber generell werden sie, ihre Angehörigen und FreundInnen, aber auch die Umstände der Taten dem Vergessen preis gegeben. Sie zählen nur für den Augenblick. Ihnen wird kein Wert beigemessen, ihnen wird kein Respekt gezollt und die Würde genommen. Wer so mit den Menschen und ihrem Schicksal umgeht, erzeugt statt Solidarität Utilitarismus und Funktionalisierung, statt Respekt und Würde Gleichgültigkeit und Zynismus. Das zeigt was die betroffenen Menschen den politischen Bewegung und Parteien wert sind. Und das zeigt wiederrum was man von diesen Bewegungen und Parteien zu halten hat. Nämlich Nichts. Diese Bewegungen und Parteien sind so gut wie tot. Für eine solche Bewegung will keine/r auch nur irgendeinen Handschlag tun. Es sei denn er oder sie hat persönlichen Gewinn daran. Wenn hier überhaupt erinnert wird, dann dient dies nicht der Solidarität, sondern der Selbstdarstellung. Es ist eine nützliche Geste zum eigenen Machterhalt – nicht des menschlichen Zusammenhalts.

Und dann auf der allgemeinen Ebene. Ohne Recherchen und Monitoring kann es keine adäquaten Analysen der aktuellen Situation, der Notwendigkeiten und Entwicklung von Strategien geben. Und diese kann es auch nur im Vergleich und der Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Strukturen und ihrer Geschichte geben. Ohne bewussten Umgang mit den sozialen Erfolgen von Bewegungen oder deren Niederlagen und ihren Bedingungen ist man unfähig zu lernen. Ohne Geschichtsarbeit geht Nichts.
Aber das ist heute total out. Ich habe zuletzt in Dortmund erlebt, dass einer zur Geschichte des Aufbau Dortmunder Nazistrukturen meinte „Oh, das ist doch schon 10 Jahre her.“ Das er als Dortmunder gerade deswegen in der braunen Scheiße sitzt ist ihm gar nicht aufgefallen. Sich Gedanken über Strategien und Aufbau der lokalen Nazistrukturen machen, das war in Dortmund vor 10 Jahren genau so out wie heute. Und deswegen haben die Dortmunder Antifas Null Ahnung wie sie den Nazis etwas entgegen setzen können. Ihnen bleibt nur das ineffiziente Emotionalisieren und Skandalisieren übrig. Nachhaltig, planvoll und strategisch lässt sich so keine Politik konzeptionieren. Ihr letzter Demoaufruf zum Naziaufmarsch am 14. April ist ein Offenbarungseid.
Aber diese Betrachtung zur Geschichts- und Erinnerungsarbeit gilt für jedes politische Feld.
Aber das interessiert niemanden. Heute stehen 19 Jährige vor dir und sagen du sollst die Klappe halten sie seien die Antifa. Null politische Erziehung, null linkes Bewusstsein – dafür aber eine um so größere Fresse. Das ist die maßgebliche Kultur, die in den Restbeständen der Szenen wie dem Sozialen Zentrum, Bahnhof Langendreer und Co. herrscht. Vor 30 Jahren wären solche Leute nicht einmal als Mitläufer geduldet worden. Heute nennen sich diese asozialen Typen linksradikal.

Azzoncao: Und wie lässt sich das beheben?

Paul: Bei denen? Das geht nicht, das ist eine Implementierung neoliberal geprägter, psycho-sozialer Strukturen. Das ist mittlerweile szene-immanent. Und wenn Du Dir diese Alsenstraßen-, Kortländer-, Ehrenfeld-Szenen ansiehst, dann durchzieht dieser gelebte grün-alternative Kapitalismus die einzelnen Personen, wie die entstandenen Gemeinwesenstrukturen. Da ist nichts Linkes dran. Nichts Kollektives. Das ist Kommunitarismus a la „meine Straße soll kuscheliger, schöner werden“. Da können auch die Leute mit den gröbsten kapitalistischen Lebenswandel, mit den aggressivsten Rassismus in den Cafes, aber auch den Gruppenräumen verkehren. Da wird über Livestyle-Niveau das Prekariat draußen gehalten, damit sich die Ex-Linken in ihrem Mittelschichtsdasein nicht gestört fühlen. Urban Gardening wird abgefeiert, was wo anders von Prekarisierten seit Jahrzehnten an Bahnlinien und Brachgeländen praktiziert wird. Jetzt machen die Mittelschichtsjugendlichen als Zeitvertreib. Sie deklarieren ihr Hobby als revolutionär und feiern sich medial ab. Man besetzt ein Haus an der Hernerstraße und stolziert am Fenster vermummt auf und ab. Na, und wenn es einem langweilig wird, na dann geht man wieder raus. Ich glaub in der Verwaltung und der Polizei haben sie sich schlapp gelacht über die Besetzung. Viele alte HausbesetzerInnen haben es auf jeden Fall. Das was hier diese Szenen als Aktionen produzieren, galt Anfang der 80er als blanker Revisionismus und Reformismus. Das ist die Neue Mitte, der brauchst du nicht mit linker Geschichtsarbeit kommen. Die wollen die auf gar keinen Fall.

Nee, man muss Gedenk- und Erinnerungsarbeit zu allem machen. Und das leider aus Prinzip und oft allein. Das gelingt natürlich am Besten zu den Themen, die einem nahe liegen. Zu denen man Bezug hat. Auch wenn man damit alleine steht und es schwierig ist. Es wird sich auszahlen. Das was wir als Combo seit über 30 Jahren gegen die örtliche Nazi-Szene machen zeigt ganz klar Erfolg. Und das hat viel mit handfester Arbeit von Recherche, Monitoring, Dokumentation, Analyse und Erinnerungsarbeit zu tun. Der beste Vergleich besteht zu der Entwicklung in Dortmund.
Und selbst in Dortmund waren wir es, die die Geschichte von Thomas Schulz im Jahr 2008 aufarbeiten mussten, da die Dortmunder es 2005 unterlassen hatten die Umstände des Mordes zu dokumentieren. Genau wie wir es 2010 und 2015 waren, die die Geschichte der drei im Jahr 2000 ermordeten Polizisten nachzeichneten und in Dortmund Kundgebungen organisierten.
Was sind wir dafür angegriffen worden, an Polizisten zu gedenken. Was hat sich da für ein Abgrund an inhumanen Denken in der Linken aufgetan. Ein Polizist ist ein Söldner für das jeweilige politische System. D`accord. Aber er ist ein Mensch. Und selbst wenn ein Polizist ein Schwein ist, so gibt das lange niemanden das Recht ihn zu erschießen. Alles andere wäre die implizite Forderung nach der Todesstrafe. Und das kollektiv. Es gibt auch ganz deutlich Unterschiede bei den Polizisten. Und es ist ein großer Unterschied, ob Polizisten Schwarze auf der Wache foltern und ermorden, wie bei Oury Jalloh 2005 in Dessau, oder Leute willkürlich verletzen wie bei den Demonstrationen zu G20 in Hamburg. Oder ob sie wie 2000 in Dortmund die Verkehrsregeln kontrollieren.
Da ermordete 2000 nun ein Nazi aus dem Combat 18 Umfeld drei Polizisten und niemand in ganz Dortmund fällt es ein ihrer zu gedenken. Sind das keine Opfer rechter Gewalt? Die drei PolizistInnen und deren Familien waren die Bauernopfer des Innenministeriums, das lieber den Täter als geistig verwirrt ausgab, als im Verfassungsschutz aufzuräumen, der bis zur Halskrause in dieser Nazi-Szene steckte. Die Menschen, die sich den beschissenen Job eines Polizisten ausgesucht hatten, samt ihrer Familien, wurden von ihrer eigenen Dienstbehörde im Stich gelassen. Es gibt kein besseres Beispiel wie menschenverachtend der deutsche Staat ist. Er schützt nicht einmal die eigenen Angestellten. Aber die Dortmunder Antifas haben auch nicht ein Funken Verstand und Mitgefühl um so etwas zu sehen. Aber auch war bzw. das ist die Folge sich historisch nicht zu verorten zu können.

Azzoncao: Bei dir wird es mit Gedenkarbeit also weitergehen?

Paul: Ja, das spannende, aber wenig amüsante, an historischen Arbeiten ist der Umstand, dass man immer mehr aktuelle Idiotien sieht, die als Links ausgegeben werden, aber nichts weiter sind als private Profitmaximierung des abwirtschaftenden Mittelstands.

Azzoncao: Und Italien?

Paul: Ora e sempre resistenza! Das bin ich schon meinem geliebten Enzo und all meinen anderen italienischen FreundInnen schuldig.

Azzoncao: Na dann, buona futura!


Noch zu findende deutschsprachige Artikel im Internet zu Davide Cesare:

Messer, Knüppel, Lügen (AIB 10.04.2003)
https://www.antifainfoblatt.de/tags/davide-cesare

„Sturmtruppen des Faschismus – Italienische Naziskins terrorisieren Linke“ – (ak 18.3.2005) http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/owl/artikel-einzel/ak493.html
Keinen Schritt zurück – non un passo indietro (AIB 15.04.2015)
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/keinen-schritt-zur%C3%BCck-%E2%80%93-non-un-passo-indietro

Persönlicher Bericht zu Mailand 2008 (23.03.2008)
https://nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/milano2.html
Demobericht zu Mailand 2008 (23.03.2008)
https://nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/milano1.html
con Dax nel cuore – Gedenken in Mailand
http://de.indymedia.org/2008/03/210973.shtml

Flugblatt zum 5. Todestag von „Dax“ in italenisch und deutsch

Einige allgemeine Informationen zur italienischen Politik vor 10 Jahren:
Wo steht Italien? – Teil 1
http://de.indymedia.org/2008/11/233305.shtml
Wo steht Italien? – Teil 2
http://de.indymedia.org/2008/11/233325.shtml?c=on#c537814