Dienstag, den 18. Oktober wird um 18 Uhr im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstraße 17, eine Ausstellung eröffnet, die an den bemerkenswerten politischen Lebensweg von Werner Scholen erinnert. Das Haus der Geschichte des Ruhrgebiets schreibt: »Werner Scholem, geboren 1895 in Berlin, verkörpert die Widersprüche einer Generation. Aufgewachsen in einer Berliner jüdischen Familie startete er mit seinem Bruder Gershom eine Revolte gegen den autoritären Vater und den Chauvinismus des Ersten Weltkrieges. Werner und Gershom diskutierten über Zionismus oder Sozialismus, Auswanderung nach Palästina oder Klassenkampf in Deutschland. Während Gershom nach Jerusalem übersiedelte, sah Werner in der Arbeiterbewegung die Möglichkeit eines «anderen Deutschland» ohne Ausbeutung und Antisemitismus. Scholem ging zur Arbeiterjugend, später zur KPD. Im Frühjahr 1923 bereiste er das Ruhrgebiet in der Hoffnung, aus dem „Ruhrkampf“ würde sich die Vollendung der Novemberrevolution ergeben.
Aufgestiegen zum Organisationsleiter «bolschewisierte» Scholem ab 1924 die KPD nach russischem Vorbild, scheiterte jedoch am Widerspruch seiner Rolle als Revolutionär in einer nichtrevolutionären Zeit. Scholem wurde 1926 als Gegner Stalins aus der KPD ausgeschlossen und von alten Genossen geächtet. 1933 wurde er verhaftet, im Sommer 1940 im KZ Buchenwald ermordet. Seine Frau Emmy entkam 1934 ins britische Exil.
Nach seinem Tod wurde Scholem Gegenstand literarischer Fiktion – Franz Jung, Hans Magnus Enzensberger und Alexander Kluge erhoben ihn in den Rang einer Romanfigur. Leitmotiv war seine Affäre mit der Generalstochter Marie Luise von Hammerstein, die Hitlers Angriffspläne gegen die Sowjetunion nach Moskau weiterleitete. Bis heute halten sich Legenden von Scholem als Agentenführer.«
Das Programm der Ausstellungseröffnung:
Grußworte: Prof. Dr. Stefan Berger, Direktor ISB der RUB und Susanna Capon, Enkelin Werner Scholems
Film Zwischen Utopie und Gegenrevolution – Emmi und Werner Scholem von Niels Bolbrinker (2014, 20 min)
Diskussion Lebenswege – Scholem und die KPD der Weimarer Republik mit Dr. Ralf Hoffrogge, ISB der RUB, und Dr. Marcel Bois, Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg
Ausstellungseröffnung mit Rundgang