Das Bochumer Bündnis für Arbeit und Gerechtigkeit zieht in einer Erklärung ein positives Resümee der heutigen Menschenkette gegen Rassismus und der anschließenden Kundgebung: »Tief im Westen fand der gelungene Auftakt einer bundesweiten Aktion anlässlich des Weltflüchtlingstages statt. An die 8500 Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer und Großeltern formierten eine 3,8 km lange Menschenkette durch die Bochumer Innenstadt. In der Hildegardis-Schule fand gleichzeitig die wahrscheinlich größte Indoor-Menschenkette statt. Die Abiturfeierlichkeiten wurden pünktlich unterbrochen, um sich mit ca. 600 LehrerInnen, AbiturientInnen und ihren Angehörigen an der Aktion zu beteiligen. Bei rechtzeitig einsetzendem Sonnenschein sendete Bochum Hand in Hand ein deutliches Signal der Solidarität. Ein Zeichen, vor Hass und Vorurteilen nicht zurückzuweichen, den Flüchtlingen Mut auf ein menschenwürdiges Leben zu machen und die vielen ehrenamtlich Helfenden in ihrem Engagement zu stärken.
Über 100 Organisationen und Verbände unterstützten das Bochumer Bündnis bei der Mobilisierung und Aufstellung der Menschenkette. Gemeinsam machten Sie es möglich, dass pünktlich um 12.30 Uhr die Kette geschlossen wurde. Emotional wurde es, als die Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen für 5 Minuten läuteten und damit die Aktion für die Bochumer auch unüberhörbar machten. Danach ging es für Viele der Teilnehmenden unter musikalischer Begleitung in Richtung Dr.-Ruer-Platz, an dem die Kundgebung stattfand. Dort eröffnete die örtliche ver.di Chefin Gudrun Müller für das Bochumer Bündnis den 2.Teil des Aktionstages und zeigte sich überglücklich über die Beteiligung von so vielen, die Flagge gezeigt haben.
Der ver.di Vorsitzende Frank Bsirske betonte auf einem gut gefüllten Platz die Notwendigkeit die Fluchtursachen zu beseitigen, damit kein Mensch gezwungen ist, seine Heimat zu verlassen. Unter anderem sind es unsere EU-Freihandels- und Wirtschaftspolitik sowie die Waffenexporte in Krisenregionen, die die lokalen Märkte zerstören und dafür verantwortlich sind, dass 60 Mio. Menschen weltweit auf der Flucht sind, von denen gerade mal 0.2% bei uns ankommen. Der Gewerkschafter lobte das großartige zivilgesellschaftliche Engagement und verurteilte scharf die Angriffe auf Flüchtlingsheime. „Solche Angriffe auf schutzsuchende Menschen sind bösartig, erbärmlich und gemein. Wer Flüchtlingsheime angreift, ist ein Verbrecher!“ Er wünschte sich für unsere Gesellschaft die Sichtweise eines 5-jährigen Kindes, das auf die Frage, ob es in seiner KiTa Ausländer gebe, antwortete: „Nein, nur Kinder!“.
Chupa Cabras, die energiegeladene Latin-HipHop-Reggae Musikband aus Cologne, brachte im Anschluss den gefüllten Dr.-Ruer-Platz zum Tanzen. Daraufhin kam Tareq Alaows, Sprecher des „Refugees-Strike“ zu Wort. Er fragte, ob einige Menschen eigentlich von ihm erwarten, dass er sich für seine Nationalität oder Hautfarbe, die sich niemand aussuchen könne, entschuldigen müsse. Er kritisierte, dass in Deutschland zwischen guten und schlechten Flüchtlingen unterschieden würde, je nachdem aus welchem Land sie kommen. Die einen dürften bleiben, die anderen würden abgeschoben. „Warum machen eure Gesetze da Unterschiede?“, fragte er und forderte die Anwesenden auf, sich für alle Flüchtlinge gleichermaßen zu engagieren.
Die anschließende Rednerin Annette Kurschuss, seit 2012 Präses der evangelischen Kirche Westfalen, freute sich darüber, dass in Bochum nicht nur über geflüchtete Menschen geredet wird, sondern sie selbst zu Wort kommen. Sie betonte, dass die kommenden Menschen keine Naturkatastrophen sind, die als Fluten oder Ströme zu uns kommen, sondern, dass Menschen mit einzelnen Gesichtern zu uns kommen, die nicht in Sorten einzuteilen sind. Sie zeigte sich begeistert über die großartige Beteiligung der „Menschenkinder“, da alle wichtiger Glieder in der Menschenkette waren. „Zu den Menschen im Pott gehören Currywurst und Döner, aber auch Maloche und Menschlichkeit“. Trotz des einsetzenden Platzregens gelang es dem Kabarettisten Thilo Seidels mit vielen pointierten Aussagen zu Rassismus, AfD und Erdogan, die Menschen auf dem Platz zu halten. „Was ist eigentlich richtig deutsch? Die Blutkörperchen sind wahrscheinlich schwarz, rot, gold und tragen einen Fahrradhelm.“
Die letzten mahnenden Worte kamen von Bianca Schmolze, von der Medizinischen Flüchtlingshilfe und Birgit Naujoks vom Flüchtlingsrat NRW, die auf die Verachtfachung von Übergriffen auf Flüchtlingsheimen in NRW hinwies, und damit deutlich machte, dass es sich bei rassistisch motivierten Gewalttaten keineswegs um ein ostdeutsches Phänomen handelt. Gudrun Müller beendete ihrer Part der Moderation, mit dem Hinweis, dass am morgigen Sonntag bereits wieder das Bochumer Engagement gefragt ist, um „DaSKuT“ (Deutschland asylfreie Schulen, Kindergärten und Turnhallen), die auf dem Husemannplatz um 17.00 Uhr demonstrieren, zu verdeutlichen, dass solche Ideologien und Parolen in Bochum keinen Nährboden finden. Die Moderation übernahm nun Vicki Marschall für den anschließenden 3.Teil : das Flüchtlingsfest des Bochumer „Initiativkreis Flüchtlingsarbeit“ . Von nun an sorgten viele verschiedene Flüchtlingsgruppen mit viel Tanz, Musik, mit vielen unterschiedlichen Instrumenten und Gesangsstilen für ausgelassene Stimmung. In einer Talkrunde wurde es zwischendurch kurz etwas ernster, als die Bochumer Abschiebepraxis am Beispiel von Erwin problematisiert wurde und für alle auf dem Platz nochmal deutlich wurde: „Kein Mensch ist illegal!“.«
Peinlich wurde es, als diverse SPD-Fähnchenschwenker fröhlich in die Kameras blickten.
Meinen die ihr Engagement eigentlich selber ernst?
Im Bundestag, den Landtagen, dem Euro-Parlament stimmen sie jedem Gesetz gegen Flüchtlinge zu,schicken NATO und Frontex zur Flüchtlingsabwehr ins Mittelmeer, verstümmeln das Asylrecht bis zur Unkenntlichkeit, ernennen Diktaturen zu sicheren Staaten und füttern ebensolche Regime mit Waffen.
Und vor Ort schwenken sie Fähnchen.