Auf der facebook-Seite von Refugee Strike Bochum wird berichtet: »Die Stadt Bochum ist – zumindest vorerst – mit ihrer Strategie gescheitert, die aktiven Geflüchteten in der Querenburger Straße mit Drohungen und Einschüchterungsversuchen dazu zu bringen, in die Industriezelte auf dem Kalwes umzuziehen. An der Turnhalle bei der Hans-Böckler-Schule wird weiterhin jede Menge Unterstützung benötigt. Ein Bericht über die Ereignisse am Mittwoch, den 1. Juni: Bis am frühen Nachmittag wurden die Aktiven von verschiedenen Instanzen bearbeitet: Vertreter des Sozialamtes, die Leiterin der Industriezelt-Unterkunft, und schließlich erneut Stadtdirektor Michael Townsend kamen zur Turnhalle. Die Drohungen vom Vortag standen weiterhin im Raum: Townsend hatte damit gedroht, die Turnhallen-Unterkunft gewaltsam durch die Polizei räumen zu lassen, und außerdem den Protestierenden sämtliche Leistungen zu entziehen, wenn sie nicht in die Zeltunterkunft weit außerhalb der Stadt umziehen.
Die Geflüchteten erklärten, dass sie sich, wie von der Stadt gewünscht, die Verhältnisse dort vor Ort angesehen haben. In den krass eng belegten Zeltkammern sei ein erträgliches Leben jedoch schlicht nicht möglich. Menschen, die vorgestern dort hin transportiert worden sind, sind mit Tränen in den Augen zu dem Protest an der Querenburger Straße zurückgekehrt, andere haben die Nacht bei Bekannten in der Stadt verbracht, um nicht in der Industriezelt-Unterkunft weit außerhalb der Stadt bleiben zu müssen. Die Aktiven forderten weiter menschenwürdige Lebensverhältnisse, und dass sich ihre Situation durch eine Verlegung verbessern und nicht weiter verschlechtern dürfe.
Angesichts großer Aufmerksamkeit der Medien und viel Unterstützung von solidarischen Menschen hat die Stadt ihre Drohung der gewaltsamen Räumung der Turnhallenunterkunft nicht umgesetzt. Stattdessen teilte Stadtdirektor Townsend mit: Die Stadt werde die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter abziehen, nicht mehr für Verpflegung und Reinigung der Unterkunft sorgen und außerdem alles nicht mehr benötigte Inventar aus der Unterkunft räumen. Gleichzeitig hat die Stadt allerdings wohl gemerkt, dass die angedrohte Streichung aller Mittel und der Versuch des Aushungerns der Protestierenden illegal wäre – jedenfalls wurde den Protestierenden zumindest abstrakt zugesagt, dass sie das ihnen zustehende Essensgeld fortan ausgezahlt bekommen. Ihnen wurde allerdings gleichzeitig verboten, in der Halle zu kochen. Wann oder wie sie die Auszahlungen von sechs bis sieben Euro pro Tag erhalten, ist bisher unklar, so dass ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer heute erneut gemeinsam mit den Aktiven selbstständig ein Abendessen organisiert haben.
Wie geht es jetzt weiter?
- Unterstützung wird vor Ort weiterhin dringend benötigt! Auch wenn es aktuell so aussieht, als ob eine gewaltsame Räumung nicht unmittelbar bevor steht, bleibt die Situation prekär.
- Benötigt werden aktuell neben helfenden Händen und einfacher Anwesenheit bei der Unterkunft vor allem Lebensmittel – also Sachen zum essen, die nicht noch vor Ort gekocht werden müssen. Auch das Frühstück für den morgigen Donnerstag, 2. Juni, ist noch nicht organisiert.
- Die Aktiven organisieren sich in ihrer Unterkunft weiter, um für ihre Rechte zu kämpfen.
- Das nächste Plenum findet am Donnerstag um 18.30 Uhr statt. Wenn ihr Zeit habt, kommt bitte vorbei! Wenn ihr gerne den Protest unterstützen wollt, aber noch nicht wisst, wie ihr das konkret tun könnt, dann ist das euer Anlaufpunkt.
- Außerdem sind alle herzlich eingeladen, auch den Tag über zur Querenburger Straße 35 zu kommen, um die Bewohner zu unterstützen!«