Donnerstag 12.05.16, 06:21 Uhr

Kritische Fragen an den Vonovia-Vorstand


Das Mieterforum Ruhr wird bei der heutigen Hauptversammlung der Vonovia u.a. durch Knut Unger präsent sein. Als Vertreter einer Kleinaktionärin wird er kritische Fragen zum Geschäftsbericht 2015 sowie zu den Vorschlägen von Vorstand und Aufsichtsrat zur Ausgabe neuer Aktien und Wandelanleihen stellen. Dabei geht es nicht nur um Mieterhöhungen und die drohende „Immobilienblase“, sondern auch um die Arbeitsbedingungen der MitarbeiterInnen. In einer Pressemitteilung erklärt das Mieterforum dazu: »Konkret will der „kritische Mieteraktionär“ unter anderem wissen, in welcher Höhe über die Betriebskostenabrechnungen Verwaltungs- und Steuerungskosten des Konzerns auf die Mieter abgewälzt werden und in welcher Höhe über die Betriebskostenumlage Gewinne erzielt werden.
Weitere Fragen richten sich auf die Konzernrendite, die mittels standardisierter Modernisierungen und deren Durchführung durch eigene Beschäftigte erzielt wird, bzw. auf die Folgen dieser Maßnahme für die Miete, die MieterInnen, sowie auf die Lage der Beschäftigten.
Gefragt werden wird auch, ob der Vorstand den DAX-Konzern auf Dauer zu einer tarifvertragsfreien Zone ausbauen will und welche sozialen Kosten die Verlagerung des Kundencenters von Bochum nach Duisburg über den Kopf der 664 betroffenen Beschäftigten hinweg verursacht.
Aus der Ausgabe neuer Aktien in den letzten beiden Jahren verfügte die Vonovia Ende 2015 über eine Liquiditätsreserve von 3,1 Mrd. Euro. Angesicht der gescheiterten feindlichen Übernahme der „Deutsche Wohnen“ stellt sich dem kritischen Mieteraktionär damit die Frage, wozu Vorstand und Aufsichtsrat ein neues genehmigtes Kapital im Umfang von 168 Tsd. Aktien schaffen wollen, wobei die direkten Aktionäre zu Gunsten von Inhabern der umfangreichen Schuldverschreibungen vom Bezug ausgeschlossen werden können. Sehr kritisch gesehen werden muss in diesem Zusammenhang auch die angestrebte Ermächtigung des Vorstandes zur Ausgabe von neuen Schuldverschreibungen in Höhe von 7 Milliarden Euro. „Welche Verwässerung ihrer Anteile droht damit den langfristig orientierten Kleinaktionären?“ fragt Unger. „Welche Risiken entstehen aus der Aufblähung von Wandelschuldverschreibungen für das Unternehmen, die Mieter, die Beschäftigten?“
Aus Sicht langfristig orientierter Aktionäre und Mieter muss auch gefragt werden, wieso 438 Mio. Euro Dividende ausgeschüttet werden können, obwohl dieser Betrag den Überschuss der Mieterlöse über den operativen Aufwand und die Zinsen übersteigt. Nur durch Wohnungsverkäufe und fiktive Werterhöhungen sei die Ausschüttung gedeckt. „Ist es Teil des Geschäftsmodells des Vorstandes, die Dividende aus immer neuen Kapitalerhöhungen und zu Lasten der Substanz des Unternehmens zu finanzieren?“, will der Kleinaktionär wissen.
Vonovia ist das größte Wohnungsunternehmen Deutschlands und verfolgt eine aggressive Wachstumsstrategie, die letztes Jahr in der gescheiterten Übernahme der Konkurrentin Deutsche Wohnen einen Dämpfer erlitt. Kritischen Mieter-Aktionäre, die z.B. auch bei der Deutschen Wohnen Fragen im Sinne der Kleinanleger, Mieter und Mitarbeiter stellen, werden von Mietervereinen und von Mieterinitiativen wie Kotti & Co. aus Berlin unterstützt.«