Sonntag 03.05.15, 22:29 Uhr

Emel Aydogdu auf der DGB-Kundgebung am 1. Mai 2015 in Bochum


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in den letzten Wochen mussten über 1.000 Menschen die Flucht nach Europa mit ihrem Leben bezahlen. Das ist leider auf dem Mittelmeer Normalität geworden. Diese Ereignisse sind menschenUNwürdig und katastrophal.
Erwachsene, wie Kinder und Jugendliche sind gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Sie suchen in Europa Zuflucht vor jeglicher Gewalt und Todesängsten. Menschen wie wir. Menschen wie du und ich.
Aber was machen wir? Wir schotten sie ab!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist erbärmlich, dass die EU immer noch nicht handelt. Ein intensives und praktisches Handeln sollte auf deren Tagesordnung stehen. Sie versuchen die Grenzen zu sichern. Es gibt keine effektiven Lebensrettungsmaßnahmen. Wir sind in der Pflicht einen Rettungsplan umzusetzen. Auch wenn sich die EU letzte Woche getroffen hat gibt es immer noch keine Lösung für das Problem auf dem Mittelmeer. Das Treffen der Regierungschefs war keine Lebensrettungsoperation, sondern galt lediglich der Gesichtswahrung. Das war und ist Augenwischerei.
Der Fokus muss auf das gesamte Mittelmeer gerichtet sein. Perspektiven für Flüchtlinge müssen her. Wir wollen keine Abschottungspolitik, sondern eine Willkommenskultur.
Geld darf keine Rolle spielen! Hier geht es um Menschenleben und nicht um Grenzschutz. Die Menschen müssen gerettet werden und nicht auf dem Mittelmeer begraben.
Seit Jahresbeginn sind bereits mehr als 1.700 Flüchtlinge ums Leben gekommen. Wie viele Menschen müssen noch auf dem Mittelmeer sterben? Wie oft muss ein Kind dabei zusehen, wie die eigene Mutter ertrinkt? Solche Tragödien müssen verhindert werden. Das darf nicht mehr passieren. Wir stehen in der Pflicht das zu verhindern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
und wenn es Menschen doch nach Europa geschafft haben, was finden sie hier vor? Irgendwelche Gruppierungen wie Pegidas, die mit rassistische Parolen gegen Schutzsuchende Menschen demonstrieren. Nationalsozialisten, die Wohnheime in Brand setzen. Nächste Woche jährt sich zum 70mal die Beendigung des zweiten Weltkriegs. Wir wissen alle was in der Vergangenheit für ein Massaker in Deutschland passiert ist. Sowas darf nicht mehr passieren. Es kann doch nicht sein, dass die dritte Generation der Gastarbeiter immer noch Opfer von rassistischen Angriffen wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, diese Menschen leben hier, arbeiten hier, sind deutsche Mitbürger und gehören zu dieser Gesellschaft. Menschen, die hergekommen sind werden auch unsere Gesellschaft mitgestalten.
Hautfarbe, Religion und Herkunft sollten doch keine Rolle spielen. Wir sollten eine Willkommenskultur schaffen. Diskriminierung und Ausgrenzung müssen wir bekämpfen. Alle Menschen sind gleichwertig. Der Kulturaustausch macht uns nur reicher und dafür müssen wir uns einsetzen. Wir haben noch einiges zu tun. Lasst uns das gemeinsam anpacken. Glück auf!