Dienstag 07.10.14, 12:50 Uhr

Kraftwerks-Dreckschleudern stilllegen


vom Anti-Atom-Plenum Bochum
Der Demo-Aufruf von ver.di für den Erhalt fossiler Kraftwerke beschreibt ein Problem, das durch die stümperhaft umgesetzte Energiewende entstanden ist, nämlich dass sich „modernste und effizienteste Gas- und Kohlekraftwerke bei allen Energieversorgungsunternehmen aufgrund der zunehmenden Einspeisung von Wind- und Solarstrom im bestehenden Strommarkt nicht mehr rechnen und deshalb stillgelegt zu werden drohen“. Fatal ist, dass ver.di nicht das eigentliche Problem benennt und die Forderung der großen Energieversorgungsunternehmen(EVU) kritiklos übernimmt.
Die EVU wollen, dass ihre bereits abgeschriebenen fossilen Dreckschleudern möglichst lange weiterlaufen und Profite bringen. Sie arbeiten in der Tat erheblich preisgünstiger als moderne umweltfreundlichere Kraftwerke. Die Politik wäre jetzt gefordert, dafür zu sorgen, dass die Dreckschleudern, die vor allem Braunkohle verheizen, stillgelegt werden und die ökologisch effizienteren Kraftwerke weiterlaufen können. Als Erpressungspotential dient aktuell, die durch das sture Festhalten der 4 Strommonopolisten und der Steag an der Kohleverstromung hervorgerufene Verluste und der damit einhergehende Verfall der Aktienkurse. Das macht insbesondere im Ruhrgebiet Probleme, da die Städte große Pakete an RWE Aktien besitzen und die Steag komplett übernommen haben. Wie sicher sich die Lobbyisten der Stromkonzerne sind, ihre Forderung nach einem Kapazitätsmarkt, der die Einspeisung und Erzeugung von Ökostrom begrenzen soll, durchzusetzen, war z.B. auf der Jahrestagung des Instituts für Berg- und Energierecht in Bochum zu spüren, an der auch Stadtwerkechef Wilmert teilnahm. Ein weiterer Beleg dafür, wie stark die Lobbyisten ihre Macht einschätzen, ist die Übernahme eines 31 Jahre alten Kohlekraftwerks letzte Woche durch die Steag. Ein Deal der so gar nicht zu dem angeblichen Erneuerungsprozess dieses Konzerns passt, aber durch den erwarteten regulativen Eingriff in den Strommarkt seinen Sinn bekommt. Alle unabhängigen Institute sehen die Stromversorgung und die Netzstabilität bis mindestens 2018 als gesichert an. Der Preisverfall ist durch Überkapazitäten bedingt, die durch den Weiterbetrieb der alten und abgeschriebenen Dreckschleudern entstehen. Wahrscheinlich wird es aber nie eine Gewerkschaft schaffen, klar und deutlich zu erklären, dass es sinnvoll ist, wenn Arbeitsplätze verschwinden, z. B. bei veralteten Kraftwerken.

Lesenswertes:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Energiewende und Versorgungssicherheit: Deutschland braucht keinen Kapazitätsmarkt

Präsentation zum Thema: „Runderneuerte Energiewende? Prof. Dr. Justus Haucap, Universität Düsseldorf Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie (DICE) Runderneuerte Energiewende?“

Naturstrom: Deutsche Industrie lehnt Kapazitätsmärkte ab