Samstag 28.06.14, 19:07 Uhr

Überwachung per SMS


Die Rote Hilfe Bochum/Dortmund berichtet auf ihrer Webseite: »Die Zahl der Han­dyor­tun­gen durch so ge­nann­te „stil­le SMS“ ist in den letz­ten Mo­na­ten ra­sant an­ge­stie­gen. Spit­zen­rei­ter beim Ein­satz der Über­wa­chungs­tech­nik in NRW sind die Po­li­zei­prä­si­di­en Dort­mund und Bo­chum mit 20.​512 bzw. 10.​649 SMS im 1. Quar­tal 2014. Dies geht aus der Ant­wort des NRW-​In­nen­mi­nis­te­ri­ums auf eine Große An­fra­ge der Pi­ra­ten­frak­ti­on geht her­vor, in der erst­mals auch Zah­len für die ein­zel­nen Städ­te vor­ge­legt wur­den. Durch stil­le SMS wer­den in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den Ver­bin­dungs­da­ten er­zeugt, die an­schlie­ßend aus­ge­wer­tet wer­den. So kön­nen Han­dys ge­or­tet wer­den, ohne dass die Be­nut­zer*innen etwas davon be­mer­ken.

Wie viele Per­so­nen tat­säch­lich von den Über­wa­chungs­maß­nah­men be­trof­fen sind, dar­über schweigt sich das In­nen­mi­nis­te­ri­um al­ler­dings aus. Laut In­for­ma­tio­nen der WAZ wer­den pro über­wach­tem Mo­bil­te­le­fon un­ge­fähr 100 stil­le SMS ver­sandt. Die Tech­nik wurde in NRW 2006 mit der Be­grün­dung ein­ge­führt, die Er­mitt­lungs­be­hör­den be­nö­tig­ten ein In­stru­ment um Ver­däch­ti­ge „schwe­rer Straf­ta­ten“ zu über­wa­chen. Das dies auch dazu be­nutzt wird um linke Struk­tu­ren aus­zu­spio­nie­ren ist nicht aus­zu­schlie­ßen.

Auch Zah­len für durch­ge­führ­te Funk­zel­len­ab­fra­gen und den Ein­satz so ge­nann­ter IM­SI-​Cat­cher wur­den erst­mals vom NRW-​In­nen­mi­nis­te­ri­um vor­ge­legt:


Durch­füh­rung von Funk­zel­len­ab­fra­gen:

2011 2012 2013 2014 (bis 20.3.)
Bo­chum 57 77 91 37
Dort­mund 45 70 60 9
NRW ge­samt 2674 3545 4145 972


Ver­schi­ckung von stil­len SMS:

2011 2012 2013 2014 (bis 20.3.)
Bo­chum 2.956 4.857 20.​216 10.​649
Dort­mund 21.​958 23.​781 29.​633 20.​512
NRW ge­samt 245.​383 276.​094 309.​316 88.​629


Ein­satz von IM­SI-​Cat­chern:

2010 2011 2012 2013
Bo­chum 1 0 5 9
Dort­mund 3 3 9 3
NRW ge­samt 118 104 200 154

Einen wirk­sa­men Schutz gegen diese Über­wa­chungs­tech­ni­ken gibt es nicht. Al­ler­dings kann die Hürde für die Er­mitt­lungs­be­hör­den hoch ge­setzt ge­setzt wer­den, etwa indem po­li­ti­sche Ak­ti­vist*innen Pre­paid-​Kar­ten be­nut­zen, wie sie in jedem Le­bens­mit­tel­dis­coun­ter er­hält­lich sind, und diese auf ein Pseud­onym re­gis­trie­ren. Au­ßer­dem macht es Sinn, das ei­ge­ne Handy nicht auf Po­lit-​Tref­fen und Demos mit­zu­neh­men oder zu­min­dest – wenn mög­lich – aus­ge­schal­tet zu las­sen.«