Dienstag 13.08.13, 16:16 Uhr

Typisches Beispiel eines Finanzinvestors


„Erneut schlechte Nachrichten für Bochumer Beschäftigte“ unter dieser Überschrift hatte die IG Metall in der vergangenen Woche zum Pressegespräch geladen. Doncasters Precision Castings – der Hersteller von Turbinenschaufeln für Flugzeugtriebwerke und stationäre Gasturbinen – beschäftigt derzeit 464 Frauen und Männer und kündigte weiteren Personalabbau durch Entlassungen an. Konkret geht es nach den Plänen der Werksleitung darum, 62 Beschäftigte der Stammbelegschaft zu entlassen. Bis Ende Juni wurde bereits für 90 Beschäftigte einer Leiharbeitsfirma ihre Tätigkeit bei Doncasters beendet.  Begründet wird die drastische Verkleinerung der Belegschaft mit dem Auftragsrückgang diverser Kunden u.a. von RollsRoyce und Siemens. Am Anfang des Jahres lautete die Umsatzplanung noch 87 Mio. €, diese wurde im Mai auf 78 Mio. € korrigiert und liegt aktuell bei 81 Mio. €.
Insgesamt sollen Ende des Jahres also 150 Beschäftigte weniger bei Doncaster arbeiten als Anfang 2013. Der Betriebsrat sieht keine Notwendigkeit für diese zusätzlichen Entlassungen und hat berechtigte Zweifel, dass unter diesen Bedingungen die Umsatzziele erreicht werden können.
Die Werksleitung in Bochum beruft sich ausschließlich auf die Vorgaben des Vorstandes. Dieser habe den Auftrag erteilt, Maßnahmen zur „Restrukturierung“ zu ergreifen. Diese „Restrukturierung“ beinhaltet den geplanten Personalabbau und die mögliche Verlagerung von Bearbeitungstätigkeiten in Doncasters-Fabriken in den USA.
Doncasters hat Fabriken in England, Deutschland Frankreich und den USA und  gehört der „Dubai International Capital-DIC“. Dieser Finanzinvestor ist bekannt für die Forderungen nach hohen Gewinnen (Umsatzrendite). In 2013 soll die Umsatzrendite bei Doncasters Bochum 20 % (!) erreichen, und daran soll es keine Korrekturen geben. Mit Verzicht auf nur wenige Prozente Gewinn ließen sich vorübergehend und dauerhaft auch Zeiten schlechter Auftragslage  zur Sicherung von Arbeitsplätzen überbrücken. Für so eine Geschäftspolitik gibt es im Moment keine Anzeichen, im Gegenteil: Die 20 % Umsatzrendite sind für „DIC“ unverzichtbar.
Der Betriebsrat hat alle Pläne zum weiteren Personalabbau zurückgewiesen, lehnt jede Mehrarbeit ab und verweigert die Zustimmung zu innerbetrieblichen Versetzungen. Im Betriebsrats-Info vom 9.8. wird von der Werksleitung ein Zukunftskonzept verlangt, was Sicherung von Arbeitsplätzen beinhaltet und nicht deren Abbau:“Die Belegschaft braucht Sicherheit. Sie ist gewillt, alle Probleme anzupacken und zu lösen. Aber dafür muss deutlich feststehen, dass alle Beschäftigten auch für die Geschäftsführung zukünftig noch die Belegschaft von morgen ist.“
Eine Lösung des Konflikts ist derzeit nicht ansatzweise in Sicht. Der Betriebsrat wird um jeden Arbeitsplatz kämpfen.